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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. III. SECTIO XXXIII.
kant/ daß man freylich draus in solcher gegend auch den gerechten zorn GOttes
offters mit sünden gereitzet/ darüber manchmahl daselbs seyende hertzlich geklaget/
daß dannoch deroselben sünden die jenige nicht übersteigen/ ja bißweilen vielleicht
nicht gleichkommen/ die ich an andern orten seither angetroffen/ deren der HErr
dannoch so lange schonet: wiewol zusorgen/ daß das längere ausbleiben der straf-
fe derselben schwehre nur vermehren/ und also wol gar das verderben zu erwarten
seyen mag.

Das allerbetrübteste ist/ daß man sihet/ wie bey allen so bereits auffliegen-
den als noch antrohenden gerichten der menschen verstockung und sicherheit so groß
ist/ daß so wenig an die wahre buß/ welche dennoch das einige mittel der abwendung
derselben seyen würde/ mit ernst gedacht/ oder dieselbe nach GOttes willen gethan
werde. Welches gemeiniglich ein zeugnüß ist des endlichen unvermeidlichen un-
tergangs. Der HERR aber gedencke doch mitten in seinen zorn auch seiner barm-
hertzigkeit/ und lasse jenen fallen/ oder wo er ja fortbrennen solle/ so sehe er doch die
seinige/ die er selbs kennet/ in gnaden an/ und verberge sie heimlich in seinem gezelt/
biß das schwehrste wetter vorbey seyen wird/ wie wir uns auch dessen zu seiner güte
und wahrheit versehen wollen. 12. Jan. 1694.

SECTIO XXXIV.

Anden Churfürsten zu Sachsen als meine ver-
antwortung gegen die Wittenbergische
Facul-
tät Seiner Churfürstlichen Durchlaucht.
dedicirte.

Göttliche gnade/ friede und heil zu allem hohen wohlwesen und geseg-
neter regierung!

Durchlauchtigster Fürst/
Gnädigster Churfürst und Herr.

DAs unterthänigste vertrauen zu E. Churf. Durchl. so wol gerechtigkeit lieben-
den als noch an ihre alte diener (wie sie sich noch dieses jahr gegen einen selbs
gnädigst erklähret) gedenckenden gemüth/ nechst der versicherung meines
gewissens treibet mich/ Ew. Churfürstl. Durchl. in meinen wichtigen anliegen un-
terthänigst anzugehen und gegen einige deroselben Theologos/ so mich bißher auff
vielerley weise auffs unbillichste tractiret/ nunmehr aber eine gantze dero Facul-
tät mich etlich hundert irriger gegensätze/ welche wider die richtige lehrsätze stritten/

vor
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ARTIC. III. SECTIO XXXIII.
kant/ daß man freylich draus in ſolcher gegend auch den gerechten zorn GOttes
offters mit ſuͤnden gereitzet/ daruͤber manchmahl daſelbs ſeyende hertzlich geklaget/
daß dannoch deroſelben ſuͤnden die jenige nicht uͤberſteigen/ ja bißweilen vielleicht
nicht gleichkommen/ die ich an andern orten ſeither angetroffen/ deren der HErr
dannoch ſo lange ſchonet: wiewol zuſorgen/ daß das laͤngere ausbleiben der ſtraf-
fe derſelben ſchwehre nur vermehren/ und alſo wol gar das verderben zu erwarten
ſeyen mag.

Das allerbetruͤbteſte iſt/ daß man ſihet/ wie bey allen ſo bereits auffliegen-
den als noch antrohenden gerichten der menſchen verſtockung und ſicherheit ſo groß
iſt/ daß ſo wenig an die wahre buß/ welche dennoch das einige mittel der abwendung
derſelben ſeyen wuͤrde/ mit ernſt gedacht/ oder dieſelbe nach GOttes willen gethan
werde. Welches gemeiniglich ein zeugnuͤß iſt des endlichen unvermeidlichen un-
tergangs. Der HERR aber gedencke doch mitten in ſeinen zorn auch ſeiner barm-
hertzigkeit/ und laſſe jenen fallen/ oder wo er ja fortbrennen ſolle/ ſo ſehe er doch die
ſeinige/ die er ſelbs kennet/ in gnaden an/ und verberge ſie heimlich in ſeinem gezelt/
biß das ſchwehrſte wetter vorbey ſeyen wird/ wie wir uns auch deſſen zu ſeiner guͤte
und wahrheit verſehen wollen. 12. Jan. 1694.

SECTIO XXXIV.

Anden Churfuͤrſten zu Sachſen als meine ver-
antwortung gegen die Wittenbergiſche
Facul-
taͤt Seiner Churfuͤrſtlichen Durchlaucht.
dedicirte.

Goͤttliche gnade/ friede und heil zu allem hohen wohlweſen und geſeg-
neter regierung!

Durchlauchtigſter Fuͤrſt/
Gnaͤdigſter Churfuͤrſt und Herr.

DAs unterthaͤnigſte vertrauẽ zu E. Churf. Durchl. ſo wol gerechtigkeit lieben-
den als noch an ihre alte diener (wie ſie ſich noch dieſes jahr gegen einen ſelbs
gnaͤdigſt erklaͤhret) gedenckenden gemuͤth/ nechſt der verſicherung meines
gewiſſens treibet mich/ Ew. Churfuͤrſtl. Durchl. in meinen wichtigen anliegen un-
terthaͤnigſt anzugehen und gegen einige deroſelben Theologos/ ſo mich bißher auff
vielerley weiſe auffs unbillichſte tractiret/ nunmehr aber eine gantze dero Facul-
taͤt mich etlich hundert irriger gegenſaͤtze/ welche wider die richtige lehrſaͤtze ſtritten/

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[949/0967] ARTIC. III. SECTIO XXXIII. kant/ daß man freylich draus in ſolcher gegend auch den gerechten zorn GOttes offters mit ſuͤnden gereitzet/ daruͤber manchmahl daſelbs ſeyende hertzlich geklaget/ daß dannoch deroſelben ſuͤnden die jenige nicht uͤberſteigen/ ja bißweilen vielleicht nicht gleichkommen/ die ich an andern orten ſeither angetroffen/ deren der HErr dannoch ſo lange ſchonet: wiewol zuſorgen/ daß das laͤngere ausbleiben der ſtraf- fe derſelben ſchwehre nur vermehren/ und alſo wol gar das verderben zu erwarten ſeyen mag. Das allerbetruͤbteſte iſt/ daß man ſihet/ wie bey allen ſo bereits auffliegen- den als noch antrohenden gerichten der menſchen verſtockung und ſicherheit ſo groß iſt/ daß ſo wenig an die wahre buß/ welche dennoch das einige mittel der abwendung derſelben ſeyen wuͤrde/ mit ernſt gedacht/ oder dieſelbe nach GOttes willen gethan werde. Welches gemeiniglich ein zeugnuͤß iſt des endlichen unvermeidlichen un- tergangs. Der HERR aber gedencke doch mitten in ſeinen zorn auch ſeiner barm- hertzigkeit/ und laſſe jenen fallen/ oder wo er ja fortbrennen ſolle/ ſo ſehe er doch die ſeinige/ die er ſelbs kennet/ in gnaden an/ und verberge ſie heimlich in ſeinem gezelt/ biß das ſchwehrſte wetter vorbey ſeyen wird/ wie wir uns auch deſſen zu ſeiner guͤte und wahrheit verſehen wollen. 12. Jan. 1694. SECTIO XXXIV. Anden Churfuͤrſten zu Sachſen als meine ver- antwortung gegen die Wittenbergiſche Facul- taͤt Seiner Churfuͤrſtlichen Durchlaucht. dedicirte. Goͤttliche gnade/ friede und heil zu allem hohen wohlweſen und geſeg- neter regierung! Durchlauchtigſter Fuͤrſt/ Gnaͤdigſter Churfuͤrſt und Herr. DAs unterthaͤnigſte vertrauẽ zu E. Churf. Durchl. ſo wol gerechtigkeit lieben- den als noch an ihre alte diener (wie ſie ſich noch dieſes jahr gegen einen ſelbs gnaͤdigſt erklaͤhret) gedenckenden gemuͤth/ nechſt der verſicherung meines gewiſſens treibet mich/ Ew. Churfuͤrſtl. Durchl. in meinen wichtigen anliegen un- terthaͤnigſt anzugehen und gegen einige deroſelben Theologos/ ſo mich bißher auff vielerley weiſe auffs unbillichſte tractiret/ nunmehr aber eine gantze dero Facul- taͤt mich etlich hundert irriger gegenſaͤtze/ welche wider die richtige lehrſaͤtze ſtritten/ vor Ddd ddd 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 949. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/967>, abgerufen am 24.11.2024.