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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECTIO LII.
te/ gewendet/ ich gleichwohl nicht den geziehmenden fleiß damahl angewendet
habe/ dergleichen dinge zubeobachten/ sondern ob ich schon in lesung dergleichen
vielfältig vorgekommener exempel/ waß ich daraus zu erlernen hätte/ erkant/ so
bin ich doch säumig gewesen/ wie in andern dingen auch/ das gelesene auf zu no-
tir
en/ alß der in vielen der gedächtnüs zu viel trauete/ die jetzo aber je länger je
weniger mir das jenige hervorgiebt/ was ihr in grosser qvantität anvertrauet wor-
den. Jndessen werde mich entsinnen waß ich kan/ habe auch meine HHn. Colle-
gas
darum ersuchet/ und werde andere gute freunde ersuchen/ tanqvam in cau-
sa communi,
daß sie das jenige zusammen tragen/ was ihnen im lesen oder ei-
niger erfahrung ist vorgekommen/ um solches alßdann zu überschicken. Jch hof-
fe aber/ es habe solches noch einige frist. Es ist freylich dieses eine von den vor-
nehmsten pflichten unsers Christenthums/ ja daß jenige warum der mensch in
die welt gesetzet worden/ das er in allem achtung gebe auf GOttes H. regie-
rung/ dadurch zu seiner übrigen schuldigkeit desto kräfftiger aufgemuntert zu
werden. Jm übrigen zweiffle nicht/ daß ihres orts Hr. Dilfelds in ihrer
nachbarschafft zu Nordhausen aus gefertigte Theosophia Horbio-Speneriana
werde bekant worden sein. Mir ist leyd/ daß mein armer nahme solle eine ma-
terie deß streits in der kirchen werden/ dero ruh und friede in allen andern gü-
tern so weit vorziehe. Jch habe auch gehofft/ alß ich dem mann auf sein etlich-
mahliges zuschreiben zu zwey mahlen außführlich geantwortet/ er würde nun
nicht mehr weiter ursach finden/ sich zu mir zu nötigen. Weil aber es dem H.
GOtt also gefallen wollen/ mir einen wiedersacher öffentlich auftreten zulassen/
so habe mich auch hierinnen unter seine gewaltige hand zudemüthigen/ ihm hin-
gegen auch hertzlich zu dancken/ daß er es von einem solchen geschehen lassen/ des-
sen schrifft gegen mich der guten sache vielmehr förder-alß hinderlich bey recht-
schaffenen gemüthern seyn wird. Jch schäme mich nicht/ sondern wo ich einiger
ehr mich anmassen solte/ so würde es diese sein/ öffentlich über diese frag ange-
griffen zu werden/ weil ich zu dem studio Theologico ohne die natürliche kräff-
te die gnade des H. Geistes/ nothwendig zu seyn achte. Ob schon in dem gegen
mich geschriebenen nicht wenige verkehrungen meiner meynung/ falsche auflagen
und folgen sich befinden/ aber von verständigen christen von selbsten werden erkant
werden; Also gar daß ich fast bedencken hätte haben sollen/ auf das tractätlein zu
antworten/ wo ich nicht vor Gottes und der kirchen augen darüber angesprochen
und obtestiret worden wäre/ und dafern ich iemand anders antworten liesse/
bey einigen das ansehen gewinnen möchte/ ich wäre mir in dieser materie nicht zum
besten bewust/ dahero ich das hertz nicht hätte/ öffendlich auf solches begehren
vor den tag zulegen. Weswegen ich dann/ wo GOtt leben und gesundheit gie-
bet/ einige tage dran wenden/ aber dahin trachten werde/ daß ich ihm nicht nur
allein mit Christlicher sanfftmuth aber gründlichen nachtruck/ antworten/ son-
dern wie so gar die natürliche wissenschafft der Theologischen materien die wah-

re er-

ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECTIO LII.
te/ gewendet/ ich gleichwohl nicht den geziehmenden fleiß damahl angewendet
habe/ dergleichen dinge zubeobachten/ ſondern ob ich ſchon in leſung dergleichen
vielfaͤltig vorgekommener exempel/ waß ich daraus zu erlernen haͤtte/ erkant/ ſo
bin ich doch ſaͤumig geweſen/ wie in andern dingen auch/ das geleſene auf zu no-
tir
en/ alß der in vielen der gedaͤchtnuͤs zu viel trauete/ die jetzo aber je laͤnger je
weniger mir das jenige hervorgiebt/ was ihr in groſſer qvantitaͤt anvertrauet wor-
den. Jndeſſen werde mich entſinnen waß ich kan/ habe auch meine HHn. Colle-
gas
darum erſuchet/ und werde andere gute freunde erſuchen/ tanqvam in cau-
ſa communi,
daß ſie das jenige zuſammen tragen/ was ihnen im leſen oder ei-
niger erfahrung iſt vorgekommen/ um ſolches alßdann zu uͤberſchicken. Jch hof-
fe aber/ es habe ſolches noch einige friſt. Es iſt freylich dieſes eine von den vor-
nehmſten pflichten unſers Chriſtenthums/ ja daß jenige warum der menſch in
die welt geſetzet worden/ das er in allem achtung gebe auf GOttes H. regie-
rung/ dadurch zu ſeiner uͤbrigen ſchuldigkeit deſto kraͤfftiger aufgemuntert zu
werden. Jm uͤbrigen zweiffle nicht/ daß ihres orts Hr. Dilfelds in ihrer
nachbarſchafft zu Nordhauſen aus gefertigte Theoſophia Horbio-Speneriana
werde bekant worden ſein. Mir iſt leyd/ daß mein armer nahme ſolle eine ma-
terie deß ſtreits in der kirchen werden/ dero ruh und friede in allen andern guͤ-
tern ſo weit vorziehe. Jch habe auch gehofft/ alß ich dem mann auf ſein etlich-
mahliges zuſchreiben zu zwey mahlen außfuͤhrlich geantwortet/ er wuͤrde nun
nicht mehr weiter urſach finden/ ſich zu mir zu noͤtigen. Weil aber es dem H.
GOtt alſo gefallen wollen/ mir einen wiederſacher oͤffentlich auftreten zulaſſen/
ſo habe mich auch hierinnen unter ſeine gewaltige hand zudemuͤthigen/ ihm hin-
gegen auch hertzlich zu dancken/ daß er es von einem ſolchen geſchehen laſſen/ deſ-
ſen ſchrifft gegen mich der guten ſache vielmehr foͤrder-alß hinderlich bey recht-
ſchaffenen gemuͤthern ſeyn wird. Jch ſchaͤme mich nicht/ ſondern wo ich einiger
ehr mich anmaſſen ſolte/ ſo wuͤrde es dieſe ſein/ oͤffentlich uͤber dieſe frag ange-
griffen zu werden/ weil ich zu dem ſtudio Theologico ohne die natuͤrliche kraͤff-
te die gnade des H. Geiſtes/ nothwendig zu ſeyn achte. Ob ſchon in dem gegen
mich geſchriebenen nicht wenige verkehrungen meiner meynung/ falſche auflagen
und folgen ſich befinden/ aber von verſtaͤndigen chriſten von ſelbſten werden erkãt
werden; Alſo gar daß ich faſt bedencken haͤtte haben ſollen/ auf das tractaͤtlein zu
antworten/ wo ich nicht vor Gottes und der kirchen augen daruͤber angeſprochen
und obteſtiret worden waͤre/ und dafern ich iemand anders antworten lieſſe/
bey einigen das anſehen gewiñen moͤchte/ ich waͤre mir in dieſer materie nicht zum
beſten bewuſt/ dahero ich das hertz nicht haͤtte/ oͤffendlich auf ſolches begehren
vor den tag zulegen. Weswegen ich dann/ wo GOtt leben und geſundheit gie-
bet/ einige tage dran wenden/ aber dahin trachten werde/ daß ich ihm nicht nur
allein mit Chriſtlicher ſanfftmuth aber gruͤndlichen nachtruck/ antworten/ ſon-
dern wie ſo gar die natuͤrliche wiſſenſchafft der Theologiſchen materien die wah-

re er-
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[327/0345] ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECTIO LII. te/ gewendet/ ich gleichwohl nicht den geziehmenden fleiß damahl angewendet habe/ dergleichen dinge zubeobachten/ ſondern ob ich ſchon in leſung dergleichen vielfaͤltig vorgekommener exempel/ waß ich daraus zu erlernen haͤtte/ erkant/ ſo bin ich doch ſaͤumig geweſen/ wie in andern dingen auch/ das geleſene auf zu no- tiren/ alß der in vielen der gedaͤchtnuͤs zu viel trauete/ die jetzo aber je laͤnger je weniger mir das jenige hervorgiebt/ was ihr in groſſer qvantitaͤt anvertrauet wor- den. Jndeſſen werde mich entſinnen waß ich kan/ habe auch meine HHn. Colle- gas darum erſuchet/ und werde andere gute freunde erſuchen/ tanqvam in cau- ſa communi, daß ſie das jenige zuſammen tragen/ was ihnen im leſen oder ei- niger erfahrung iſt vorgekommen/ um ſolches alßdann zu uͤberſchicken. Jch hof- fe aber/ es habe ſolches noch einige friſt. Es iſt freylich dieſes eine von den vor- nehmſten pflichten unſers Chriſtenthums/ ja daß jenige warum der menſch in die welt geſetzet worden/ das er in allem achtung gebe auf GOttes H. regie- rung/ dadurch zu ſeiner uͤbrigen ſchuldigkeit deſto kraͤfftiger aufgemuntert zu werden. Jm uͤbrigen zweiffle nicht/ daß ihres orts Hr. Dilfelds in ihrer nachbarſchafft zu Nordhauſen aus gefertigte Theoſophia Horbio-Speneriana werde bekant worden ſein. Mir iſt leyd/ daß mein armer nahme ſolle eine ma- terie deß ſtreits in der kirchen werden/ dero ruh und friede in allen andern guͤ- tern ſo weit vorziehe. Jch habe auch gehofft/ alß ich dem mann auf ſein etlich- mahliges zuſchreiben zu zwey mahlen außfuͤhrlich geantwortet/ er wuͤrde nun nicht mehr weiter urſach finden/ ſich zu mir zu noͤtigen. Weil aber es dem H. GOtt alſo gefallen wollen/ mir einen wiederſacher oͤffentlich auftreten zulaſſen/ ſo habe mich auch hierinnen unter ſeine gewaltige hand zudemuͤthigen/ ihm hin- gegen auch hertzlich zu dancken/ daß er es von einem ſolchen geſchehen laſſen/ deſ- ſen ſchrifft gegen mich der guten ſache vielmehr foͤrder-alß hinderlich bey recht- ſchaffenen gemuͤthern ſeyn wird. Jch ſchaͤme mich nicht/ ſondern wo ich einiger ehr mich anmaſſen ſolte/ ſo wuͤrde es dieſe ſein/ oͤffentlich uͤber dieſe frag ange- griffen zu werden/ weil ich zu dem ſtudio Theologico ohne die natuͤrliche kraͤff- te die gnade des H. Geiſtes/ nothwendig zu ſeyn achte. Ob ſchon in dem gegen mich geſchriebenen nicht wenige verkehrungen meiner meynung/ falſche auflagen und folgen ſich befinden/ aber von verſtaͤndigen chriſten von ſelbſten werden erkãt werden; Alſo gar daß ich faſt bedencken haͤtte haben ſollen/ auf das tractaͤtlein zu antworten/ wo ich nicht vor Gottes und der kirchen augen daruͤber angeſprochen und obteſtiret worden waͤre/ und dafern ich iemand anders antworten lieſſe/ bey einigen das anſehen gewiñen moͤchte/ ich waͤre mir in dieſer materie nicht zum beſten bewuſt/ dahero ich das hertz nicht haͤtte/ oͤffendlich auf ſolches begehren vor den tag zulegen. Weswegen ich dann/ wo GOtt leben und geſundheit gie- bet/ einige tage dran wenden/ aber dahin trachten werde/ daß ich ihm nicht nur allein mit Chriſtlicher ſanfftmuth aber gruͤndlichen nachtruck/ antworten/ ſon- dern wie ſo gar die natuͤrliche wiſſenſchafft der Theologiſchen materien die wah- re er-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/345>, abgerufen am 23.11.2024.