Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. I. DIST. III. SECT. XXXIV. nach änderung zeit und umstände wider eben so wohl ab zustellen wäre. Es wirdaber wohl auff den punct nicht kommen/ weil ohne das die unmöglichkeit in dem wege stehet. Jch komme nun auff das letzte wegen meines geliebten freundes N. N. und ist mir hertzlich lieb/ daß er die gelegenheit und freude gehabt/ mit Ew. Hoch-Ehrw. mündlich zu sprechen/ darüber er auch gegen mich eine grosse satis- faction in schreiben bezeuget hat. Was die jenige dinge anlangt welche Eure Hoch-Ehrw. einigs nachsinnen gemacht/ und da sie von mir nachricht verlangen bekenne ich/ daß ich/ weil ich die seriem sermonum und gelegenheiten/ wie jegliches geredet/ daraus doch ein zimliches licht zum verstand jeder worte kommet/ nicht so ei- gentlich weiß/ nicht wohl völlige satisfaction zu geben getraue/ daher mit ihm dar- aus freundlich conferiren und seine eigene erklährung darüber hören will. Jch will aber so bald in antecessum meine wenige gedancken davon mittheilen/ wie mir dieselbe reden vorkommen/ und nachmahl sehen/ ob er und ich darinnen übereinkom- men werden oder nicht. 1. Die Entschuldigung der Quacker anlangt/ will ich ja nicht hoffen/ daß aus Nnn 3
ARTIC. I. DIST. III. SECT. XXXIV. nach aͤnderung zeit und umſtaͤnde wider eben ſo wohl ab zuſtellen waͤre. Es wirdaber wohl auff den punct nicht kommen/ weil ohne das die unmoͤglichkeit in dem wege ſtehet. Jch komme nun auff das letzte wegen meines geliebten freundes N. N. und iſt mir hertzlich lieb/ daß er die gelegenheit und freude gehabt/ mit Ew. Hoch-Ehrw. muͤndlich zu ſprechen/ daruͤber er auch gegen mich eine groſſe ſatis- faction in ſchreiben bezeuget hat. Was die jenige dinge anlangt welche Eure Hoch-Ehrw. einigs nachſinnen gemacht/ und da ſie von mir nachricht verlangen bekenne ich/ daß ich/ weil ich die ſeriem ſermonum und gelegenheiten/ wie jegliches geredet/ daraus doch ein zimliches licht zum verſtand jeder worte kommet/ nicht ſo ei- gentlich weiß/ nicht wohl voͤllige ſatisfaction zu geben getraue/ daher mit ihm dar- aus freundlich conferiren und ſeine eigene erklaͤhrung daruͤber hoͤren will. Jch will aber ſo bald in anteceſſum meine wenige gedancken davon mittheilen/ wie mir dieſelbe reden vorkommen/ und nachmahl ſehen/ ob er und ich darinnen uͤbereinkom- men werden oder nicht. 1. Die Entſchuldigung der Quacker anlangt/ will ich ja nicht hoffen/ daß aus Nnn 3
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ARTIC. I. DIST. III. SECT. XXXIV.
nach aͤnderung zeit und umſtaͤnde wider eben ſo wohl ab zuſtellen waͤre. Es wird
aber wohl auff den punct nicht kommen/ weil ohne das die unmoͤglichkeit in dem
wege ſtehet. Jch komme nun auff das letzte wegen meines geliebten freundes N.
N. und iſt mir hertzlich lieb/ daß er die gelegenheit und freude gehabt/ mit Ew.
Hoch-Ehrw. muͤndlich zu ſprechen/ daruͤber er auch gegen mich eine groſſe ſatis-
faction in ſchreiben bezeuget hat. Was die jenige dinge anlangt welche Eure
Hoch-Ehrw. einigs nachſinnen gemacht/ und da ſie von mir nachricht verlangen
bekenne ich/ daß ich/ weil ich die ſeriem ſermonum und gelegenheiten/ wie jegliches
geredet/ daraus doch ein zimliches licht zum verſtand jeder worte kommet/ nicht ſo ei-
gentlich weiß/ nicht wohl voͤllige ſatisfaction zu geben getraue/ daher mit ihm dar-
aus freundlich conferiren und ſeine eigene erklaͤhrung daruͤber hoͤren will. Jch
will aber ſo bald in anteceſſum meine wenige gedancken davon mittheilen/ wie mir
dieſelbe reden vorkommen/ und nachmahl ſehen/ ob er und ich darinnen uͤbereinkom-
men werden oder nicht.
1. Die Entſchuldigung der Quacker anlangt/ will ich ja nicht hoffen/ daß
dieſelbe ſo weit gehe/ ſie von dem irrthum frey zu ſprechen: Jn dem ich ihme/ als
ich gegen meinen widerſacher von der allgemeinen GOTTes gelehrtheit ſchriebe/
ſolch M Stum, ſonderlich aber wo ich unſere lehr von den Weigelianern/ Quackern
und dergleichen abſondere/ uͤberſchickt habe/ daß ers vorher leſe/ damit ich aus be-
zeugten ſeinen conſenſu mit gutem gewiſſen von uns beyden in plurali reden moͤch-
te/ wir glauben/ lehren und bekennen ꝛc. Da er ſolches dann voͤllig mit beken-
net und approbiret. Daher ich nicht anders gedencken kan/ wie die meinung ſol-
cher entſchuldigung muͤſte geweſen ſeyn/ als wie man etwa einige irrgalubige vor
andern ſonderlich aus dem entſchuldigen mag/ nach dem mehr oder weniger boßheit
bey ihnen ſich findet. So leugne ich nicht/ daß ich ſelbſt offtmahl mehr mitleyden
mit den Quackern gehabt/ als mit vielen andern faſchglaͤubigen/ ſonderlich weil
einmahl die arme leute von uns/ oder vielmehr von den Reformirten/ unter denen
ſie entſtanden ſeynd/ aber denen wirs in ſolchen ſtuͤcken nicht viel vorthun/ geaͤrgert
und durch den mißbrauch der heiligen ordnungen GOttes in ſeinem wort/ tauff/
abendmahl/ dahin gebracht worden ſind/ daß ſie nun den gebrauch ſelbſt auffhe-
ben. Damit ſie freylich ihnen die mittel der ſeligkeit abſchneiden/ aber doch mehr
zu entſchuldigen ſind/ da ſie ſolches in irrthum/ dazu ſie der andern mißbrauch und
eiteles vertrauen des operis oparati gebracht/ thun/ gegen den unſerigen/ welche
wider beſſer wiſſen und gewiſſen/ ſolche heiligſte mittel mißbrauchen/ und muthwil-
lig entheiligen. Jch habe mein leben lang keinen Quacker geſehen/ als vor etwa
4. oder 5. monat/ da einer hie ſeiner zeitlichen geſchaͤfften halben durchreiſete/ ſo
ſonſten ein verſtaͤndiger mann/ und unſerer religion/ ſeiner Profeſſion aber ein me-
dicus und bey groſſen Herrn beliebter mann geweſen. Dieſer ſprach bey mir/
und auch einem andern Collega, ein/ und redete ſehr beſcheidentlich. Jch beken-
ne auch/ daß er mir eine meynung von ihnen benommen/ die ich ihnen gleichwohl
aus
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