Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.Das siebende Capitel. werden lassen/ damit er etwa auch vieler versuchung und verunruhigung/ die durchdas gehör in die seele dringet/ befreyet ist/ ihm das innerliche gehör des geistes so vielmehr geöffnet ist worden/ welches ich erkenne/ daß derselbe einen solchen geschmack an dem göttlichen wort findet/ daß er dessen erkäntnüß nicht satt wer- den kan/ sondern immer noch weiter darnach dürstet/ welches bey keinem seyn kan/ der nicht schon die krafft des worts/ welches leider bey den meisten nicht weiter als in die ohren gelassen wird/ in seiner seele empfangen hat/ davor ich billig mit ihme dem geber auch dieser guten gabe/ hertzlich danck sage. Daß mein weniges scriptum, damit mich habe verantworten müssen/ nicht get/
Das ſiebende Capitel. werden laſſen/ damit er etwa auch vieler verſuchung und verunruhigung/ die durchdas gehoͤr in die ſeele dringet/ befreyet iſt/ ihm das innerliche gehoͤr des geiſtes ſo vielmehr geoͤffnet iſt worden/ welches ich erkenne/ daß derſelbe einen ſolchen geſchmack an dem goͤttlichen wort findet/ daß er deſſen erkaͤntnuͤß nicht ſatt wer- den kan/ ſondern immer noch weiter darnach duͤrſtet/ welches bey keinem ſeyn kan/ der nicht ſchon die krafft des worts/ welches leider bey den meiſten nicht weiter als in die ohren gelaſſen wird/ in ſeiner ſeele empfangen hat/ davor ich billig mit ihme dem geber auch dieſer guten gabe/ hertzlich danck ſage. Daß mein weniges ſcriptum, damit mich habe verantworten muͤſſen/ nicht get/
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Das ſiebende Capitel.
werden laſſen/ damit er etwa auch vieler verſuchung und verunruhigung/ die durch
das gehoͤr in die ſeele dringet/ befreyet iſt/ ihm das innerliche gehoͤr des geiſtes ſo
vielmehr geoͤffnet iſt worden/ welches ich erkenne/ daß derſelbe einen ſolchen
geſchmack an dem goͤttlichen wort findet/ daß er deſſen erkaͤntnuͤß nicht ſatt wer-
den kan/ ſondern immer noch weiter darnach duͤrſtet/ welches bey keinem ſeyn kan/
der nicht ſchon die krafft des worts/ welches leider bey den meiſten nicht weiter
als in die ohren gelaſſen wird/ in ſeiner ſeele empfangen hat/ davor ich billig mit
ihme dem geber auch dieſer guten gabe/ hertzlich danck ſage.
Daß mein weniges ſcriptum, damit mich habe verantworten muͤſſen/ nicht
ohne frucht ihres orts geweſen/ ſondern auch ihn ſelbſt in ſolcher wahrheit/ davon
es handelt/ geſtaͤrcket habe/ iſt mir ſehr lieb/ und ein zeugnuͤß/ daß der HERR
ſeine gnade und geiſt dazu gegeben habe. Ach daß auch der widerſacher ſelbſt da-
durch gewonnen/ ſo dann zu wege gebracht wuͤrde/ daß alle hinkuͤnſſtig ihr ſtudi-
um theologicum ſolchen darinnen behaupteten und aus der heiligen ſchrifft und
unſern ſymbolis notwendig folgenden principiis gemaͤß anfingen und fuͤhreten/
damit ſie recht GOttes gelehrte durch die erleuchtung des heiligen Geiſtes werden
moͤchten. Was endlich den lieben Prætorium und Statium anlanget/ iſt mir lieb/
daß derſelbige ſolche nuͤtzliche ſcripta auch geleſen/ und die krafft deroſelben in ſei-
nem hertzen geſchmecket hat: wie ich dann auch mich hertzlich daraus geſtaͤrcket/ u. den
rechten kern des evangelii darinnen erkant habe: daher ſolcher lieber leut gedaͤcht-
nuͤß bey mir in ſegen iſt. Den revers anlangend/ ſo iſt mir derſelbe aus der Marck
einmal communiciret worden/ und wolte ich an der warheit deſſelben nicht zweif-
feln/ mag auch wol ſeyn/ daß ich ihn dem D. N. communiciret habe/ als welcher
ein halb jahr in meinem hauß logiret. Es hat mich aber ſolcher revers ſo
gar nicht von der liebe u. guter meinung von dieſem lieben mann abgezogen/ daß er
mich vielmehr darinnen geſtaͤrck et hat/ indem ich daraus erkant/ daß der fromme
mann ſo redlich und chriſtlich geweſen/ daß er/ da ihm einiger verſtoß u. fehler in ſei-
nen ſchrifften angezeiget worden/ ſich nicht geweigert/ dieſelbe zu revociren, welche
aufrichtigkeit ich wuͤnſchte ſich bey allen zu finden. Jndem es nicht ohne iſt/ daß in
Prætorii eigenen ſchrifften/ ſich unterſchiedliche dinge/ die theils in ſolchem revers
(deßen worte ich doch nicht alle recht verſtehe) ſtehen/ theils nicht darinnen anzutref-
fen/ befinden/ die ich nicht eꝛkennen u. gut heiſſen kan/ ſondeꝛn davor achte/ daß es dem
lieben mann an den ſtudiis gemangelt/ daher er ſich an einigen dingen geſtoſſen:
daruͤber ich ihn aber ſo wenig verwerffe/ als die alten patres, bey deren jegli-
chen ſich nicht nur ein bekantlicher irrthum findet. Was aber Statium anlan-
get/
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/528>, abgerufen am 16.06.2024. |