bleiben würde, quo salvo Romanis omnia salva, nobis intuta. Aber wo komme ich hin? Jedoch hoffe Eure Excellenz werden mir meine prolixi- tät großgünstig zugut halten, da aus wehmuth meines hertzens schreibe, die mir das ansehen solcher unserer gefahr eindruckt. Versehe mich aber daß E. Excellenz mit erleuchtetem verstand dieses alles von selbsten viel eigenlicher einsehen, und auch ihres orts dahin nach dero vielem vermögen cooperiren helffen werden, daß die listige widersacher uns nicht eine breche machen, ehe wir nur des feindes gewahr werden. Der HErr aber sey selbs der beschirmer und retter seiner wahrheit: so es auch thun, und da die gerichte an seinem hause vollbracht, dieselbe über dessen widersacher führen wird.
1683.
SECTIO XXXII. An einen gutgesinnten Römischen geistlichen [dessen bruder wegen seiner Gottseligkeit von seinen eige- nen leuten gefangen gehalten/ endlich wieder loßgelassen worden] über bezeugtes verlangen nach der einigkeit des glaubens: Wie darzu zu gelangen. Der Römi- schen kirchen schweres ver derben.
DEsselben von dem 23. Augusti st. n. wiederum an mich freundlich ab- gelassenes hat mich hertzlich erfreuet, so wol durch bezeugung der ge- gen uns allhier fortwährenden christlichen liebe, als mitgetheilten berichts wegen erfreulicher loßlassung dessen geliebten Herrn bruders. Las- set uns dieses ein zeugnüß seyn wie der HERR mächtig sey, diejenige, welche nach dem maaß der beywohnenden gnaden seine ehre suchen zu beför- deren, und um dergleichen dinge willen leyden müssen, die bloß dahin die ü- bung der thätlichen gottseligkeit angehen, (wie ich verstanden habe/ daß das leyden desselben geehrten Herrn bruders darinnen bestanden seye) zu rechter zeit zu erretten, nachdem sie die erfoderte proben ihrer gedult durch seine gnade gegeben haben. Ach wie leicht ists dem HErrn, nicht nur mit einem wunderwerck Petrum aus den banden heraus zu führen, sondern auch derjenigen gemüther, welche mit unrecht einigen unschuldigen in banden ge- legt, selbst zu bewegen, daß sie den ungrund ihrer beschuld: gungen erkennen, und die loßlassen, welche sie verhafftet gehalten. Jsts aber auch vonnöthen in den banden sein leben zu lassen, so ist der sieg so viel herrlicher, so viel das leyden in sachen, welche GOTTes ehre betreffen, schwerer gewesen. Der HERR gebe uns allen verstand, was sein wille seye, in allem ohne fehl zu erkennen, und nachmal um demselben hertzlich nach zu eyfferen, und ihm
so
Das ſiebende Capitel.
bleiben wuͤrde, quo ſalvo Romanis omnia ſalva, nobis intuta. Aber wo komme ich hin? Jedoch hoffe Eure Excellenz werden mir meine prolixi- taͤt großguͤnſtig zugut halten, da aus wehmuth meines hertzens ſchreibe, die mir das anſehen ſolcher unſerer gefahr eindruckt. Verſehe mich aber daß E. Excellenz mit erleuchtetem verſtand dieſes alles von ſelbſten viel eigenlicher einſehen, und auch ihres orts dahin nach dero vielem vermoͤgen cooperiren helffen werden, daß die liſtige widerſacher uns nicht eine breche machen, ehe wir nur des feindes gewahr werden. Der HErr aber ſey ſelbs der beſchirmer und retter ſeiner wahrheit: ſo es auch thun, und da die gerichte an ſeinem hauſe vollbracht, dieſelbe uͤber deſſen widerſacher fuͤhren wird.
1683.
SECTIO XXXII. An einen gutgeſinnten Roͤmiſchen geiſtlichen [deſſen bruder wegen ſeiner Gottſeligkeit von ſeinen eige- nen leuten gefangen gehalten/ endlich wieder loßgelaſſen worden] uͤber bezeugtes verlangen nach der einigkeit des glaubens: Wie darzu zu gelangen. Der Roͤmi- ſchen kirchen ſchweres ver derben.
DEſſelben von dem 23. Auguſti ſt. n. wiederum an mich freundlich ab- gelaſſenes hat mich hertzlich erfreuet, ſo wol durch bezeugung der ge- gen uns allhier fortwaͤhrenden chriſtlichen liebe, als mitgetheilten berichts wegen erfreulicher loßlaſſung deſſen geliebten Herrn bruders. Laſ- ſet uns dieſes ein zeugnuͤß ſeyn wie der HERR maͤchtig ſey, diejenige, welche nach dem maaß der beywohnenden gnaden ſeine ehre ſuchen zu befoͤr- deren, und um dergleichen dinge willen leyden muͤſſen, die bloß dahin die uͤ- bung der thaͤtlichen gottſeligkeit angehen, (wie ich verſtanden habe/ daß das leyden deſſelben geehrten Herrn bruders darinnen beſtanden ſeye) zu rechter zeit zu erretten, nachdem ſie die erfoderte proben ihrer gedult durch ſeine gnade gegeben haben. Ach wie leicht iſts dem HErrn, nicht nur mit einem wunderwerck Petrum aus den banden heraus zu fuͤhren, ſondern auch derjenigen gemuͤther, welche mit unrecht einigen unſchuldigen in banden ge- legt, ſelbſt zu bewegen, daß ſie den ungrund ihrer beſchuld: gungen erkennen, und die loßlaſſen, welche ſie verhafftet gehalten. Jſts aber auch vonnoͤthen in den banden ſein leben zu laſſen, ſo iſt der ſieg ſo viel herrlicher, ſo viel das leyden in ſachen, welche GOTTes ehre betreffen, ſchwerer geweſen. Der HERR gebe uns allen verſtand, was ſein wille ſeye, in allem ohne fehl zu erkennen, und nachmal um demſelben hertzlich nach zu eyfferen, und ihm
ſo
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0156"n="144"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das ſiebende Capitel.</hi></fw><lb/>
bleiben wuͤrde, <hirendition="#aq">quo ſalvo Romanis omnia ſalva, nobis intuta.</hi> Aber wo<lb/>
komme ich hin? Jedoch hoffe Eure <hirendition="#aq">Excellenz</hi> werden mir meine <hirendition="#aq">prolixi-</hi><lb/>
taͤt großguͤnſtig zugut halten, da aus wehmuth meines hertzens ſchreibe, die<lb/>
mir das anſehen ſolcher unſerer gefahr eindruckt. Verſehe mich aber daß E.<lb/><hirendition="#aq">Excellenz</hi> mit erleuchtetem verſtand dieſes alles von ſelbſten viel eigenlicher<lb/>
einſehen, und auch ihres orts dahin nach dero vielem vermoͤgen <hirendition="#aq">cooperir</hi>en<lb/>
helffen werden, daß die liſtige widerſacher uns nicht eine <hirendition="#aq">breche</hi> machen, ehe<lb/>
wir nur des feindes gewahr werden. Der HErr aber ſey ſelbs der beſchirmer<lb/>
und retter ſeiner wahrheit: ſo es auch thun, und da die gerichte an ſeinem<lb/>
hauſe vollbracht, dieſelbe uͤber deſſen widerſacher fuͤhren wird.</p><dateline>1683.</dateline></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">SECTIO</hi> XXXII.</hi><lb/>
An einen gutgeſinnten Roͤmiſchen geiſtlichen<lb/>
[deſſen bruder wegen ſeiner Gottſeligkeit von ſeinen eige-<lb/>
nen leuten gefangen gehalten/ endlich wieder loßgelaſſen<lb/>
worden] uͤber bezeugtes verlangen nach der einigkeit des<lb/>
glaubens: Wie darzu zu gelangen. Der Roͤmi-<lb/>ſchen kirchen ſchweres ver derben.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>Eſſelben von dem 23. Auguſti <hirendition="#aq">ſt. n.</hi> wiederum an mich freundlich ab-<lb/>
gelaſſenes hat mich hertzlich erfreuet, ſo wol durch bezeugung der ge-<lb/>
gen uns allhier fortwaͤhrenden chriſtlichen liebe, als mitgetheilten<lb/>
berichts wegen erfreulicher loßlaſſung deſſen geliebten Herrn bruders. Laſ-<lb/>ſet uns dieſes ein zeugnuͤß ſeyn wie der <hirendition="#g">HERR</hi> maͤchtig ſey, diejenige,<lb/>
welche nach dem maaß der beywohnenden gnaden ſeine ehre ſuchen zu befoͤr-<lb/>
deren, und um dergleichen dinge willen leyden muͤſſen, die bloß dahin die uͤ-<lb/>
bung der thaͤtlichen gottſeligkeit angehen, (wie ich verſtanden habe/ daß das<lb/>
leyden deſſelben geehrten Herrn bruders darinnen beſtanden ſeye) zu rechter<lb/>
zeit zu erretten, nachdem ſie die erfoderte proben ihrer gedult durch ſeine<lb/>
gnade gegeben haben. Ach wie leicht iſts dem HErrn, nicht nur mit einem<lb/>
wunderwerck <hirendition="#aq">Petrum</hi> aus den banden heraus zu fuͤhren, ſondern auch<lb/>
derjenigen gemuͤther, welche mit unrecht einigen unſchuldigen in banden ge-<lb/>
legt, ſelbſt zu bewegen, daß ſie den ungrund ihrer beſchuld: gungen erkennen,<lb/>
und die loßlaſſen, welche ſie verhafftet gehalten. Jſts aber auch vonnoͤthen<lb/>
in den banden ſein leben zu laſſen, ſo iſt der ſieg ſo viel herrlicher, ſo viel das<lb/>
leyden in ſachen, welche GOTTes ehre betreffen, ſchwerer geweſen. Der<lb/>
HERR gebe uns allen verſtand, was ſein wille ſeye, in allem ohne fehl<lb/>
zu erkennen, und nachmal um demſelben hertzlich nach zu eyfferen, und ihm<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſo</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[144/0156]
Das ſiebende Capitel.
bleiben wuͤrde, quo ſalvo Romanis omnia ſalva, nobis intuta. Aber wo
komme ich hin? Jedoch hoffe Eure Excellenz werden mir meine prolixi-
taͤt großguͤnſtig zugut halten, da aus wehmuth meines hertzens ſchreibe, die
mir das anſehen ſolcher unſerer gefahr eindruckt. Verſehe mich aber daß E.
Excellenz mit erleuchtetem verſtand dieſes alles von ſelbſten viel eigenlicher
einſehen, und auch ihres orts dahin nach dero vielem vermoͤgen cooperiren
helffen werden, daß die liſtige widerſacher uns nicht eine breche machen, ehe
wir nur des feindes gewahr werden. Der HErr aber ſey ſelbs der beſchirmer
und retter ſeiner wahrheit: ſo es auch thun, und da die gerichte an ſeinem
hauſe vollbracht, dieſelbe uͤber deſſen widerſacher fuͤhren wird.
1683.
SECTIO XXXII.
An einen gutgeſinnten Roͤmiſchen geiſtlichen
[deſſen bruder wegen ſeiner Gottſeligkeit von ſeinen eige-
nen leuten gefangen gehalten/ endlich wieder loßgelaſſen
worden] uͤber bezeugtes verlangen nach der einigkeit des
glaubens: Wie darzu zu gelangen. Der Roͤmi-
ſchen kirchen ſchweres ver derben.
DEſſelben von dem 23. Auguſti ſt. n. wiederum an mich freundlich ab-
gelaſſenes hat mich hertzlich erfreuet, ſo wol durch bezeugung der ge-
gen uns allhier fortwaͤhrenden chriſtlichen liebe, als mitgetheilten
berichts wegen erfreulicher loßlaſſung deſſen geliebten Herrn bruders. Laſ-
ſet uns dieſes ein zeugnuͤß ſeyn wie der HERR maͤchtig ſey, diejenige,
welche nach dem maaß der beywohnenden gnaden ſeine ehre ſuchen zu befoͤr-
deren, und um dergleichen dinge willen leyden muͤſſen, die bloß dahin die uͤ-
bung der thaͤtlichen gottſeligkeit angehen, (wie ich verſtanden habe/ daß das
leyden deſſelben geehrten Herrn bruders darinnen beſtanden ſeye) zu rechter
zeit zu erretten, nachdem ſie die erfoderte proben ihrer gedult durch ſeine
gnade gegeben haben. Ach wie leicht iſts dem HErrn, nicht nur mit einem
wunderwerck Petrum aus den banden heraus zu fuͤhren, ſondern auch
derjenigen gemuͤther, welche mit unrecht einigen unſchuldigen in banden ge-
legt, ſelbſt zu bewegen, daß ſie den ungrund ihrer beſchuld: gungen erkennen,
und die loßlaſſen, welche ſie verhafftet gehalten. Jſts aber auch vonnoͤthen
in den banden ſein leben zu laſſen, ſo iſt der ſieg ſo viel herrlicher, ſo viel das
leyden in ſachen, welche GOTTes ehre betreffen, ſchwerer geweſen. Der
HERR gebe uns allen verſtand, was ſein wille ſeye, in allem ohne fehl
zu erkennen, und nachmal um demſelben hertzlich nach zu eyfferen, und ihm
ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/156>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.