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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
Er wolle auch in zugesandtem trauer-fall/ da seine hand schwerlich ver-
wundet hat/ mit so viel kräfftigerm trost als ein vater der barmhertzigkeit
und Gott alles trostes beystehen/ und ihn diejenige krafft bey sich empfinden
lassen/ die aus seinem tröstenden munde etwa mehrmahl andere in derglei-
chem fall zu ihrer beruhigung gefühlet haben: so dann dasjenige/ welches
er seinem abgängigen alter an pflege und hülffe hat pflegen durch seine treue
ehegattin zu seyn und zu leisten/ nachdem er dieselbige (als eine larve/ hinter
dero er gestanden/ und alles solches gutes gleichwohl selbst erwiesen hat) zu
sich selig genommen/ nunmehr unmittelbahr durch sich selbst und seine gött-
liche gnade/ oder durch diejenige treue freunde/ dero hertz er darzu mit sol-
chem maaß der liebe erfüllen wolle/ werden/ seyn und leisten: zum zeugniß/
da er uns iemand nöthiges wegnimmet/ daß er dadurch weder unvermögli-
cher noch ungeneigter zu unserer hülffe werde. 30. Sept. 1680.

SECTIO XVII.

Nutzen/ den ich gehabt/ von Dilfelden angegrif-
fen worden zu seyn.
Approbation mei-
ner antwort. Wichtigkeit der

materie.

MEinen Nordhausischen wiedersacher belangende/ bin ich alsobald/ da
ich seine blätter gelesen/ in meinem hertzen versichert gewesen/ daß
rechtschaffene Theologi nicht anders werden können/ als ein mißfal-
len an einer solchen thesi haben/ welche die meiste würde ihres studii über
einen hauffen werffen will/ ja wird unser allgemeine glaubens-bekänntnüß
das liecht des Heiligen Geistes von der lehre des heyls und dem ammt des
Geistes vermessentlich absondert. Daher ich auch eine sonderbahre schi-
ckung göttlicher gütigkeit daraus erkannt/ daß ich auf eine solche unbeson-
nene art angegriffen muste werden/ welches bey allen verständigen und
GOtt-liebenden gemüthern/ die die sache mit bedacht erwegen/ so viel
mehr favor meiner sache macht/ als schändlicher sich mein wiedersacher
selbsten prostituiret hatte. Sonderlich/ weil mir dadurch eine recht er-
wüntschte gelegenheit gegeben worden/ diese materiam, welche ich sine
invidia
ohne dergleichen ausforderung nicht hätte mögen publice vorneh-

men

Das ſechſte Capitel.
Er wolle auch in zugeſandtem trauer-fall/ da ſeine hand ſchwerlich ver-
wundet hat/ mit ſo viel kraͤfftigerm troſt als ein vater der barmhertzigkeit
und Gott alles troſtes beyſtehen/ und ihn diejenige krafft bey ſich empfinden
laſſen/ die aus ſeinem troͤſtenden munde etwa mehrmahl andere in derglei-
chem fall zu ihrer beruhigung gefuͤhlet haben: ſo dann dasjenige/ welches
er ſeinem abgaͤngigen alter an pflege und huͤlffe hat pflegen durch ſeine treue
ehegattin zu ſeyn und zu leiſten/ nachdem er dieſelbige (als eine larve/ hinter
dero er geſtanden/ und alles ſolches gutes gleichwohl ſelbſt erwieſen hat) zu
ſich ſelig genommen/ nunmehr unmittelbahr durch ſich ſelbſt und ſeine goͤtt-
liche gnade/ oder durch diejenige treue freunde/ dero hertz er darzu mit ſol-
chem maaß der liebe erfuͤllen wolle/ werden/ ſeyn und leiſten: zum zeugniß/
da er uns iemand noͤthiges wegnimmet/ daß er dadurch weder unvermoͤgli-
cher noch ungeneigter zu unſerer huͤlffe werde. 30. Sept. 1680.

SECTIO XVII.

Nutzen/ den ich gehabt/ von Dilfelden angegrif-
fen worden zu ſeyn.
Approbation mei-
ner antwort. Wichtigkeit der

materie.

MEinen Nordhauſiſchen wiederſacher belangende/ bin ich alſobald/ da
ich ſeine blaͤtter geleſen/ in meinem hertzen verſichert geweſen/ daß
rechtſchaffene Theologi nicht anders werden koͤnnen/ als ein mißfal-
len an einer ſolchen theſi haben/ welche die meiſte wuͤrde ihres ſtudii uͤber
einen hauffen werffen will/ ja wird unſer allgemeine glaubens-bekaͤnntnuͤß
das liecht des Heiligen Geiſtes von der lehre des heyls und dem ammt des
Geiſtes vermeſſentlich abſondert. Daher ich auch eine ſonderbahre ſchi-
ckung goͤttlicher guͤtigkeit daraus erkannt/ daß ich auf eine ſolche unbeſon-
nene art angegriffen muſte werden/ welches bey allen verſtaͤndigen und
GOtt-liebenden gemuͤthern/ die die ſache mit bedacht erwegen/ ſo viel
mehr favor meiner ſache macht/ als ſchaͤndlicher ſich mein wiederſacher
ſelbſten proſtituiret hatte. Sonderlich/ weil mir dadurch eine recht er-
wuͤntſchte gelegenheit gegeben worden/ dieſe materiam, welche ich ſine
invidia
ohne dergleichen ausforderung nicht haͤtte moͤgen publice vorneh-

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[404/0422] Das ſechſte Capitel. Er wolle auch in zugeſandtem trauer-fall/ da ſeine hand ſchwerlich ver- wundet hat/ mit ſo viel kraͤfftigerm troſt als ein vater der barmhertzigkeit und Gott alles troſtes beyſtehen/ und ihn diejenige krafft bey ſich empfinden laſſen/ die aus ſeinem troͤſtenden munde etwa mehrmahl andere in derglei- chem fall zu ihrer beruhigung gefuͤhlet haben: ſo dann dasjenige/ welches er ſeinem abgaͤngigen alter an pflege und huͤlffe hat pflegen durch ſeine treue ehegattin zu ſeyn und zu leiſten/ nachdem er dieſelbige (als eine larve/ hinter dero er geſtanden/ und alles ſolches gutes gleichwohl ſelbſt erwieſen hat) zu ſich ſelig genommen/ nunmehr unmittelbahr durch ſich ſelbſt und ſeine goͤtt- liche gnade/ oder durch diejenige treue freunde/ dero hertz er darzu mit ſol- chem maaß der liebe erfuͤllen wolle/ werden/ ſeyn und leiſten: zum zeugniß/ da er uns iemand noͤthiges wegnimmet/ daß er dadurch weder unvermoͤgli- cher noch ungeneigter zu unſerer huͤlffe werde. 30. Sept. 1680. SECTIO XVII. Nutzen/ den ich gehabt/ von Dilfelden angegrif- fen worden zu ſeyn. Approbation mei- ner antwort. Wichtigkeit der materie. MEinen Nordhauſiſchen wiederſacher belangende/ bin ich alſobald/ da ich ſeine blaͤtter geleſen/ in meinem hertzen verſichert geweſen/ daß rechtſchaffene Theologi nicht anders werden koͤnnen/ als ein mißfal- len an einer ſolchen theſi haben/ welche die meiſte wuͤrde ihres ſtudii uͤber einen hauffen werffen will/ ja wird unſer allgemeine glaubens-bekaͤnntnuͤß das liecht des Heiligen Geiſtes von der lehre des heyls und dem ammt des Geiſtes vermeſſentlich abſondert. Daher ich auch eine ſonderbahre ſchi- ckung goͤttlicher guͤtigkeit daraus erkannt/ daß ich auf eine ſolche unbeſon- nene art angegriffen muſte werden/ welches bey allen verſtaͤndigen und GOtt-liebenden gemuͤthern/ die die ſache mit bedacht erwegen/ ſo viel mehr favor meiner ſache macht/ als ſchaͤndlicher ſich mein wiederſacher ſelbſten proſtituiret hatte. Sonderlich/ weil mir dadurch eine recht er- wuͤntſchte gelegenheit gegeben worden/ dieſe materiam, welche ich ſine invidia ohne dergleichen ausforderung nicht haͤtte moͤgen publice vorneh- men

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/422>, abgerufen am 21.11.2024.