Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.Das sechste Capitel. mich aber nichts anzunehmen hätte/ wo andern anders wo solcher nahme auch gege-ben würde/ die sich etwa in andern dingen vergehen möchten. Wenn denn Ew. Churfüstl. Durchl. aus dieser kurtzen vorstellung nach de- Geschiehet nun solches/ wie denn zu Ew. Churfürstl. Durchl. die gerechtig- un-
Das ſechſte Capitel. mich aber nichts anzunehmen haͤtte/ wo andern anders wo ſolcher nahme auch gege-ben wuͤrde/ die ſich etwa in andern dingen vergehen moͤchten. Wenn denn Ew. Churfuͤſtl. Durchl. aus dieſer kurtzen vorſtellung nach de- Geſchiehet nun ſolches/ wie denn zu Ew. Churfuͤrſtl. Durchl. die gerechtig- un-
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Das ſechſte Capitel.
mich aber nichts anzunehmen haͤtte/ wo andern anders wo ſolcher nahme auch gege-
ben wuͤrde/ die ſich etwa in andern dingen vergehen moͤchten.
Wenn denn Ew. Churfuͤſtl. Durchl. aus dieſer kurtzen vorſtellung nach de-
ro erleuchteten veꝛſtand auffs wenigſte ſo viel eꝛkennen/ daß es gleichwohl eine wich-
tige ſache ſeye/ und wo es ſich alſo verhalten ſolte/ daß ſolchen leuten bisher unrecht
waͤre geſchehen/ wie ich mich ſolches darzuthun unterthaͤnigſt erbiehte/ der gleichen
unrecht/ dafern damit fortgefahren wuͤrde/ uͤber Ew. Churfuͤrſtl. Durchl. deroſel-
ben regierung und lande nichts anders als GOttes/ der uͤber die beſchwehrung der
frommen und unſchuldigen ernſtlich eiffert/ zorn/ auch die ſchuld/ daß andere orte
gegen ſolche leute/ als bereits von ſo hohen ort verdammte/ auch unbillig verfahren
und ſich auff ſolches præiudiz beruffen (wie wircklich bereits geſchehen iſt) ziehen
wuͤrde; ſo weꝛden ſie nicht weniger gnaͤdigſt eꝛmeſſen/ daß es eine der alleꝛwichtigſten
angelegenheiten bey derer geſegneten antrit ihrer regierung billig ſeyen ſolle/ alles
was in ſothanen gefchaͤfften bey 2. jahren vorgangen iſt/ auffs genauſte und ohne
partheiligkeit oder anſehn derer/ ſo bißher damit zu thun gehabt/ durch deren gehei-
men rath zu unterſuchen/ die beſchuldigte zu ihrer allerzeit geſuchten aber niehmahls
verſtatteten defenſion zu admittiren/ und alsdenn zu gleich ein gerechts urtheil/
wie es vor jenen gerechten richter dermahleinſt beſtehen kan/ ausſprechen zu laſſen:
Denn wie ich ſelbſt nicht verlange/ daß wo die beſchuldigte einiger boßheit/ unrechts
u. unziemlicher neuerung uͤberfuͤhret wuͤrden/ ihnen nach geſehen wuͤrde/ ſo wird die
gerechtigkeit ſelbs erfordern daß auch die jenigen nicht leer ausgehen/ die unter fal-
ſchen vorwand der orthodoxiæ und ſorge vor die ruhe der kiꝛchen ungegruͤndete de-
lationes gethan/ und die unſchuld Chriſtlicher leute auff allerhand weiſe zu unter-
druͤcken getrachtet/ darmit aber unſere arme kirche verunruhiget/ und doch deſſen
ſchuld auff friede- und ruhe-liebende perſonen unbillig geleget haben.
Geſchiehet nun ſolches/ wie denn zu Ew. Churfuͤrſtl. Durchl. die gerechtig-
keit liebenden gemuͤht mich dergleichen/ wie auch dero gnaͤdigſten ſchutzes gegen D.
Carpzov. in Leipzig und andere/ welche mich unbillig bißher angegriffen haͤtten/
gebuͤhrender maſſen unterthaͤnigft verſehe/ ſo werden dieſelbe ſich um die ehre Got-
tes und ruhe der nicht nur Saͤchſiſchen ſondern insgeſamt Evangeliſchen kirchen/
dero erſtes directorium bey dero durch GOttes gnade ſtehet/ wohl verdienen/ vie-
lem ſonſten beſorglichen ungemach und befuͤrchtenden ſchismati (deme nicht durch
unterdruͤckung der unſchuldigen ſondern coercirung deren/ ſo ſich ihrer gewalt
und autoritaͤt mißbrauchen/ vorgebeuget werden kan) zu vorkommen/ ein ruͤhm-
liches zeugnuͤß wie dero treuen ſorgfalt vor das gemeine beſte/ alſo auch von
GOtt habender weißheit in ſo ſchwehrer ſache/ an allen orten erlangen/ viele Goͤtt-
lichen ſeegen uͤber dero hohe perſonen/ trohn und anvertrauten lande ziehen/ und al-
ler an aller orten GOTT hertzlich fuͤrchtender ſeelen/ ſo wohl freidige danckſagung
gegen GOTT alſo vil eiffriger gebtee vor ihre geiſtliche und leibliche wolfahrt die
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