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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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Das siebende Capitel.
anzuführen, kräftiglichst segnen, die nöthige weißheit von oben her dazu be-
schehren, alle übrige beförderung selbs dazu anschaffen, hingegen die hinder-
nüssen nachdrücklich aus dem wege räumen, von dem success aber ihres
gottseligen anfangs ein liecht zu anderer rühmlicher nachfolge ausgehen las-
sen wolle. Würde hierinnen unserer kirche geholffen, und kämen in GOtt
gelehrte leut in mehrer zahl aus den universitäten in ihre ämter, so würde
nicht wenig dem allgemeinen verderben auch damit gesteuret, oder doch des-
sen stattlicher anfang gemacht werden. Ach daß der HErr HErr auch da-
rinnen seine ehre trefflich fordere!

SECTIO II.
Von exercitiis Biblicis unter Studiosis,
und was dabey in acht zu nehmen.

VOn dem angedeuteten neu-angestelten exercitio Biblico zu verneh-
men hat eine neue freude mir gemachet. Wie denn je mehrere sich auf
solches studium, welches billich allen übrigen vorzuziehen ist, legen,
so viel mehrere hoffnung habe ich, daß es mit unserer Theologia wiederum
je länger je besser werde werden, daher dergleichen zu vernehmen ein grosses
stück meiner freude ist, davor auch GOTT zu dancken ursach finde, und
so viel an mir ist, dahin gern trachten wolte, daß bey allen dienst-promotio-
n
en die jenige, welche hierauf ihren sonderbarsten fleiß gewandt, andern vor-
gezogen werden möchten. Was aber die art anlanget, habe ich vergangen
jahr Herrn M. Antoni auf sein damaliges ansuchen meine gedancken we-
gen des bekanten collegii mit wenigen überschrieben, welcher ohne zweif-
fel, wo sie verlangt werden solten, dieselbe, si tanti videbuntur, nicht ungern
communiciren wird, so dürfften auch des andern Collegii leges, wo sie an-
gesehen würden, einige anleitung geben, aufs wenigste aus denselben so
viel anzunehmen, als sie zu ihrem zweck dienlich erachten möchten. Jnsge-
samt aber will von nöthen seyn, daß unter beyden Collegiis, oder dafern de-
roselben noch weitere angefangen werden solten, unter allen denselben, ein
gutes christliches vernehmen gestifftet, hingegen alles was nur den wenig-
sten schein einer aemulation gewinnen möchte, sorgfältig verhütet werde.
Dann weil sie die rechte kern-Theologiam aus der heiligen schrifft zu fassen
verlangen, von dero die praxis keines weges sich trennen lässet, so gebühret
denjenigen, welche hievon profession machen wollen, vor allen andern, daß
sie sich der welt und allen eignen affecten, dahin aemulation und eiffer auch
gehöret, abgestorben, hingegen also gesinnet weisen, daß sie hertzliche freude

darüber

Das ſiebende Capitel.
anzufuͤhren, kraͤftiglichſt ſegnen, die noͤthige weißheit von oben her dazu be-
ſchehren, alle uͤbrige befoͤrderung ſelbs dazu anſchaffen, hingegen die hinder-
nuͤſſen nachdruͤcklich aus dem wege raͤumen, von dem ſucceſſ aber ihres
gottſeligen anfangs ein liecht zu anderer ruͤhmlicher nachfolge ausgehen laſ-
ſen wolle. Wuͤrde hierinnen unſerer kirche geholffen, und kaͤmen in GOtt
gelehrte leut in mehrer zahl aus den univerſitaͤten in ihre aͤmter, ſo wuͤrde
nicht wenig dem allgemeinen verderben auch damit geſteuret, oder doch deſ-
ſen ſtattlicher anfang gemacht werden. Ach daß der HErr HErr auch da-
rinnen ſeine ehre trefflich fordere!

SECTIO II.
Von exercitiis Biblicis unter Studioſis,
und was dabey in acht zu nehmen.

VOn dem angedeuteten neu-angeſtelten exercitio Biblico zu verneh-
men hat eine neue freude mir gemachet. Wie denn je mehrere ſich auf
ſolches ſtudium, welches billich allen uͤbrigen vorzuziehen iſt, legen,
ſo viel mehrere hoffnung habe ich, daß es mit unſerer Theologia wiederum
je laͤnger je beſſer werde werden, daher dergleichen zu vernehmen ein groſſes
ſtuͤck meiner freude iſt, davor auch GOTT zu dancken urſach finde, und
ſo viel an mir iſt, dahin gern trachten wolte, daß bey allen dienſt-promotio-
n
en die jenige, welche hierauf ihren ſonderbarſten fleiß gewandt, andern vor-
gezogen werden moͤchten. Was aber die art anlanget, habe ich vergangen
jahr Herrn M. Antoni auf ſein damaliges anſuchen meine gedancken we-
gen des bekanten collegii mit wenigen uͤberſchrieben, welcher ohne zweif-
fel, wo ſie verlangt werden ſolten, dieſelbe, ſi tanti videbuntur, nicht ungern
communiciren wird, ſo duͤrfften auch des andern Collegii leges, wo ſie an-
geſehen wuͤrden, einige anleitung geben, aufs wenigſte aus denſelben ſo
viel anzunehmen, als ſie zu ihrem zweck dienlich erachten moͤchten. Jnsge-
ſamt aber will von noͤthen ſeyn, daß unter beyden Collegiis, oder dafern de-
roſelben noch weitere angefangen werden ſolten, unter allen denſelben, ein
gutes chriſtliches vernehmen geſtifftet, hingegen alles was nur den wenig-
ſten ſchein einer æmulation gewinnen moͤchte, ſorgfaͤltig verhuͤtet werde.
Dann weil ſie die rechte kern-Theologiam aus der heiligen ſchrifft zu faſſen
verlangen, von dero die praxis keines weges ſich trennen laͤſſet, ſo gebuͤhret
denjenigen, welche hievon profeſſion machen wollen, vor allen andern, daß
ſie ſich der welt und allen eignen affecten, dahin æmulation und eiffer auch
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[180/0192] Das ſiebende Capitel. anzufuͤhren, kraͤftiglichſt ſegnen, die noͤthige weißheit von oben her dazu be- ſchehren, alle uͤbrige befoͤrderung ſelbs dazu anſchaffen, hingegen die hinder- nuͤſſen nachdruͤcklich aus dem wege raͤumen, von dem ſucceſſ aber ihres gottſeligen anfangs ein liecht zu anderer ruͤhmlicher nachfolge ausgehen laſ- ſen wolle. Wuͤrde hierinnen unſerer kirche geholffen, und kaͤmen in GOtt gelehrte leut in mehrer zahl aus den univerſitaͤten in ihre aͤmter, ſo wuͤrde nicht wenig dem allgemeinen verderben auch damit geſteuret, oder doch deſ- ſen ſtattlicher anfang gemacht werden. Ach daß der HErr HErr auch da- rinnen ſeine ehre trefflich fordere! 1684. SECTIO II. Von exercitiis Biblicis unter Studioſis, und was dabey in acht zu nehmen. VOn dem angedeuteten neu-angeſtelten exercitio Biblico zu verneh- men hat eine neue freude mir gemachet. Wie denn je mehrere ſich auf ſolches ſtudium, welches billich allen uͤbrigen vorzuziehen iſt, legen, ſo viel mehrere hoffnung habe ich, daß es mit unſerer Theologia wiederum je laͤnger je beſſer werde werden, daher dergleichen zu vernehmen ein groſſes ſtuͤck meiner freude iſt, davor auch GOTT zu dancken urſach finde, und ſo viel an mir iſt, dahin gern trachten wolte, daß bey allen dienſt-promotio- nen die jenige, welche hierauf ihren ſonderbarſten fleiß gewandt, andern vor- gezogen werden moͤchten. Was aber die art anlanget, habe ich vergangen jahr Herrn M. Antoni auf ſein damaliges anſuchen meine gedancken we- gen des bekanten collegii mit wenigen uͤberſchrieben, welcher ohne zweif- fel, wo ſie verlangt werden ſolten, dieſelbe, ſi tanti videbuntur, nicht ungern communiciren wird, ſo duͤrfften auch des andern Collegii leges, wo ſie an- geſehen wuͤrden, einige anleitung geben, aufs wenigſte aus denſelben ſo viel anzunehmen, als ſie zu ihrem zweck dienlich erachten moͤchten. Jnsge- ſamt aber will von noͤthen ſeyn, daß unter beyden Collegiis, oder dafern de- roſelben noch weitere angefangen werden ſolten, unter allen denſelben, ein gutes chriſtliches vernehmen geſtifftet, hingegen alles was nur den wenig- ſten ſchein einer æmulation gewinnen moͤchte, ſorgfaͤltig verhuͤtet werde. Dann weil ſie die rechte kern-Theologiam aus der heiligen ſchrifft zu faſſen verlangen, von dero die praxis keines weges ſich trennen laͤſſet, ſo gebuͤhret denjenigen, welche hievon profeſſion machen wollen, vor allen andern, daß ſie ſich der welt und allen eignen affecten, dahin æmulation und eiffer auch gehoͤret, abgeſtorben, hingegen alſo geſinnet weiſen, daß ſie hertzliche freude daruͤber

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/192>, abgerufen am 24.11.2024.