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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. DISTINCT. I. SECTIO VIII.
len christlichen freunden vor die vornehmste liebesthat achte/ geschehen/ wie ich dann
dem allergnädigsten GOtt und treuen unsern Vater inbrünstig anruffe/ und ferner
anruffen werde/ daß derselbe bey ihm/ wie auch allen andern seinen kindern/ die an-
gefangene gnade stets zunehmen/ das entzündete liecht immer weiter entbren-
nen/ den geschmack der himmlischen süßigkeit vergnüglicher werden/ die früchten
solcher güter jemehr und mehr hervor wachsen lassen/ in summa ihn noch ferner
vollbereiten/ stärcken/ kräfftigen/ gründen/ und das gute so weit bereits gebrachte
werck vollführen wolle/ auff den tag JEsu Christi. Nebens solchem hertzlichem
wunsch-gebete sehe ich zwar noch wenig gelegenheit/ worinnen ich hoffen könte/ mei-
ne willige liebe meinen hochgeehrten Herrn thätlich bezeugen zu könnnen/ ver-
sichere aber denselbigen gleichwohl dieses/ daß ich auch in allem andern/ wo mit
rath/ hilff und auff einige thätliche weise an die hand zu gehen vermag/ mich nicht
entziehen oder säumig erzeigen/ sondern nach vermögen dasselbige/ wovor mit dem
mund mich außgebe/ zu erweisen trachten wolle. Wünschete zwar/ daß wir
eine weil eines orts/ und also meines hochgeehrten Herrn seiner gelegenheit nach
hier sich auffhalten könte/ in deme vieles in dergleichen sachen ist/ welches fast noth-
wendig die gegenwart erfordert/ und zu weilen mit kurtzem gespräch besser außge-
macht werden kan/ als nicht mit vielem und weitläufftigem zu schreiben geschehen
würde. Wie auch meine amts beschaffenheit zu weitläufftigen brieffen nicht al-
lemahl die zeit lässet. Jn dem übrigen/ weil mein hochgeehrter Herr gefallen
hat/ den wolmeinenden auffsatz vorschlagender heiliger liebes-gesellschafft mir
zu lesen mit zutheilen/ und also darüber meine einfältige gedancken zuvernehmen/
so sende zum fordristen denselben/ mit freundlichen danck solcher vertraulicher
communication, wiederum zurück/ und bezeuge/ solchen mit guten vergnügen
gelesen zu haben; Dann daß ein und andere formuln darinnen sich befinden/ die
bequemere auslegung bedörffen/ zweiffle ich nicht/ daß mein hochgeehrter Herr
solche alle in gesundem verstand selbs werde gemeint haben/ deß wegen solche auch
nicht auffgezeichnet. Was aber die hauptabsicht selber anlanget/ einer sonder-
bahren gesellschafft der liebenden/ sehe ich gern meines hochgeehr[ten] Herrn wolmei-
nende intention also an/ daß an dero ich nichts straffe/ sondern daß der jenige zweck/
welchen derselbe vor sich hat/ auff einigerley Christliche art und weise möchte er-
langet werden/ von grund der seelen wünschete. Weil aber/ dem gegen mich
bezeugenden freundlichen vertrauen gemäß/ ich hin wieder von meiner seiten schul-
dig bin/ offenhertzig und freymüthig meine gedancken zu entdecken/ so kan ich nicht
bergen/ daß ich dergleichen unter besonderem nahmen anstellende liebes-gesell-
schafft nicht vor ein bequemes mittel achte/ damit dem Christlichen wesen geholffen
werden möchte. Wir sind bereits alle in dieser heiligen liebes-gesellschafft/ so viel
unser in den bund der tauff getreten sind/ und uns also in derselben der liebreiche
GOtt durch seinen Geist der liebe mit liebreichem glauben begabet hat. Nun ists

zwar
J

ARTIC. I. DISTINCT. I. SECTIO VIII.
len chriſtlichen freunden vor die vornehmſte liebesthat achte/ geſchehen/ wie ich dann
dem allergnaͤdigſten GOtt und treuen unſern Vater inbruͤnſtig anruffe/ und ferner
anruffen werde/ daß derſelbe bey ihm/ wie auch allen andern ſeinen kindern/ die an-
gefangene gnade ſtets zunehmen/ das entzuͤndete liecht immer weiter entbren-
nen/ den geſchmack der himmliſchen ſuͤßigkeit vergnuͤglicher werden/ die fruͤchten
ſolcher guͤter jemehr und mehr hervor wachſen laſſen/ in ſumma ihn noch ferner
vollbereiten/ ſtaͤrcken/ kraͤfftigen/ gruͤnden/ und das gute ſo weit bereits gebrachte
werck vollfuͤhren wolle/ auff den tag JEſu Chriſti. Nebens ſolchem hertzlichem
wunſch-gebete ſehe ich zwar noch wenig gelegenheit/ worinnen ich hoffen koͤnte/ mei-
ne willige liebe meinen hochgeehrten Herrn thaͤtlich bezeugen zu koͤnnnen/ ver-
ſichere aber denſelbigen gleichwohl dieſes/ daß ich auch in allem andern/ wo mit
rath/ hilff und auff einige thaͤtliche weiſe an die hand zu gehen vermag/ mich nicht
entziehen oder ſaͤumig erzeigen/ ſondern nach vermoͤgen daſſelbige/ wovor mit dem
mund mich außgebe/ zu erweiſen trachten wolle. Wuͤnſchete zwar/ daß wir
eine weil eines orts/ und alſo meines hochgeehrten Herrn ſeiner gelegenheit nach
hier ſich auffhalten koͤnte/ in deme vieles in dergleichen ſachen iſt/ welches faſt noth-
wendig die gegenwart erfordert/ und zu weilen mit kurtzem geſpraͤch beſſer außge-
macht werden kan/ als nicht mit vielem und weitlaͤufftigem zu ſchreiben geſchehen
wuͤrde. Wie auch meine amts beſchaffenheit zu weitlaͤufftigen brieffen nicht al-
lemahl die zeit laͤſſet. Jn dem uͤbrigen/ weil mein hochgeehrter Herr gefallen
hat/ den wolmeinenden auffſatz vorſchlagender heiliger liebes-geſellſchafft mir
zu leſen mit zutheilen/ und alſo daruͤber meine einfaͤltige gedancken zuvernehmen/
ſo ſende zum fordriſten denſelben/ mit freundlichen danck ſolcher vertraulicher
communication, wiederum zuruͤck/ und bezeuge/ ſolchen mit guten vergnuͤgen
geleſen zu haben; Dann daß ein und andere formuln darinnen ſich befinden/ die
bequemere auslegung bedoͤrffen/ zweiffle ich nicht/ daß mein hochgeehrter Herr
ſolche alle in geſundem verſtand ſelbs werde gemeint haben/ deß wegen ſolche auch
nicht auffgezeichnet. Was aber die hauptabſicht ſelber anlanget/ einer ſonder-
bahren geſellſchafft der liebenden/ ſehe ich gern meines hochgeehr[ten] Herrn wolmei-
nende intention alſo an/ daß an dero ich nichts ſtraffe/ ſondern daß der jenige zweck/
welchen derſelbe vor ſich hat/ auff einigerley Chriſtliche art und weiſe moͤchte er-
langet werden/ von grund der ſeelen wuͤnſchete. Weil aber/ dem gegen mich
bezeugenden freundlichen vertrauen gemaͤß/ ich hin wieder von meiner ſeiten ſchul-
dig bin/ offenhertzig und freymuͤthig meine gedancken zu entdecken/ ſo kan ich nicht
bergen/ daß ich dergleichen unter beſonderem nahmen anſtellende liebes-geſell-
ſchafft nicht vor ein bequemes mittel achte/ damit dem Chriſtlichen weſen geholffen
werden moͤchte. Wir ſind bereits alle in dieſer heiligen liebes-geſellſchafft/ ſo viel
unſer in den bund der tauff getreten ſind/ und uns alſo in derſelben der liebreiche
GOtt durch ſeinen Geiſt der liebe mit liebreichem glauben begabet hat. Nun iſts

zwar
J
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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/83>, abgerufen am 24.11.2024.