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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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Das siebende Capitel.
gabe zu gebrauchen, oder nicht, wie aus 1. Cor. VII, 28. 36. 37. 38. 39. 40. erhel-
let, nur daß die wahl nicht aus bloß fleischlichen ursachen, darunter die betrachtung
und sorge eigener schwachheit eben noch nicht gehöret, geschehe.

Der HErr wircke ferner in Titio und allen, die das geschäfft angehet, das
wolgefallen seines willens, überzeuge sie von seinem rath, mit einer gewißheit, lasse
den fleischlich vorgenommenen heurath zu von ihm bestimmter zeit heiliger vollzo-
gen, und immer züchtig geführet, sie auch insgesamt zu werckzeugen seiner gnade
stets geheiliget werden, und nach allem kampf das ende des glaubens der seelen se-
ligkeit darvon tragen um JEsu CHristi willen, Amen.

SECTIO VI.
An einen studiosum, der in verdacht wegen des
articuls von der allgegenwart Christi/ gezogen worden/ und
in zweifel wegen der niessung der unwürdigen im Heil. Abend-
mahl gerathen war. Einige mißbräuche der Theologie. All-
gegenwart CHristi. Dessen menschheit natürliche und
persönliche gegenwart. Daß den unwürdigen im Heil. A-
bendmahl nicht nur der leib und blut CHristi anerboten/ son-
dern auch von ihnen empfangen werde. Obligation an die
symbolischen bücher. Wer in scrupeln stehet/ hat sie allein
denen/ die rathen können/ vorzulegen/ und nicht andere damit
irre zu machen. Beschäfftigten Theologis ist nicht zu ver-
dencken/ wo sie nicht/ oder langsam antworten. Ob kein
anderer sich zum kirchen-dienst verstehen dürffe/ als der
in allen stücken weiter gekommen/ als die
andern glieder der gemeinde.

ES findet sich in der Theologie offt nicht allein dieser mißbrauch, daß man
mit vorbeygehung und versäumnüß der zu dem leben dienenden und practi-
schen materien allein bey denen bleibt, die von der erkäntnüß der geheim-
nüssen handlen, auch diese nicht also vorträgt, daß alsbald auch die früchten gezeiget
würden die aus den lehr-sätzen in das leben fliessen sollen; sondern auch derjenige,
wann man neben den grund-sätzen der glaubens-articul selbs den modum und art
zu genau forschen oder bestimmen will; wo es wol geschehen kan, daß, da die sache

selbs

Das ſiebende Capitel.
gabe zu gebrauchen, oder nicht, wie aus 1. Cor. VII, 28. 36. 37. 38. 39. 40. erhel-
let, nur daß die wahl nicht aus bloß fleiſchlichen urſachen, darunter die betrachtung
und ſorge eigener ſchwachheit eben noch nicht gehoͤret, geſchehe.

Der HErr wircke ferner in Titio und allen, die das geſchaͤfft angehet, das
wolgefallen ſeines willens, uͤberzeuge ſie von ſeinem rath, mit einer gewißheit, laſſe
den fleiſchlich vorgenommenen heurath zu von ihm beſtimmter zeit heiliger vollzo-
gen, und immer zuͤchtig gefuͤhret, ſie auch insgeſamt zu werckzeugen ſeiner gnade
ſtets geheiliget werden, und nach allem kampf das ende des glaubens der ſeelen ſe-
ligkeit darvon tragen um JEſu CHriſti willen, Amen.

SECTIO VI.
An einen ſtudioſum, der in verdacht wegen des
articuls von der allgegenwart Chriſti/ gezogen worden/ und
in zweifel wegen der nieſſung der unwuͤrdigen im Heil. Abend-
mahl gerathen war. Einige mißbraͤuche der Theologie. All-
gegenwart CHriſti. Deſſen menſchheit natuͤrliche und
perſoͤnliche gegenwart. Daß den unwuͤrdigen im Heil. A-
bendmahl nicht nur der leib und blut CHriſti anerboten/ ſon-
dern auch von ihnen empfangen werde. Obligation an die
ſymboliſchen buͤcher. Wer in ſcrupeln ſtehet/ hat ſie allein
denen/ die rathen koͤnnen/ vorzulegen/ und nicht andere damit
irre zu machen. Beſchaͤfftigten Theologis iſt nicht zu ver-
dencken/ wo ſie nicht/ oder langſam antworten. Ob kein
anderer ſich zum kirchen-dienſt verſtehen duͤrffe/ als der
in allen ſtuͤcken weiter gekommen/ als die
andern glieder der gemeinde.

ES findet ſich in der Theologie offt nicht allein dieſer mißbrauch, daß man
mit voꝛbeygehung und veꝛſaͤumnuͤß der zu dem leben dienenden und practi-
ſchen materien allein bey denen bleibt, die von der erkaͤntnuͤß der geheim-
nuͤſſen handlen, auch dieſe nicht alſo vortraͤgt, daß alsbald auch die fruͤchten gezeiget
wuͤrden die aus den lehr-ſaͤtzen in das leben flieſſen ſollen; ſondern auch derjenige,
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[716/0728] Das ſiebende Capitel. gabe zu gebrauchen, oder nicht, wie aus 1. Cor. VII, 28. 36. 37. 38. 39. 40. erhel- let, nur daß die wahl nicht aus bloß fleiſchlichen urſachen, darunter die betrachtung und ſorge eigener ſchwachheit eben noch nicht gehoͤret, geſchehe. Der HErr wircke ferner in Titio und allen, die das geſchaͤfft angehet, das wolgefallen ſeines willens, uͤberzeuge ſie von ſeinem rath, mit einer gewißheit, laſſe den fleiſchlich vorgenommenen heurath zu von ihm beſtimmter zeit heiliger vollzo- gen, und immer zuͤchtig gefuͤhret, ſie auch insgeſamt zu werckzeugen ſeiner gnade ſtets geheiliget werden, und nach allem kampf das ende des glaubens der ſeelen ſe- ligkeit darvon tragen um JEſu CHriſti willen, Amen. 1701. SECTIO VI. An einen ſtudioſum, der in verdacht wegen des articuls von der allgegenwart Chriſti/ gezogen worden/ und in zweifel wegen der nieſſung der unwuͤrdigen im Heil. Abend- mahl gerathen war. Einige mißbraͤuche der Theologie. All- gegenwart CHriſti. Deſſen menſchheit natuͤrliche und perſoͤnliche gegenwart. Daß den unwuͤrdigen im Heil. A- bendmahl nicht nur der leib und blut CHriſti anerboten/ ſon- dern auch von ihnen empfangen werde. Obligation an die ſymboliſchen buͤcher. Wer in ſcrupeln ſtehet/ hat ſie allein denen/ die rathen koͤnnen/ vorzulegen/ und nicht andere damit irre zu machen. Beſchaͤfftigten Theologis iſt nicht zu ver- dencken/ wo ſie nicht/ oder langſam antworten. Ob kein anderer ſich zum kirchen-dienſt verſtehen duͤrffe/ als der in allen ſtuͤcken weiter gekommen/ als die andern glieder der gemeinde. ES findet ſich in der Theologie offt nicht allein dieſer mißbrauch, daß man mit voꝛbeygehung und veꝛſaͤumnuͤß der zu dem leben dienenden und practi- ſchen materien allein bey denen bleibt, die von der erkaͤntnuͤß der geheim- nuͤſſen handlen, auch dieſe nicht alſo vortraͤgt, daß alsbald auch die fruͤchten gezeiget wuͤrden die aus den lehr-ſaͤtzen in das leben flieſſen ſollen; ſondern auch derjenige, wann man neben den grund-ſaͤtzen der glaubens-articul ſelbs den modum und art zu genau forſchen oder beſtimmen will; wo es wol geſchehen kan, daß, da die ſache ſelbs

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/728>, abgerufen am 22.11.2024.