hingegen deinen verspruch, in derselben gethan, da du dem teufel, seinen wercken und der weltlichen üppigkeit abgesagt, der heiligen Dreyeinigkeit aber glauben und ge- horsam zugeschworen hast, zur richtschnur deines lebens setzest, daher alles was du thust, vorher bedenckest, ob es auch mit demselben überein komme, und über alles dieses GOtt den himmlischen Vater um die regierung seines heiligen Geistes, der dich auf richtiger bahn führen möge, unabläßig anruffest, auch zum grunde wie al- les deines trostes also auch deines gebets das verdienst JEsu Christi legest; daß dir in zeit und ewigkeit wohl seyn werde.
Liese diesen brief vielmal, sonderlich sontages, und examinire dich allemal darnach, worinne du demselben nachgekommen seyest, oder zurück geblieben wä- rest, damit du alsobald, wo du fehler findest, sie wiederum besserst.
Nun der HErr HErr, dem ich dich in der heiligen tauffe aufgeopffert, zu dessen furcht dich offt unterrichtet, und ermahnet, auch unterrichten und ermahnen lassen habe; dem ich dich mit deinen geschwistern täglich vortrage, der auch allein zu allem vermahnen krafft geben kan, behüte dich durch seine heilige Engel auf allen deinen wegen, er regiere dich allezeit selbst mit seinem guten Geiste, er bewahre dich vor der list des teufels, vor dem ärgernüß der welt, vor aller bösen geselischafft und vor der folge deines eigenen willens, hingegen wircke er in dir, was ihm gefällig und dir nothwendig ist, damit ich und deine liebe Mutter uns bey unserm leben dar- über mit hertzlichem danck gegen GOtt allezeit erfreuen mögen, wenn wir sehen, daß du in dem gehorsam, gnade und kindschafft des himmlischen Vaters (so uns mehr seyn solle, als wo du in der welt etwas grosses worden wärest, darnach wir bey den unsrigen als christen nicht viel zu streben haben) dein lebenlang bleibest, dorten aber in jener seligen ewigkeit mit allen übrigen, die uns GOtt gegeben hat, mit inniglicher wonne wiederum finden, Amen. Womit der ewigen liebe und gnadenleitung des gütigen GOttes von dem grund der seelen empfehlende, ver- bleibe m. f. w.
SECTIO XIII. Abwesende gläubige christen sind vor dem HErrn offt beysammen. Gefahr nicht zu scheuen und nicht zu reitzen.
JCh bin abermal seiter des Martii antwort schuldig, dazu noch andere von dem November gekommen: ob nun wol beyde, wie auch alles was von solcher hand kommet, mir wahrhaftig lieb und angenehm gewesen, so habe dennoch die antwort von zeit zu zeit aufgeschoben, mit so viel wenigerm bedencken, weil ich uns beyde der unter uns befindlichen und von GOtt gewirckten liebe versichert hal-
te,
b b b b 2
ARTIC. V. SECT. XII.
hingegen deinen verſpruch, in derſelben gethan, da du dem teufel, ſeinen wercken und der weltlichen uͤppigkeit abgeſagt, der heiligen Dreyeinigkeit aber glauben und ge- horſam zugeſchworen haſt, zur richtſchnur deines lebens ſetzeſt, daher alles was du thuſt, vorher bedenckeſt, ob es auch mit demſelben uͤberein komme, und uͤber alles dieſes GOtt den himmliſchen Vater um die regierung ſeines heiligen Geiſtes, der dich auf richtiger bahn fuͤhren moͤge, unablaͤßig anruffeſt, auch zum grunde wie al- les deines troſtes alſo auch deines gebets das verdienſt JEſu Chriſti legeſt; daß dir in zeit und ewigkeit wohl ſeyn werde.
Lieſe dieſen brief vielmal, ſonderlich ſontages, und examinire dich allemal darnach, worinne du demſelben nachgekommen ſeyeſt, oder zuruͤck geblieben waͤ- reſt, damit du alſobald, wo du fehler findeſt, ſie wiederum beſſerſt.
Nun der HErr HErr, dem ich dich in der heiligen tauffe aufgeopffert, zu deſſen furcht dich offt unterrichtet, und ermahnet, auch unterrichten und ermahnen laſſen habe; dem ich dich mit deinen geſchwiſtern taͤglich vortrage, der auch allein zu allem vermahnen krafft geben kan, behuͤte dich durch ſeine heilige Engel auf allen deinen wegen, er regiere dich allezeit ſelbſt mit ſeinem guten Geiſte, er bewahre dich vor der liſt des teufels, vor dem aͤrgernuͤß der welt, vor aller boͤſen geſeliſchafft und vor der folge deines eigenen willens, hingegen wircke er in dir, was ihm gefaͤllig und dir nothwendig iſt, damit ich und deine liebe Mutter uns bey unſerm leben dar- uͤber mit hertzlichem danck gegen GOtt allezeit erfreuen moͤgen, wenn wir ſehen, daß du in dem gehorſam, gnade und kindſchafft des himmliſchen Vaters (ſo uns mehr ſeyn ſolle, als wo du in der welt etwas groſſes worden waͤreſt, darnach wir bey den unſrigen als chriſten nicht viel zu ſtreben haben) dein lebenlang bleibeſt, dorten aber in jener ſeligen ewigkeit mit allen uͤbrigen, die uns GOtt gegeben hat, mit inniglicher wonne wiederum finden, Amen. Womit der ewigen liebe und gnadenleitung des guͤtigen GOttes von dem grund der ſeelen empfehlende, ver- bleibe m. f. w.
SECTIO XIII. Abweſende glaͤubige chriſten ſind vor dem HErrn offt beyſammen. Gefahr nicht zu ſcheuen und nicht zu reitzen.
JCh bin abeꝛmal ſeiteꝛ des Martii antwoꝛt ſchuldig, dazu noch andeꝛe von dem November gekommen: ob nun wol beyde, wie auch alles was von ſolcher hand kommet, mir wahꝛhaftig lieb und angenehm geweſen, ſo habe dennoch die antwort von zeit zu zeit aufgeſchoben, mit ſo viel wenigerm bedencken, weil ich uns beyde der unter uns befindlichen und von GOtt gewirckten liebe verſichert hal-
te,
b b b b 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0575"n="563"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">ARTIC. V. SECT. XII.</hi></hi></fw><lb/>
hingegen deinen verſpruch, in derſelben gethan, da du dem teufel, ſeinen wercken und<lb/>
der weltlichen uͤppigkeit abgeſagt, der heiligen Dreyeinigkeit aber glauben und ge-<lb/>
horſam zugeſchworen haſt, zur richtſchnur deines lebens ſetzeſt, daher alles was du<lb/>
thuſt, vorher bedenckeſt, ob es auch mit demſelben uͤberein komme, und uͤber alles<lb/>
dieſes GOtt den himmliſchen Vater um die regierung ſeines heiligen Geiſtes, der<lb/>
dich auf richtiger bahn fuͤhren moͤge, unablaͤßig anruffeſt, auch zum grunde wie al-<lb/>
les deines troſtes alſo auch deines gebets das verdienſt JEſu Chriſti legeſt; daß dir<lb/>
in zeit und ewigkeit wohl ſeyn werde.</p><lb/><p>Lieſe dieſen brief vielmal, ſonderlich ſontages, und examinire dich allemal<lb/>
darnach, worinne du demſelben nachgekommen ſeyeſt, oder zuruͤck geblieben waͤ-<lb/>
reſt, damit du alſobald, wo du fehler findeſt, ſie wiederum beſſerſt.</p><lb/><p>Nun der HErr HErr, dem ich dich in der heiligen tauffe aufgeopffert, zu<lb/>
deſſen furcht dich offt unterrichtet, und ermahnet, auch unterrichten und ermahnen<lb/>
laſſen habe; dem ich dich mit deinen geſchwiſtern taͤglich vortrage, der auch allein<lb/>
zu allem vermahnen krafft geben kan, behuͤte dich durch ſeine heilige Engel auf allen<lb/>
deinen wegen, er regiere dich allezeit ſelbſt mit ſeinem guten Geiſte, er bewahre dich<lb/>
vor der liſt des teufels, vor dem aͤrgernuͤß der welt, vor aller boͤſen geſeliſchafft und<lb/>
vor der folge deines eigenen willens, hingegen wircke er in dir, was ihm gefaͤllig<lb/>
und dir nothwendig iſt, damit ich und deine liebe Mutter uns bey unſerm leben dar-<lb/>
uͤber mit hertzlichem danck gegen GOtt allezeit erfreuen moͤgen, wenn wir ſehen,<lb/>
daß du in dem gehorſam, gnade und kindſchafft des himmliſchen Vaters (ſo uns<lb/>
mehr ſeyn ſolle, als wo du in der welt etwas groſſes worden waͤreſt, darnach wir<lb/>
bey den unſrigen als chriſten nicht viel zu ſtreben haben) dein lebenlang bleibeſt,<lb/>
dorten aber in jener ſeligen ewigkeit mit allen uͤbrigen, die uns GOtt gegeben hat,<lb/>
mit inniglicher wonne wiederum finden, Amen. Womit der ewigen liebe und<lb/>
gnadenleitung des guͤtigen GOttes von dem grund der ſeelen empfehlende, ver-<lb/>
bleibe m. f. w.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">SECTIO</hi> XIII.</hi><lb/>
Abweſende glaͤubige chriſten ſind vor dem HErrn<lb/>
offt beyſammen. Gefahr nicht zu ſcheuen und nicht<lb/>
zu reitzen.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">J</hi>Ch bin abeꝛmal ſeiteꝛ des <hirendition="#aq">Martii</hi> antwoꝛt ſchuldig, dazu noch andeꝛe von dem<lb/><hirendition="#aq">November</hi> gekommen: ob nun wol beyde, wie auch alles was von ſolcher<lb/>
hand kommet, mir wahꝛhaftig lieb und angenehm geweſen, ſo habe dennoch<lb/>
die antwort von zeit zu zeit aufgeſchoben, mit ſo viel wenigerm bedencken, weil ich<lb/>
uns beyde der unter uns befindlichen und von GOtt gewirckten liebe verſichert hal-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">b b b b 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">te,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[563/0575]
ARTIC. V. SECT. XII.
hingegen deinen verſpruch, in derſelben gethan, da du dem teufel, ſeinen wercken und
der weltlichen uͤppigkeit abgeſagt, der heiligen Dreyeinigkeit aber glauben und ge-
horſam zugeſchworen haſt, zur richtſchnur deines lebens ſetzeſt, daher alles was du
thuſt, vorher bedenckeſt, ob es auch mit demſelben uͤberein komme, und uͤber alles
dieſes GOtt den himmliſchen Vater um die regierung ſeines heiligen Geiſtes, der
dich auf richtiger bahn fuͤhren moͤge, unablaͤßig anruffeſt, auch zum grunde wie al-
les deines troſtes alſo auch deines gebets das verdienſt JEſu Chriſti legeſt; daß dir
in zeit und ewigkeit wohl ſeyn werde.
Lieſe dieſen brief vielmal, ſonderlich ſontages, und examinire dich allemal
darnach, worinne du demſelben nachgekommen ſeyeſt, oder zuruͤck geblieben waͤ-
reſt, damit du alſobald, wo du fehler findeſt, ſie wiederum beſſerſt.
Nun der HErr HErr, dem ich dich in der heiligen tauffe aufgeopffert, zu
deſſen furcht dich offt unterrichtet, und ermahnet, auch unterrichten und ermahnen
laſſen habe; dem ich dich mit deinen geſchwiſtern taͤglich vortrage, der auch allein
zu allem vermahnen krafft geben kan, behuͤte dich durch ſeine heilige Engel auf allen
deinen wegen, er regiere dich allezeit ſelbſt mit ſeinem guten Geiſte, er bewahre dich
vor der liſt des teufels, vor dem aͤrgernuͤß der welt, vor aller boͤſen geſeliſchafft und
vor der folge deines eigenen willens, hingegen wircke er in dir, was ihm gefaͤllig
und dir nothwendig iſt, damit ich und deine liebe Mutter uns bey unſerm leben dar-
uͤber mit hertzlichem danck gegen GOtt allezeit erfreuen moͤgen, wenn wir ſehen,
daß du in dem gehorſam, gnade und kindſchafft des himmliſchen Vaters (ſo uns
mehr ſeyn ſolle, als wo du in der welt etwas groſſes worden waͤreſt, darnach wir
bey den unſrigen als chriſten nicht viel zu ſtreben haben) dein lebenlang bleibeſt,
dorten aber in jener ſeligen ewigkeit mit allen uͤbrigen, die uns GOtt gegeben hat,
mit inniglicher wonne wiederum finden, Amen. Womit der ewigen liebe und
gnadenleitung des guͤtigen GOttes von dem grund der ſeelen empfehlende, ver-
bleibe m. f. w.
SECTIO XIII.
Abweſende glaͤubige chriſten ſind vor dem HErrn
offt beyſammen. Gefahr nicht zu ſcheuen und nicht
zu reitzen.
JCh bin abeꝛmal ſeiteꝛ des Martii antwoꝛt ſchuldig, dazu noch andeꝛe von dem
November gekommen: ob nun wol beyde, wie auch alles was von ſolcher
hand kommet, mir wahꝛhaftig lieb und angenehm geweſen, ſo habe dennoch
die antwort von zeit zu zeit aufgeſchoben, mit ſo viel wenigerm bedencken, weil ich
uns beyde der unter uns befindlichen und von GOtt gewirckten liebe verſichert hal-
te,
b b b b 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/575>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.