Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

Das sechste Capitel.
bin/ daß GOTT auch zu ihrem übrigen amte desto mehr Geist und segen verlei-
hen werde. Und so soll es freylich seyen/ daß wir alle mit Mose wünschen sollen/
daß alles volck des HERRN weissagte: Weßwegen auch was einige werck-
stellung solches wunsches befordert/ uns alles angenehm seyen muß. Zum neuen
Söhnlein wünsche auch neue gnade; daß der himmlische Vater dasselbe unaus-
gesetzet unter der zahl seiner kinder behalten; Der HERR JESUS es täglich
mit seinem blute abwaschen/ und mit seinem leben stärcken; Der heilige Geist/ so
über dasselbe in der heiligen tauffe ausgegossen worden/ sein gutes werck in ihm an-
gefangen/ biß auff den tag JESU CHRJSTJ allerdings vollführen wolle/
damit es ein nützliches gefäß seiner gnaden und erbe der seligkeit wahrhafftig seye
und bleibe/ in der zeit und ewigkeit. GOtt regiere auch sie beyde eltern/ daß sie
solches sein geschenck ihm willig wieder auffopfferen/ es nicht nach eigenen willen od
der welt zu gefallen/ sondern zu seinen ehren treulich auffzuziehen/ und ewig seiner
zugeniessen. Jm übrigen seye derselbe versichert/ daß ich von meiner lehre und art
des vortrags derselben mein lebelang nicht weichen werde. Denn jener bin ich
überzeuget in meiner seelen/ daß sie nicht mein sondern GOttes seye/ aus dessen wort
ich dieselbige gefchöpffet. Diese halte ich einfältig/ und habe sie auch in Göttlichen
seegen nicht ohne erbauung in der erfahrung gefunden. Jedoch solte mir/ was
die art des vortrags anlanget/ durch Christliche freunde in liebe gezeiget werden/
wie eines und anders noch erbaulicher eingerichtet werden könte/ bin ich allezeit auch
dazu willig und bereit.

Der HERR zeige uns aber allen zu allen zeiten/ was sein wille ist an uns/
und die jenigen/ welche er uns zu geordnet hat/ und verleihe uns krafft und eiffer/
denselben zu vollbringen. Ja je böser die welt von tage zu tage wird/ so vielmehr
lasse er auch das gute bey den seinigen wachsen und zunehmen/ biß die verheissene
zeit einiger ferneren besserung fürhanden seye/ und diese mit gewalt durch alle hin-
dernüsse durchdringe. Nun in dessen heilige hut/ macht/ segen und krafft densel-
ben mit seinem gantzen hause und andern freunden/ so sich mit ihm in der Gottse-
ligkeit üben/ und unter demselben seinen schreiber/ der sich einen lehrling/ nicht nur
des handwercks/ sondern auch des Christenthums nennet/ und ich ihm in beyden
wachsthum wünsche/ hertzlich empfehlend verbleibe/ m. f. w.

Den 16. October 1691.

(NB. Auch diesen brieff hat D. Schelwig in itin. Antipiet. drucken
lassen
p. 100.)
SECT.

Das ſechſte Capitel.
bin/ daß GOTT auch zu ihrem uͤbrigen amte deſto mehr Geiſt und ſegen verlei-
hen werde. Und ſo ſoll es freylich ſeyen/ daß wir alle mit Moſe wuͤnſchen ſollen/
daß alles volck des HERRN weiſſagte: Weßwegen auch was einige werck-
ſtellung ſolches wunſches befordert/ uns alles angenehm ſeyen muß. Zum neuen
Soͤhnlein wuͤnſche auch neue gnade; daß der himmliſche Vater daſſelbe unaus-
geſetzet unter der zahl ſeiner kinder behalten; Der HERR JESUS es taͤglich
mit ſeinem blute abwaſchen/ und mit ſeinem leben ſtaͤrcken; Der heilige Geiſt/ ſo
uͤber daſſelbe in der heiligen tauffe ausgegoſſen worden/ ſein gutes werck in ihm an-
gefangen/ biß auff den tag JESU CHRJSTJ allerdings vollfuͤhren wolle/
damit es ein nuͤtzliches gefaͤß ſeiner gnaden und erbe der ſeligkeit wahrhafftig ſeye
und bleibe/ in der zeit und ewigkeit. GOtt regiere auch ſie beyde eltern/ daß ſie
ſolches ſein geſchenck ihm willig wieder auffopfferen/ es nicht nach eigenen willen oď
der welt zu gefallen/ ſondern zu ſeinen ehren treulich auffzuziehen/ und ewig ſeiner
zugenieſſen. Jm uͤbrigen ſeye derſelbe verſichert/ daß ich von meiner lehre und art
des vortrags derſelben mein lebelang nicht weichen werde. Denn jener bin ich
uͤberzeuget in meiner ſeelen/ daß ſie nicht mein ſondern GOttes ſeye/ aus deſſen wort
ich dieſelbige gefchoͤpffet. Dieſe halte ich einfaͤltig/ und habe ſie auch in Goͤttlichen
ſeegen nicht ohne erbauung in der erfahrung gefunden. Jedoch ſolte mir/ was
die art des vortrags anlanget/ durch Chriſtliche freunde in liebe gezeiget werden/
wie eines und anders noch erbaulicher eingerichtet werden koͤnte/ bin ich allezeit auch
dazu willig und bereit.

Der HERR zeige uns aber allen zu allen zeiten/ was ſein wille iſt an uns/
und die jenigen/ welche er uns zu geordnet hat/ und verleihe uns krafft und eiffer/
denſelben zu vollbringen. Ja je boͤſer die welt von tage zu tage wird/ ſo vielmehr
laſſe er auch das gute bey den ſeinigen wachſen und zunehmen/ biß die verheiſſene
zeit einiger ferneren beſſerung fuͤrhanden ſeye/ und dieſe mit gewalt durch alle hin-
dernuͤſſe durchdringe. Nun in deſſen heilige hut/ macht/ ſegen und krafft denſel-
ben mit ſeinem gantzen hauſe und andern freunden/ ſo ſich mit ihm in der Gottſe-
ligkeit uͤben/ und unter demſelben ſeinen ſchreiber/ der ſich einen lehrling/ nicht nur
des handwercks/ ſondern auch des Chriſtenthums nennet/ und ich ihm in beyden
wachsthum wuͤnſche/ hertzlich empfehlend verbleibe/ m. f. w.

Den 16. October 1691.

(NB. Auch dieſen brieff hat D. Schelwig in itin. Antipiet. drucken
laſſen
p. 100.)
SECT.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0912" n="864[894]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das &#x017F;ech&#x017F;te Capitel.</hi></fw><lb/>
bin/ daß GOTT auch zu ihrem u&#x0364;brigen amte de&#x017F;to mehr Gei&#x017F;t und &#x017F;egen verlei-<lb/>
hen werde. Und &#x017F;o &#x017F;oll es freylich &#x017F;eyen/ daß wir alle mit Mo&#x017F;e wu&#x0364;n&#x017F;chen &#x017F;ollen/<lb/><hi rendition="#fr">daß alles volck des HERRN wei&#x017F;&#x017F;agte</hi>: Weßwegen auch was einige werck-<lb/>
&#x017F;tellung &#x017F;olches wun&#x017F;ches befordert/ uns alles angenehm &#x017F;eyen muß. Zum neuen<lb/>
So&#x0364;hnlein wu&#x0364;n&#x017F;che auch neue gnade; daß der himmli&#x017F;che Vater da&#x017F;&#x017F;elbe unaus-<lb/>
ge&#x017F;etzet unter der zahl &#x017F;einer kinder behalten; Der HERR JESUS es ta&#x0364;glich<lb/>
mit &#x017F;einem blute abwa&#x017F;chen/ und mit &#x017F;einem leben &#x017F;ta&#x0364;rcken; Der heilige Gei&#x017F;t/ &#x017F;o<lb/>
u&#x0364;ber da&#x017F;&#x017F;elbe in der heiligen tauffe ausgego&#x017F;&#x017F;en worden/ &#x017F;ein gutes werck in ihm an-<lb/>
gefangen/ biß auff den tag JESU CHRJSTJ allerdings vollfu&#x0364;hren wolle/<lb/>
damit es ein nu&#x0364;tzliches gefa&#x0364;ß &#x017F;einer gnaden und erbe der &#x017F;eligkeit wahrhafftig &#x017F;eye<lb/>
und bleibe/ in der zeit und ewigkeit. GOtt regiere auch &#x017F;ie beyde eltern/ daß &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;olches &#x017F;ein ge&#x017F;chenck ihm willig wieder auffopfferen/ es nicht nach eigenen willen o&#x010F;<lb/>
der welt zu gefallen/ &#x017F;ondern zu &#x017F;einen ehren treulich auffzuziehen/ und ewig &#x017F;einer<lb/>
zugenie&#x017F;&#x017F;en. Jm u&#x0364;brigen &#x017F;eye der&#x017F;elbe ver&#x017F;ichert/ daß ich von meiner lehre und art<lb/>
des vortrags der&#x017F;elben mein lebelang nicht weichen werde. Denn jener bin ich<lb/>
u&#x0364;berzeuget in meiner &#x017F;eelen/ daß &#x017F;ie nicht mein &#x017F;ondern GOttes &#x017F;eye/ aus de&#x017F;&#x017F;en wort<lb/>
ich die&#x017F;elbige gefcho&#x0364;pffet. Die&#x017F;e halte ich einfa&#x0364;ltig/ und habe &#x017F;ie auch in Go&#x0364;ttlichen<lb/>
&#x017F;eegen nicht ohne erbauung in der erfahrung gefunden. Jedoch &#x017F;olte mir/ was<lb/>
die art des vortrags anlanget/ durch Chri&#x017F;tliche freunde in liebe gezeiget werden/<lb/>
wie eines und anders noch erbaulicher eingerichtet werden ko&#x0364;nte/ bin ich allezeit auch<lb/>
dazu willig und bereit.</p><lb/>
            <p>Der HERR zeige uns aber allen zu allen zeiten/ was &#x017F;ein wille i&#x017F;t an uns/<lb/>
und die jenigen/ welche er uns zu geordnet hat/ und verleihe uns krafft und eiffer/<lb/>
den&#x017F;elben zu vollbringen. Ja je bo&#x0364;&#x017F;er die welt von tage zu tage wird/ &#x017F;o vielmehr<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e er auch das gute bey den &#x017F;einigen wach&#x017F;en und zunehmen/ biß die verhei&#x017F;&#x017F;ene<lb/>
zeit einiger ferneren be&#x017F;&#x017F;erung fu&#x0364;rhanden &#x017F;eye/ und die&#x017F;e mit gewalt durch alle hin-<lb/>
dernu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e durchdringe. Nun in de&#x017F;&#x017F;en heilige hut/ macht/ &#x017F;egen und krafft den&#x017F;el-<lb/>
ben mit &#x017F;einem gantzen hau&#x017F;e und andern freunden/ &#x017F;o &#x017F;ich mit ihm in der Gott&#x017F;e-<lb/>
ligkeit u&#x0364;ben/ und unter dem&#x017F;elben &#x017F;einen &#x017F;chreiber/ der &#x017F;ich einen lehrling/ nicht nur<lb/>
des handwercks/ &#x017F;ondern auch des Chri&#x017F;tenthums nennet/ und ich ihm in beyden<lb/>
wachsthum wu&#x0364;n&#x017F;che/ hertzlich empfehlend verbleibe/ m. f. w.</p><lb/>
            <p>Den 16. October 1691.</p><lb/>
            <list>
              <item>(<hi rendition="#aq">NB.</hi> <hi rendition="#fr">Auch die&#x017F;en brieff hat</hi> <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#fr">Schelwig</hi> <hi rendition="#aq">in itin. Antipiet.</hi> <hi rendition="#fr">drucken<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en</hi> <hi rendition="#aq">p. 100.</hi>)</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECT</hi>.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[864[894]/0912] Das ſechſte Capitel. bin/ daß GOTT auch zu ihrem uͤbrigen amte deſto mehr Geiſt und ſegen verlei- hen werde. Und ſo ſoll es freylich ſeyen/ daß wir alle mit Moſe wuͤnſchen ſollen/ daß alles volck des HERRN weiſſagte: Weßwegen auch was einige werck- ſtellung ſolches wunſches befordert/ uns alles angenehm ſeyen muß. Zum neuen Soͤhnlein wuͤnſche auch neue gnade; daß der himmliſche Vater daſſelbe unaus- geſetzet unter der zahl ſeiner kinder behalten; Der HERR JESUS es taͤglich mit ſeinem blute abwaſchen/ und mit ſeinem leben ſtaͤrcken; Der heilige Geiſt/ ſo uͤber daſſelbe in der heiligen tauffe ausgegoſſen worden/ ſein gutes werck in ihm an- gefangen/ biß auff den tag JESU CHRJSTJ allerdings vollfuͤhren wolle/ damit es ein nuͤtzliches gefaͤß ſeiner gnaden und erbe der ſeligkeit wahrhafftig ſeye und bleibe/ in der zeit und ewigkeit. GOtt regiere auch ſie beyde eltern/ daß ſie ſolches ſein geſchenck ihm willig wieder auffopfferen/ es nicht nach eigenen willen oď der welt zu gefallen/ ſondern zu ſeinen ehren treulich auffzuziehen/ und ewig ſeiner zugenieſſen. Jm uͤbrigen ſeye derſelbe verſichert/ daß ich von meiner lehre und art des vortrags derſelben mein lebelang nicht weichen werde. Denn jener bin ich uͤberzeuget in meiner ſeelen/ daß ſie nicht mein ſondern GOttes ſeye/ aus deſſen wort ich dieſelbige gefchoͤpffet. Dieſe halte ich einfaͤltig/ und habe ſie auch in Goͤttlichen ſeegen nicht ohne erbauung in der erfahrung gefunden. Jedoch ſolte mir/ was die art des vortrags anlanget/ durch Chriſtliche freunde in liebe gezeiget werden/ wie eines und anders noch erbaulicher eingerichtet werden koͤnte/ bin ich allezeit auch dazu willig und bereit. Der HERR zeige uns aber allen zu allen zeiten/ was ſein wille iſt an uns/ und die jenigen/ welche er uns zu geordnet hat/ und verleihe uns krafft und eiffer/ denſelben zu vollbringen. Ja je boͤſer die welt von tage zu tage wird/ ſo vielmehr laſſe er auch das gute bey den ſeinigen wachſen und zunehmen/ biß die verheiſſene zeit einiger ferneren beſſerung fuͤrhanden ſeye/ und dieſe mit gewalt durch alle hin- dernuͤſſe durchdringe. Nun in deſſen heilige hut/ macht/ ſegen und krafft denſel- ben mit ſeinem gantzen hauſe und andern freunden/ ſo ſich mit ihm in der Gottſe- ligkeit uͤben/ und unter demſelben ſeinen ſchreiber/ der ſich einen lehrling/ nicht nur des handwercks/ ſondern auch des Chriſtenthums nennet/ und ich ihm in beyden wachsthum wuͤnſche/ hertzlich empfehlend verbleibe/ m. f. w. Den 16. October 1691. (NB. Auch dieſen brieff hat D. Schelwig in itin. Antipiet. drucken laſſen p. 100.) SECT.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/912
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 864[894]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/912>, abgerufen am 18.05.2024.