pige ergötzlichkeiten in dem trincken zu suchen: Wir schliessen diese frage billich mit denen worten des alten Syrischen kirchenvaters Ephrem. (Serm, de festis) Festi- vitates dominicas honorate, studiose contendite celebrantes eas non pa- negyrice sed divine; non mundane sed spiritualiter; non instar gentilium sed instar cristianorum: quare non portarum frontes coronemus, non choreas ducamus, non chorum exornemus, non tibiis & citharis auditum effaeminemus, non mollibus vestibus induamus, non cingulis auro radi- antibus cingamus, non comessationibus & ebrietatibus dediti simus: ve- rum ista relinquamus iis, quorum Deus venter est, & gloria in ipsorum confusione. Welche letzte wort sonderlich nachdrücklich sind/ da er von denen jenigen/ die auf den Sonntag den zächen und sauffen sich ergeben aus Phil. 3/ 19. saget/ der bauch sey ihr GOTT, und ihre ehre werde zu schanden. So möchten wir auch von denenselben sagen/ was jener saget/ daß ihrer viel die gantze woche der welt mit allen sorgen und arbeit/ den sonntag aber gar dem teufel mit unmäßigkeit/ dienen. GOtt laffe ja nicht zu/ daß solches unter uns Christen wei- ter gesaget müsse werden.
SECTIO XII. Als ein medicus geistliche schrifften/ darzu er nicht geschickt/ ausgab/ warnung schreiben.
DJe beyde mitgesandte schrifften habe mit flüchtigen augen/ weil die zeit nicht mehr zugab/ überlauffen. Sihe daraus/ daß derselbe zu geist- und gött- lichen dingen belieben trage/ auch wol viele warheiten aus GOttes wort er- kennen mag. Finde aber auch/ daß demselben die gabe nicht gegeben seyn muß/ seine gedancken und concept so deutlich als bedächtlich und unanstößig auszudru- cken/ als welches auch eine sonderbare gabe GOttes ist. Wie ich dann densel- ben versichere/ daß nicht nur lieblose censores viel zu tadeln in den schrifften fin- den werden/ sondern wo man auch mit aller liebe die sache ansihet/ dörfften einige dinge sich schwerlich entschuldigen lassen/ sehr viele aber nicht anders als mit weit- läufftigen entschuldigungen passiren können. Daher wo ich einen christlichen rath in liebe zu geben habe/ wird es wohl dieser seyn/ daß zwar vor seine person das reich GOttes und seine gerechtigkeit zu suchen/ also aus göttlichem wort seinen glauben jemehr und mehr zu bevestigen/ und dessen früchten zu bringen/ billich so seine als aller menschen vornehmste sorge seyn solle/ wie dann so fern das geistliche den vor- zug behält. Was aber dasjenige anlangt/ wormit derselbe seinem nechsten nach GOttes willen zu dienen habe/ achte ich seye das haupt-werck sein ordinar beruff/
mit
ARTIC. III. SECTIO XII.
pige ergoͤtzlichkeiten in dem trincken zu ſuchen: Wir ſchlieſſen dieſe frage billich mit denen worten des alten Syriſchen kirchenvaters Ephrem. (Serm, de feſtis) Feſti- vitates dominicas honorate, ſtudioſe contendite celebrantes eas non pa- negyrice ſed divine; non mundane ſed ſpiritualiter; non inſtar gentilium ſed inſtar criſtianorum: quare non portarum frontes coronemus, non choreas ducamus, non chorum exornemus, non tibiis & citharis auditum effæminemus, non mollibus veſtibus induamus, non cingulis auro radi- antibus cingamus, non comesſationibus & ebrietatibus dediti ſimus: ve- rum iſta relinquamus iis, quorum Deus venter eſt, & gloria in ipſorum confuſione. Welche letzte wort ſonderlich nachdruͤcklich ſind/ da er von denen jenigen/ die auf den Sonntag den zaͤchen und ſauffen ſich ergeben aus Phil. 3/ 19. ſaget/ der bauch ſey ihr GOTT, und ihre ehre werde zu ſchanden. So moͤchten wir auch von denenſelben ſagen/ was jener ſaget/ daß ihrer viel die gantze woche der welt mit allen ſorgen und arbeit/ den ſonntag aber gar dem teufel mit unmaͤßigkeit/ dienen. GOtt laffe ja nicht zu/ daß ſolches unter uns Chriſten wei- ter geſaget muͤſſe werden.
SECTIO XII. Als ein medicus geiſtliche ſchrifften/ darzu er nicht geſchickt/ ausgab/ warnung ſchreiben.
DJe beyde mitgeſandte ſchrifften habe mit fluͤchtigen augen/ weil die zeit nicht mehr zugab/ uͤberlauffen. Sihe daraus/ daß derſelbe zu geiſt- und goͤtt- lichen dingen belieben trage/ auch wol viele warheiten aus GOttes wort er- kennen mag. Finde aber auch/ daß demſelben die gabe nicht gegeben ſeyn muß/ ſeine gedancken und concept ſo deutlich als bedaͤchtlich und unanſtoͤßig auszudru- cken/ als welches auch eine ſonderbare gabe GOttes iſt. Wie ich dann denſel- ben verſichere/ daß nicht nur liebloſe cenſores viel zu tadeln in den ſchrifften fin- den werden/ ſondern wo man auch mit aller liebe die ſache anſihet/ doͤrfften einige dinge ſich ſchwerlich entſchuldigen laſſen/ ſehr viele aber nicht anders als mit weit- laͤufftigen entſchuldigungen paſſiren koͤnnen. Daher wo ich einen chriſtlichen rath in liebe zu geben habe/ wird es wohl dieſer ſeyn/ daß zwar vor ſeine perſon das reich GOttes und ſeine gerechtigkeit zu ſuchen/ alſo aus goͤttlichem wort ſeinen glauben jemehr und mehꝛ zu beveſtigen/ und deſſen fruͤchten zu bringen/ billich ſo ſeine als aller menſchen vornehmſte ſorge ſeyn ſolle/ wie dann ſo fern das geiſtliche den vor- zug behaͤlt. Was aber dasjenige anlangt/ wormit derſelbe ſeinem nechſten nach GOttes willen zu dienen habe/ achte ich ſeye das haupt-werck ſein ordinar beruff/
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ARTIC. III. SECTIO XII.
pige ergoͤtzlichkeiten in dem trincken zu ſuchen: Wir ſchlieſſen dieſe frage billich mit
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vitates dominicas honorate, ſtudioſe contendite celebrantes eas non pa-
negyrice ſed divine; non mundane ſed ſpiritualiter; non inſtar gentilium
ſed inſtar criſtianorum: quare non portarum frontes coronemus, non
choreas ducamus, non chorum exornemus, non tibiis & citharis auditum
effæminemus, non mollibus veſtibus induamus, non cingulis auro radi-
antibus cingamus, non comesſationibus & ebrietatibus dediti ſimus: ve-
rum iſta relinquamus iis, quorum Deus venter eſt, & gloria in ipſorum
confuſione. Welche letzte wort ſonderlich nachdruͤcklich ſind/ da er von denen
jenigen/ die auf den Sonntag den zaͤchen und ſauffen ſich ergeben aus Phil. 3/ 19.
ſaget/ der bauch ſey ihr GOTT, und ihre ehre werde zu ſchanden. So
moͤchten wir auch von denenſelben ſagen/ was jener ſaget/ daß ihrer viel die gantze
woche der welt mit allen ſorgen und arbeit/ den ſonntag aber gar dem teufel mit
unmaͤßigkeit/ dienen. GOtt laffe ja nicht zu/ daß ſolches unter uns Chriſten wei-
ter geſaget muͤſſe werden.
SECTIO XII.
Als ein medicus geiſtliche ſchrifften/ darzu er
nicht geſchickt/ ausgab/ warnung
ſchreiben.
DJe beyde mitgeſandte ſchrifften habe mit fluͤchtigen augen/ weil die zeit nicht
mehr zugab/ uͤberlauffen. Sihe daraus/ daß derſelbe zu geiſt- und goͤtt-
lichen dingen belieben trage/ auch wol viele warheiten aus GOttes wort er-
kennen mag. Finde aber auch/ daß demſelben die gabe nicht gegeben ſeyn muß/
ſeine gedancken und concept ſo deutlich als bedaͤchtlich und unanſtoͤßig auszudru-
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ben verſichere/ daß nicht nur liebloſe cenſores viel zu tadeln in den ſchrifften fin-
den werden/ ſondern wo man auch mit aller liebe die ſache anſihet/ doͤrfften einige
dinge ſich ſchwerlich entſchuldigen laſſen/ ſehr viele aber nicht anders als mit weit-
laͤufftigen entſchuldigungen paſſiren koͤnnen. Daher wo ich einen chriſtlichen rath
in liebe zu geben habe/ wird es wohl dieſer ſeyn/ daß zwar vor ſeine perſon das reich
GOttes und ſeine gerechtigkeit zu ſuchen/ alſo aus goͤttlichem wort ſeinen glauben
jemehr und mehꝛ zu beveſtigen/ und deſſen fruͤchten zu bringen/ billich ſo ſeine als
aller menſchen vornehmſte ſorge ſeyn ſolle/ wie dann ſo fern das geiſtliche den vor-
zug behaͤlt. Was aber dasjenige anlangt/ wormit derſelbe ſeinem nechſten nach
GOttes willen zu dienen habe/ achte ich ſeye das haupt-werck ſein ordinar beruff/
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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/395>, abgerufen am 23.11.2024.
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