Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. I. DISTINCT. II. SECTIO XLVII. acht zu geben/ und sich in nichts zu übereilen/ auff daß wir auch GOtt zu danckenursach finden vordieses/ daß er auch das widrige hat lassen zum besten dienen. Daß eben solcher gütigste und weiseste Vater auch sie/ wertheste gönnerin/ in seiner zuchtschule noch stätig hält/ und nicht auffhöret/ an prüffung ihres glaubens und gedult/ dardurch aber mehrer reinigung und stärckung des innern menschen/ zu arbeiten/ wird sie auch eine theure wohlthat erkennen/ und als eine dardurch geüb- te/ die daher erwachsende friedsame frucht der gerechtigkeit mehr und mehr bey sich empfinden. Es ist ja unser eusserlicher mensch und was an leibes und gemüths kräfften noch zu demselben gehöret/ längst darzu bestimmt/ und hat sein urtheil/ daß er verderben und verwesen muß/ wie nützlich dann ists/ daß solche verwesung in williger unterwerffung unter den gütigsten willen des liebsten Vaters eine so vor- treffliche erneuerung des innern wircket/ und damit der andere abgang ersetzet wird. Ach daß wir auff solches herr liche guth/ und die noch ferner bevorstehende ewige güter allemahl die augen schlagen/ wie werden wir als dann so hertzlich vor das je- nige dem HErrn dancken/ da wir sonsten uns allein zu beschwehren ursach zu haben meinen/ der HErr gebe uns erleuchtete augen unsers verstandnüsses/ daß wir erken- nen mögen/ welches da sey die hoffnung unsers beruffs/ und welcher seye der reich- thum seines herlichen erbes an seinen heiligen/ und welche da sey die unüberschweng- liche grösse seiner krafft an uns die wir glauben nach der wirckung seiner mächti- gen stärcke/ und aus derselben alles widrige tapffer und freudig zu überstehen ver- mögen. Jn welche mächtige krafft und gnädige bewahrung dieselbe inniglich em- pfehlende. m. f. w. 24. Apr. 79. SECTIO XLVIII. Gebeth vor mich in meiner kranckheit. Joach. GLeich wie mir meines werthesten bruders liebe zuschrifft zu rechter zeit ge- met Qq 3
ARTIC. I. DISTINCT. II. SECTIO XLVII. acht zu geben/ und ſich in nichts zu uͤbereilen/ auff daß wir auch GOtt zu danckenurſach finden vordieſes/ daß er auch das widrige hat laſſen zum beſten dienen. Daß eben ſolcher guͤtigſte und weiſeſte Vater auch ſie/ wertheſte goͤnnerin/ in ſeiner zuchtſchule noch ſtaͤtig haͤlt/ und nicht auffhoͤret/ an pruͤffung ihres glaubens und gedult/ dardurch aber mehrer reinigung und ſtaͤrckung des innern menſchen/ zu arbeiten/ wird ſie auch eine theure wohlthat erkennen/ und als eine dardurch geuͤb- te/ die daher erwachſende friedſame frucht der gerechtigkeit mehꝛ und mehr bey ſich empfinden. Es iſt ja unſer euſſerlicher menſch und was an leibes und gemuͤths kraͤfften noch zu demſelben gehoͤret/ laͤngſt darzu beſtimmt/ und hat ſein urtheil/ daß er verderben und verweſen muß/ wie nuͤtzlich dann iſts/ daß ſolche verweſung in williger unterwerffung unter den guͤtigſten willen des liebſten Vaters eine ſo vor- treffliche erneuerung des inneꝛn wircket/ und damit der andere abgang erſetzet wiꝛd. Ach daß wir auff ſolches herr liche guth/ und die noch ferner bevorſtehende ewige guͤter allemahl die augen ſchlagen/ wie werden wir als dann ſo hertzlich vor das je- nige dem HErrn dancken/ da wir ſonſten uns allein zu beſchwehren urſach zu haben meinen/ der HErr gebe uns erleuchtete augen unſers verſtandnuͤſſes/ daß wir erken- nen moͤgen/ welches da ſey die hoffnung unſers beruffs/ und welcher ſeye der reich- thum ſeines herlichen erbes an ſeinen heiligen/ und welche da ſey die unuͤberſchweng- liche groͤſſe ſeiner krafft an uns die wir glauben nach der wirckung ſeiner maͤchti- gen ſtaͤrcke/ und aus derſelben alles widrige tapffer und freudig zu uͤberſtehen ver- moͤgen. Jn welche maͤchtige krafft und gnaͤdige bewahrung dieſelbe inniglich em- pfehlende. m. f. w. 24. Apr. 79. SECTIO XLVIII. Gebeth vor mich in meiner kranckheit. Joach. GLeich wie mir meines wertheſten bruders liebe zuſchrifft zu rechter zeit ge- met Qq 3
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ARTIC. I. DISTINCT. II. SECTIO XLVII.
acht zu geben/ und ſich in nichts zu uͤbereilen/ auff daß wir auch GOtt zu dancken
urſach finden vordieſes/ daß er auch das widrige hat laſſen zum beſten dienen. Daß
eben ſolcher guͤtigſte und weiſeſte Vater auch ſie/ wertheſte goͤnnerin/ in ſeiner
zuchtſchule noch ſtaͤtig haͤlt/ und nicht auffhoͤret/ an pruͤffung ihres glaubens und
gedult/ dardurch aber mehrer reinigung und ſtaͤrckung des innern menſchen/ zu
arbeiten/ wird ſie auch eine theure wohlthat erkennen/ und als eine dardurch geuͤb-
te/ die daher erwachſende friedſame frucht der gerechtigkeit mehꝛ und mehr bey ſich
empfinden. Es iſt ja unſer euſſerlicher menſch und was an leibes und gemuͤths
kraͤfften noch zu demſelben gehoͤret/ laͤngſt darzu beſtimmt/ und hat ſein urtheil/ daß
er verderben und verweſen muß/ wie nuͤtzlich dann iſts/ daß ſolche verweſung in
williger unterwerffung unter den guͤtigſten willen des liebſten Vaters eine ſo vor-
treffliche erneuerung des inneꝛn wircket/ und damit der andere abgang erſetzet wiꝛd.
Ach daß wir auff ſolches herr liche guth/ und die noch ferner bevorſtehende ewige
guͤter allemahl die augen ſchlagen/ wie werden wir als dann ſo hertzlich vor das je-
nige dem HErrn dancken/ da wir ſonſten uns allein zu beſchwehren urſach zu haben
meinen/ der HErr gebe uns erleuchtete augen unſers verſtandnuͤſſes/ daß wir erken-
nen moͤgen/ welches da ſey die hoffnung unſers beruffs/ und welcher ſeye der reich-
thum ſeines herlichen erbes an ſeinen heiligen/ und welche da ſey die unuͤberſchweng-
liche groͤſſe ſeiner krafft an uns die wir glauben nach der wirckung ſeiner maͤchti-
gen ſtaͤrcke/ und aus derſelben alles widrige tapffer und freudig zu uͤberſtehen ver-
moͤgen. Jn welche maͤchtige krafft und gnaͤdige bewahrung dieſelbe inniglich em-
pfehlende. m. f. w. 24. Apr. 79.
SECTIO XLVIII.
Gebeth vor mich in meiner kranckheit. Joach.
Stollius. Horbius. H. A. D. Pomarius. Meine
Poſtilla. Apocalyptica. Crellotius. Cocceius.
Sabbath. M St. anonymi.
GLeich wie mir meines wertheſten bruders liebe zuſchrifft zu rechter zeit ge-
kommen/ alſo war ſie mir eine rechte ergoͤtzung und erleichterung meiner
ſchmertzen und ſchwachheit. Wie ich billich GOtt danck zu ſagen hatte/ daß
er ſo durch ſolche als etliche anderer guter freunde ſchreiben mich damahlen ſo viel
kraͤfftiger aufrichtete. Jch bedancke mich auch fuͤr ſolche hertzliche liebe und aus
glaubigem hertzen gefloſſenen/ daher gewißlich erhoͤrten/ wunſch/ mit noch fernerer
bitte ſolcher geſegneten gebets gemeinſchafft. Ach der HERR laſſe uns allen im-
mer ein jahr nach dem andern/ als viele er uns in dieſer verflieſſenden zeit beſt im-
met
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 307[309]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/327>, abgerufen am 16.02.2025. |