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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
von einiger wiedersprecher bekehrung. Von der innern versieglung des
Geistes zu schreiben. Loburgs schrifften. Scriver.
5. An einem ort/ da die pest regierte: von göttlicher absicht in derselbigen. Mit
unrecht in verdacht gezogene phrases/ gelassenheit/ verklähren/ verherrlichen
innerliche erleuchtung: auch einigen andern.
6. Mißfallen an einiger eyfferer/ die alles niedrreissen wollen/ hefftigkeit.
7. Von einigen durch einen guten freund geschehenen besserungs vorschlägen/
sonderlich betreffend den beichtstul/ bestellung der Eltesten/ austheilung des
heiligen Abendmahls. Wie Prediger ihre gewissen zu retten/ verfall un-
srer zeiten und kirche.
8. Die regeln so mir in meinem amte gemacht habe.
SECTIO I.

Ausführliche anmerckung/ wie es mit denen ge-
gen des gute/ sonderlich gegen mich und meine freunde/
ausgesprengten calumnien hergegangen. Was der satan
damit vorgehabt/ und wie es ihm GOTT mißlingen
lassen/ und die unschuld gerettet. Was nun
unsere schuldigkeit seye.

JCh kan wohl sagen/ daß mir in geraumer zeit kein schreiben zugekommen/ so
mir eine so hertzliche freude erwecket/ wie dessen werthes gethan. Dann ich
erkante daraus eine sonderbahre Göttliche wohlthat/ da vor ich des himmli-
schen Vaters güte frölichen danckzusagen habe. Es bestehet aber dieselbe darinnen/
daß ich mehr und mehr sehe/ wie von einiger zeit her dessen Väterliche providenz
wider anfänget vieler brüder hertzen zu mir und andern meinen freunden zuwenden/
vermittels offenbahrung der vor deme ausgestreuten calumnien und hingegen der
damit bey vielen auch sonst Christlichen hertzen in verdacht gezogener unschuld. Jch
weis und glaube/ daß nichts ungefehr geschiehet/ sondern die hand GOttes in allem
mit darunter ist/ welches ich auch/ in deme/ was unterschiedliche jahr nach einander
mich und etliche in freundschafft mit mir gestandene leute betroffen hat/ in demuth
meines hertzens erkenne. Wir wurden durch gantz Ober- und nieder-Teutsch-
land also aus geschrien/ ob wären wir die gefährlichste irrgeister/ davon der gesam-
ten Evangelischen kirchen eine schwehre gefahr vorstünde/ und deswegen alles her-
bey und zusammen lauffen müsste/ das auffgehende feuer zu löschen/ ehe es alles er-
greiffe. Die lehr hiesse fast nicht mehr verdächtig/ sondern gewiß irrig/ ob wohl

wor-
Das ſechſte Capitel.
von einiger wiederſprecher bekehrung. Von der innern verſieglung des
Geiſtes zu ſchreiben. Loburgs ſchrifften. Scriver.
5. An einem ort/ da die peſt regierte: von goͤttlicher abſicht in derſelbigen. Mit
unrecht in verdacht gezogene phraſes/ gelaſſenheit/ verklaͤhren/ verherrlichen
innerliche erleuchtung: auch einigen andern.
6. Mißfallen an einiger eyfferer/ die alles niedrreiſſen wollen/ hefftigkeit.
7. Von einigen durch einen guten freund geſchehenen beſſerungs vorſchlaͤgen/
ſonderlich betreffend den beichtſtul/ beſtellung der Elteſten/ austheilung des
heiligen Abendmahls. Wie Prediger ihre gewiſſen zu retten/ verfall un-
ſrer zeiten und kirche.
8. Die regeln ſo mir in meinem amte gemacht habe.
SECTIO I.

Ausfuͤhrliche anmerckung/ wie es mit denen ge-
gen des gute/ ſonderlich gegen mich und meine freunde/
ausgeſprengten calumnien hergegangen. Was der ſatan
damit vorgehabt/ und wie es ihm GOTT mißlingen
laſſen/ und die unſchuld gerettet. Was nun
unſere ſchuldigkeit ſeye.

JCh kan wohl ſagen/ daß mir in geraumer zeit kein ſchreiben zugekommen/ ſo
mir eine ſo hertzliche freude erwecket/ wie deſſen werthes gethan. Dann ich
erkante daraus eine ſonderbahre Goͤttliche wohlthat/ da vor ich des himmli-
ſchen Vaters guͤte froͤlichen danckzuſagen habe. Es beſtehet aber dieſelbe darinnen/
daß ich mehr und mehr ſehe/ wie von einiger zeit her deſſen Vaͤterliche providenz
wider anfaͤnget vieler bruͤder heꝛtzen zu mir und andeꝛn meinen freunden zuwenden/
vermittels offenbahrung der vor deme ausgeſtreuten calumnien und hingegen der
damit bey vielen auch ſonſt Chriſtlichen hertzen in verdacht gezogener unſchuld. Jch
weis und glaube/ daß nichts ungefehr geſchiehet/ ſondern die hand GOttes in allem
mit darunter iſt/ welches ich auch/ in deme/ was unterſchiedliche jahr nach einander
mich und etliche in freundſchafft mit mir geſtandene leute betroffen hat/ in demuth
meines hertzens eꝛkenne. Wir wurden durch gantz Ober- und nieder-Teutſch-
land alſo aus geſchrien/ ob waͤren wir die gefaͤhrlichſte irrgeiſter/ davon der geſam-
ten Evangeliſchen kirchen eine ſchwehre gefahr vorſtuͤnde/ und deswegen alles her-
bey und zuſammen lauffen muͤſſte/ das auffgehende feuer zu loͤſchen/ ehe es alles er-
greiffe. Die lehr hieſſe faſt nicht mehr verdaͤchtig/ ſondern gewiß irrig/ ob wohl

wor-
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[526/0544] Das ſechſte Capitel. von einiger wiederſprecher bekehrung. Von der innern verſieglung des Geiſtes zu ſchreiben. Loburgs ſchrifften. Scriver. 5. An einem ort/ da die peſt regierte: von goͤttlicher abſicht in derſelbigen. Mit unrecht in verdacht gezogene phraſes/ gelaſſenheit/ verklaͤhren/ verherrlichen innerliche erleuchtung: auch einigen andern. 6. Mißfallen an einiger eyfferer/ die alles niedrreiſſen wollen/ hefftigkeit. 7. Von einigen durch einen guten freund geſchehenen beſſerungs vorſchlaͤgen/ ſonderlich betreffend den beichtſtul/ beſtellung der Elteſten/ austheilung des heiligen Abendmahls. Wie Prediger ihre gewiſſen zu retten/ verfall un- ſrer zeiten und kirche. 8. Die regeln ſo mir in meinem amte gemacht habe. SECTIO I. Ausfuͤhrliche anmerckung/ wie es mit denen ge- gen des gute/ ſonderlich gegen mich und meine freunde/ ausgeſprengten calumnien hergegangen. Was der ſatan damit vorgehabt/ und wie es ihm GOTT mißlingen laſſen/ und die unſchuld gerettet. Was nun unſere ſchuldigkeit ſeye. JCh kan wohl ſagen/ daß mir in geraumer zeit kein ſchreiben zugekommen/ ſo mir eine ſo hertzliche freude erwecket/ wie deſſen werthes gethan. Dann ich erkante daraus eine ſonderbahre Goͤttliche wohlthat/ da vor ich des himmli- ſchen Vaters guͤte froͤlichen danckzuſagen habe. Es beſtehet aber dieſelbe darinnen/ daß ich mehr und mehr ſehe/ wie von einiger zeit her deſſen Vaͤterliche providenz wider anfaͤnget vieler bruͤder heꝛtzen zu mir und andeꝛn meinen freunden zuwenden/ vermittels offenbahrung der vor deme ausgeſtreuten calumnien und hingegen der damit bey vielen auch ſonſt Chriſtlichen hertzen in verdacht gezogener unſchuld. Jch weis und glaube/ daß nichts ungefehr geſchiehet/ ſondern die hand GOttes in allem mit darunter iſt/ welches ich auch/ in deme/ was unterſchiedliche jahr nach einander mich und etliche in freundſchafft mit mir geſtandene leute betroffen hat/ in demuth meines hertzens eꝛkenne. Wir wurden durch gantz Ober- und nieder-Teutſch- land alſo aus geſchrien/ ob waͤren wir die gefaͤhrlichſte irrgeiſter/ davon der geſam- ten Evangeliſchen kirchen eine ſchwehre gefahr vorſtuͤnde/ und deswegen alles her- bey und zuſammen lauffen muͤſſte/ das auffgehende feuer zu loͤſchen/ ehe es alles er- greiffe. Die lehr hieſſe faſt nicht mehr verdaͤchtig/ ſondern gewiß irrig/ ob wohl wor-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/544>, abgerufen am 25.11.2024.