Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

Bild:
<< vorherige Seite

ob wir sie schon nicht absonderlich begreif-
fen/ mit demuth zuverehren sind. Wor-
auß billich diese bereitwilligkeit in unserer
seelen seyn muß/ daß wir/ ob es müglich
wäre/ solcher empfindung wider GOttes
wolgefallen zugeniessen/ dannoch auß liebe
zu dem HERRN derselben lieber entra-
then/ als seinem willen entgegen seyn wolten.
Stehet ein hertz also/ so stehet es recht/ und
in dem höchsten frieden/ ob schon keine füh-
lung da wäre. Es wird aber der HERR
demselben desto eher und lieber das jenige gut
widerfahren lassen/ dessen es seinet willen
sonsten gern manglen wolte: und würde
den meisten angefochtenen eben damit am
besten und ehisten gerathen/ und ihre hertzen
zufrieden gebracht/ wo sie sich resolviren
könten/ nicht mit vieler angelegenheit/ wo
der wille deß HERRN das gegentheil zu
wollen scheinet/ den empfindlichen trost
und frieden zusuchen/ sondern sich auch
solches verlangens umb des HErrn willen
zubegeben/ da würde gewißlich von dem
HErrn dessen mehr erlangt werden/ auff
das man sich zu verzeihen gedencket: wie
hingegen das allzueyffrige und ungedultige
trachten nach dem gut/ das mit gedult er-

wartet
E 7

ob wir ſie ſchon nicht abſonderlich begreif-
fen/ mit demuth zuverehren ſind. Wor-
auß billich dieſe bereitwilligkeit in unſerer
ſeelen ſeyn muß/ daß wir/ ob es muͤglich
waͤre/ ſolcher empfindung wider GOttes
wolgefallen zugenieſſen/ dannoch auß liebe
zu dem HERRN derſelben lieber entra-
then/ als ſeinem willen entgegen ſeyn wolten.
Stehet ein hertz alſo/ ſo ſtehet es recht/ und
in dem hoͤchſten frieden/ ob ſchon keine fuͤh-
lung da waͤre. Es wird aber der HERR
demſelben deſto eher und lieber das jenige gut
widerfahren laſſen/ deſſen es ſeinet willen
ſonſten gern manglen wolte: und wuͤrde
den meiſten angefochtenen eben damit am
beſten und ehiſten gerathen/ und ihre hertzen
zufrieden gebracht/ wo ſie ſich reſolviren
koͤnten/ nicht mit vieler angelegenheit/ wo
der wille deß HERRN das gegentheil zu
wollen ſcheinet/ den empfindlichen troſt
und frieden zuſuchen/ ſondern ſich auch
ſolches verlangens umb des HErrn willen
zubegeben/ da wuͤrde gewißlich von dem
HErrn deſſen mehr erlangt werden/ auff
das man ſich zu verzeihen gedencket: wie
hingegen das allzueyffrige und ungedultige
trachten nach dem gut/ das mit gedult er-

wartet
E 7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0121" n="109"/>
ob wir &#x017F;ie &#x017F;chon nicht ab&#x017F;onderlich begreif-<lb/>
fen/ mit demuth zuverehren &#x017F;ind. Wor-<lb/>
auß billich die&#x017F;e bereitwilligkeit in un&#x017F;erer<lb/>
&#x017F;eelen &#x017F;eyn muß/ daß wir/ ob es mu&#x0364;glich<lb/>
wa&#x0364;re/ &#x017F;olcher empfindung wider GOttes<lb/>
wolgefallen zugenie&#x017F;&#x017F;en/ dannoch auß liebe<lb/>
zu dem HERRN der&#x017F;elben lieber entra-<lb/>
then/ als &#x017F;einem willen entgegen &#x017F;eyn wolten.<lb/>
Stehet ein hertz al&#x017F;o/ &#x017F;o &#x017F;tehet es recht/ und<lb/>
in dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten frieden/ ob &#x017F;chon keine fu&#x0364;h-<lb/>
lung da wa&#x0364;re. Es wird aber der HERR<lb/>
dem&#x017F;elben de&#x017F;to eher und lieber das jenige gut<lb/>
widerfahren la&#x017F;&#x017F;en/ de&#x017F;&#x017F;en es &#x017F;einet willen<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten gern manglen wolte: und wu&#x0364;rde<lb/>
den mei&#x017F;ten angefochtenen eben damit am<lb/>
be&#x017F;ten und ehi&#x017F;ten gerathen/ und ihre hertzen<lb/>
zufrieden gebracht/ wo &#x017F;ie &#x017F;ich <hi rendition="#aq">re&#x017F;olviren</hi><lb/>
ko&#x0364;nten/ nicht mit vieler angelegenheit/ wo<lb/>
der wille deß HERRN das gegentheil zu<lb/>
wollen &#x017F;cheinet/ den empfindlichen tro&#x017F;t<lb/>
und frieden zu&#x017F;uchen/ &#x017F;ondern &#x017F;ich auch<lb/>
&#x017F;olches verlangens umb des HErrn willen<lb/>
zubegeben/ da wu&#x0364;rde gewißlich von dem<lb/>
HErrn de&#x017F;&#x017F;en mehr erlangt werden/ auff<lb/>
das man &#x017F;ich zu verzeihen gedencket: wie<lb/>
hingegen das allzueyffrige und ungedultige<lb/>
trachten nach dem gut/ das mit gedult er-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 7</fw><fw place="bottom" type="catch">wartet</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0121] ob wir ſie ſchon nicht abſonderlich begreif- fen/ mit demuth zuverehren ſind. Wor- auß billich dieſe bereitwilligkeit in unſerer ſeelen ſeyn muß/ daß wir/ ob es muͤglich waͤre/ ſolcher empfindung wider GOttes wolgefallen zugenieſſen/ dannoch auß liebe zu dem HERRN derſelben lieber entra- then/ als ſeinem willen entgegen ſeyn wolten. Stehet ein hertz alſo/ ſo ſtehet es recht/ und in dem hoͤchſten frieden/ ob ſchon keine fuͤh- lung da waͤre. Es wird aber der HERR demſelben deſto eher und lieber das jenige gut widerfahren laſſen/ deſſen es ſeinet willen ſonſten gern manglen wolte: und wuͤrde den meiſten angefochtenen eben damit am beſten und ehiſten gerathen/ und ihre hertzen zufrieden gebracht/ wo ſie ſich reſolviren koͤnten/ nicht mit vieler angelegenheit/ wo der wille deß HERRN das gegentheil zu wollen ſcheinet/ den empfindlichen troſt und frieden zuſuchen/ ſondern ſich auch ſolches verlangens umb des HErrn willen zubegeben/ da wuͤrde gewißlich von dem HErrn deſſen mehr erlangt werden/ auff das man ſich zu verzeihen gedencket: wie hingegen das allzueyffrige und ungedultige trachten nach dem gut/ das mit gedult er- wartet E 7

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/121
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/121>, abgerufen am 22.11.2024.