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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
mir verlangen/ die ich auch auffrichtig geben/ auch wo sie sorgen/ das gegentheil
etwas wider sie bey mir tendirt hätte/ was zu ihrer unschuld dienet/ mir commu-
nici
ren mögen/ aber nicht fordern/ daß mich deswegen gegen die andere erklähren
und solchen mich widersetzen müsste; Wie wohlich gemeiniglich als denn ihnen zu
lieb mich der communication mit den andern entschlage/ damit sie sich begnügen
können/ und wo ich nicht so zu reden/ gantz die partey nehme/ solches nicht als ein
mißtrauen in sie auffnehmen sollen. Dann da bekenne/ daß mich sauer ankomt/ völ-
lig auff eine seite zu treten/ wo mir die cognitio causae nicht anbefohlen/ noch auch
in abwesenheit völlig möglich ist; alldieweil auch die Christliche freunde/ wenn auch
die sache selbs gut ist/ in einigen umständen zuweilen den andern theil gewinnen
möchten/ ob wohl ohne einige boßheit/ sondern aus dem/ wie sie sich die sache ein-
mahl inprimirt haben.

Hingegen verlange auch von andern gleiches gegen mich zu halten/ und
fordere von niemand ein mehrers vor mich/ noch setze deswegen mißtrauen in die je-
nige/ welche mir nicht völlig bey zutreten sich resolvirten. Der HERR verbinde
allezeit unsere hertzen in wahrhafftiger einigkeit und erkäntnüß seines willens. 9.
Sept. 1690.

SECTIO XXXV.

Verlangen nach beylegung der gantzen sache desso
genanten
Pietismi: Dero wichtig-
keit.

EUer Excell. beliebiges ist mir wol worden/ und habe ich draus verstanden
daß dieselbe rathsam befinden/ daß hierausgefertigte klag-memorial wide-
rum zurück an den Hochl geheimen rath zusenden. Wie mir nun leid ist/ daß
Ew. Excell. hiedurch unnöthe beschwerde gemachet worden/ also sage gehorsamen
danck/ vor die auch hierunter unterschiedliche genomme bemühung und bezeugte
großgünstige affection.

Die sache selbs anlangend/ als meines reinen gewissens versichert/ erwarte
ich ferner/ was ein Hochl. geheimter Rath vornehmen werde. An mir hof-
fe in meinem gantzen leben gezeiget zu haben/ daß wie niemand mit willen beleidige/
also in unvermuthet enstehenden zwistigkeiten mich allezeit zu der güte als fern
das gewissen zugeben mag/ bereit erweise. Was den gantzen pietismumbetrifft/
pflichte Ew. Excell. vornehmen billich auch von hertzen bey/ daß mit dem nah-
men desselben alles so nach einer secte schmecken solte/ aus den grund gehoben wür-
de: wozu ich auch hoffe/ in dem an Sr. Churfürstlichen Durchlauchtigkeit unsren

gnä-

Das ſechſte Capitel.
mir verlangen/ die ich auch auffrichtig geben/ auch wo ſie ſorgen/ das gegentheil
etwas wider ſie bey mir tendirt haͤtte/ was zu ihrer unſchuld dienet/ mir commu-
nici
ren moͤgen/ aber nicht fordern/ daß mich deswegen gegen die andere erklaͤhren
und ſolchen mich widerſetzen muͤſſte; Wie wohlich gemeiniglich als denn ihnen zu
lieb mich der communication mit den andern entſchlage/ damit ſie ſich begnuͤgen
koͤnnen/ und wo ich nicht ſo zu reden/ gantz die partey nehme/ ſolches nicht als ein
mißtrauen in ſie auffnehmen ſollen. Dann da bekenne/ daß mich ſauer ankomt/ voͤl-
lig auff eine ſeite zu treten/ wo mir die cognitio cauſæ nicht anbefohlen/ noch auch
in abweſenheit voͤllig moͤglich iſt; alldieweil auch die Chriſtliche freunde/ wenn auch
die ſache ſelbs gut iſt/ in einigen umſtaͤnden zuweilen den andern theil gewinnen
moͤchten/ ob wohl ohne einige boßheit/ ſondern aus dem/ wie ſie ſich die ſache ein-
mahl inprimirt haben.

Hingegen verlange auch von andern gleiches gegen mich zu halten/ und
fordere von niemand ein mehrers vor mich/ noch ſetze deswegen mißtrauen in die je-
nige/ welche mir nicht voͤllig bey zutreten ſich reſolvirten. Der HERR verbinde
allezeit unſere hertzen in wahrhafftiger einigkeit und erkaͤntnuͤß ſeines willens. 9.
Sept. 1690.

SECTIO XXXV.

Verlangen nach beylegung der gantzen ſache desſo
genanten
Pietismi: Dero wichtig-
keit.

EUer Excell. beliebiges iſt mir wol worden/ und habe ich draus verſtanden
daß dieſelbe rathſam befinden/ daß hierausgefertigte klag-memorial wide-
rum zuruͤck an den Hochl geheimen rath zuſenden. Wie mir nun leid iſt/ daß
Ew. Excell. hiedurch unnoͤthe beſchwerde gemachet worden/ alſo ſage gehorſamen
danck/ vor die auch hierunter unterſchiedliche genomme bemuͤhung und bezeugte
großguͤnſtige affection.

Die ſache ſelbs anlangend/ als meines reinen gewiſſens verſichert/ erwarte
ich ferner/ was ein Hochl. geheimter Rath vornehmen werde. An mir hof-
fe in meinem gantzen leben gezeiget zu haben/ daß wie niemand mit willen beleidige/
alſo in unvermuthet enſtehenden zwiſtigkeiten mich allezeit zu der guͤte als fern
das gewiſſen zugeben mag/ bereit erweiſe. Was den gantzen pietismumbetrifft/
pflichte Ew. Excell. vornehmen billich auch von hertzen bey/ daß mit dem nah-
men deſſelben alles ſo nach einer ſecte ſchmecken ſolte/ aus den grund gehoben wuͤr-
de: wozu ich auch hoffe/ in dem an Sr. Churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit unſren

gnaͤ-
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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/836>, abgerufen am 22.11.2024.