Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:
<< vorherige Seite
ARTIC. I. DISTINCT. II. SECTIO XXXVI.
SECTIO XXXVI.

An einen vornehmen Theologum. Einige be-
gebenheiten in Franckfurt. Einiger anstoß von leibes schwach-
heit. Rebhan. Dilfeld. D. Pomarius. D. Hannekenius. Ob
anderer Religions verwandte in mein
Collegium kom-
men. Regiersucht der
academien. Lateini-
sche
edition der piorum desideriorum.

SO ists freylich/ wie er schreibet/ daß wo wir den Satan sein reich angreif-
fen/ so wütet er/ und solches so viel schrecklicher/ als mehr er schaden anfangt
zu fühlen. Welches mir ein nicht geringes zeichen ist/ daß unsere arbeit all-
hier in dem HErrn nicht müsse vergebens seyn/ alldieweil er sich so hefftig widerse-
tzet/ und nicht nur einerley art seiner waffen gegen uns gebrauchet hat/ und noch
brauchet. Aber dem HErrn sey ewiger danck/ welcher uns noch immer einen sieg
nach dem andern erhalten lässet daß bald die unwarheit der lästerungen an des ta-
ges liecht kommet/ bald einige widrig-gesinnete gemüther entweder gewonnen/ o-
der durch andere hindernüssen abgewendet werden/ nicht mehr sich feindselig zu be-
zeigen/ bald sonsten einige böse anschläge zu nichte werden. Einiges von solchen
dingen/ was bißher/ hier und hierum passiret wird etwa Herr N. communici-
ren. Was aber das jenige/ darauff mein liebster bruder ziehlet/ anlangt/ ists in
dem Februario geschehen/ daß einer Adelichen jungfrauen/ von GOTT mit vor-
trefflicher erkäntnüß begabet/ die mit ihrem gottseligen wandel und ungemeiner
gabe/ bey andern guten hertzen/ welche sie befucht/ und mit dem sie umgangen/ vie-
les erbauet hat/ u. an deren auch die welt nichts anders zu straffen finden würde/ als
was vor GOTT zum lobe dienet/ und sie sie daher nicht leiden kan/ von rahts we-
gen ist angedeutet worden/ sie möchte ihren stab weiter setzen. Es war ein zimli-
ches versehen/ einer person/ die niemal beklagt/ weniger zu einiger verantwor-
tung gelassen worden/ dergleichen an zuzeigen/ und wo sie ihrer Adelichen rechten
sich gebrauchen wollen/ solte es etwa einige weiterung haben geben können. Aber
sie war entschlossen/ so bald zu weichen/ wo nicht ich und andere gute freunde ihr re-
monstriret,
daß solches nicht zu thun seye (siehe Art. 1. 6. 37.) daher sie solgenden
tages ein memorial bey rath übergeben/ ihre unschuld bezeuget/ und sich über sol-
ches an sinnen beschweret; worauff es wieder stille worden/ und seithero nichts mehr
gegen sie vorgegangen. Jm gleichen geschahe auch einem Christlichen studioso,
der aber auff gleiche weise begegnete. Seiter dem hat man ingehalten. Und

weil
Kk 2
ARTIC. I. DISTINCT. II. SECTIO XXXVI.
SECTIO XXXVI.

An einen vornehmen Theologum. Einige be-
gebẽheiten in Franckfurt. Einiger anſtoß von leibes ſchwach-
heit. Rebhan. Dilfeld. D. Pomarius. D. Hannekenius. Ob
anderer Religions verwandte in mein
Collegium kom-
men. Regierſucht der
academien. Lateini-
ſche
edition der piorum deſideriorum.

SO iſts freylich/ wie er ſchreibet/ daß wo wir den Satan ſein reich angreif-
fen/ ſo wuͤtet er/ und ſolches ſo viel ſchrecklicher/ als mehr er ſchaden anfangt
zu fuͤhlen. Welches mir ein nicht geringes zeichen iſt/ daß unſere arbeit all-
hier in dem HErrn nicht muͤſſe vergebens ſeyn/ alldieweil er ſich ſo hefftig widerſe-
tzet/ und nicht nur einerley art ſeiner waffen gegen uns gebrauchet hat/ und noch
brauchet. Aber dem HErrn ſey ewiger danck/ welcher uns noch immer einen ſieg
nach dem andern erhalten laͤſſet daß bald die unwarheit der laͤſterungen an des ta-
ges liecht kommet/ bald einige widrig-geſinnete gemuͤther entweder gewonnen/ o-
der durch andere hindernuͤſſen abgewendet werden/ nicht mehr ſich feindſelig zu be-
zeigen/ bald ſonſten einige boͤſe anſchlaͤge zu nichte werden. Einiges von ſolchen
dingen/ was bißher/ hier und hierum paſſiret wird etwa Herr N. communici-
ren. Was aber das jenige/ darauff mein liebſter bruder ziehlet/ anlangt/ iſts in
dem Februario geſchehen/ daß einer Adelichen jungfrauen/ von GOTT mit vor-
trefflicher erkaͤntnuͤß begabet/ die mit ihrem gottſeligen wandel und ungemeiner
gabe/ bey andern guten hertzen/ welche ſie befucht/ und mit dem ſie umgangen/ vie-
les erbauet hat/ u. an deren auch die welt nichts anders zu ſtraffen finden wuͤrde/ als
was vor GOTT zum lobe dienet/ und ſie ſie daher nicht leiden kan/ von rahts we-
gen iſt angedeutet worden/ ſie moͤchte ihren ſtab weiter ſetzen. Es war ein zimli-
ches verſehen/ einer perſon/ die niemal beklagt/ weniger zu einiger verantwor-
tung gelaſſen worden/ dergleichen an zuzeigen/ und wo ſie ihrer Adelichen rechten
ſich gebrauchen wollen/ ſolte es etwa einige weiterung haben geben koͤnnen. Aber
ſie war entſchloſſen/ ſo bald zu weichen/ wo nicht ich und andere gute freunde ihr re-
monſtriret,
daß ſolches nicht zu thun ſeye (ſiehe Art. 1. 6. 37.) daher ſie ſolgenden
tages ein memorial bey rath uͤbergeben/ ihre unſchuld bezeuget/ und ſich uͤber ſol-
ches an ſinnen beſchweret; worauff es wieder ſtille worden/ und ſeithero nichts mehr
gegen ſie vorgegangen. Jm gleichen geſchahe auch einem Chriſtlichen ſtudioſo,
der aber auff gleiche weiſe begegnete. Seiter dem hat man ingehalten. Und

weil
Kk 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0277" n="257[259]"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ARTIC</hi>. I. <hi rendition="#g">DISTINCT</hi>. II. <hi rendition="#g">SECTIO</hi> XXXVI.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> XXXVI.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">A</hi>n einen vornehmen</hi> <hi rendition="#aq">Theologum.</hi> <hi rendition="#fr">Einige be-<lb/>
gebe&#x0303;heiten in Franckfurt. Einiger an&#x017F;toß von leibes &#x017F;chwach-<lb/>
heit. Rebhan. Dilfeld. D. Pomarius. D. Hannekenius. Ob<lb/>
anderer Religions verwandte in mein</hi> <hi rendition="#aq">Collegium</hi> <hi rendition="#fr">kom-<lb/>
men. Regier&#x017F;ucht der</hi> <hi rendition="#aq">academien.</hi> <hi rendition="#fr">Lateini-<lb/>
&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">edition</hi> <hi rendition="#fr">der</hi> <hi rendition="#aq">piorum de&#x017F;ideriorum.</hi> </hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>O i&#x017F;ts freylich/ wie er &#x017F;chreibet/ daß wo wir den Satan &#x017F;ein reich angreif-<lb/>
fen/ &#x017F;o wu&#x0364;tet er/ und &#x017F;olches &#x017F;o viel &#x017F;chrecklicher/ als mehr er &#x017F;chaden anfangt<lb/>
zu fu&#x0364;hlen. Welches mir ein nicht geringes zeichen i&#x017F;t/ daß un&#x017F;ere arbeit all-<lb/>
hier in dem HErrn nicht mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e vergebens &#x017F;eyn/ alldieweil er &#x017F;ich &#x017F;o hefftig wider&#x017F;e-<lb/>
tzet/ und nicht nur einerley art &#x017F;einer waffen gegen uns gebrauchet hat/ und noch<lb/>
brauchet. Aber dem HErrn &#x017F;ey ewiger danck/ welcher uns noch immer einen &#x017F;ieg<lb/>
nach dem andern erhalten la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et daß bald die unwarheit der la&#x0364;&#x017F;terungen an des ta-<lb/>
ges liecht kommet/ bald einige widrig-ge&#x017F;innete gemu&#x0364;ther entweder gewonnen/ o-<lb/>
der durch andere hindernu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en abgewendet werden/ nicht mehr &#x017F;ich feind&#x017F;elig zu be-<lb/>
zeigen/ bald &#x017F;on&#x017F;ten einige bo&#x0364;&#x017F;e an&#x017F;chla&#x0364;ge zu nichte werden. Einiges von &#x017F;olchen<lb/>
dingen/ was bißher/ hier und hierum <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;iret</hi> wird etwa Herr N. <hi rendition="#aq">communici-</hi><lb/>
ren. Was aber das jenige/ darauff mein lieb&#x017F;ter bruder ziehlet/ anlangt/ i&#x017F;ts in<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Februario</hi> ge&#x017F;chehen/ daß einer Adelichen jungfrauen/ von GOTT mit vor-<lb/>
trefflicher erka&#x0364;ntnu&#x0364;ß begabet/ die mit ihrem gott&#x017F;eligen wandel und ungemeiner<lb/>
gabe/ bey andern guten hertzen/ welche &#x017F;ie befucht/ und mit dem &#x017F;ie umgangen/ vie-<lb/>
les erbauet hat/ u. an deren auch die welt nichts anders zu &#x017F;traffen finden wu&#x0364;rde/ als<lb/>
was vor GOTT zum lobe dienet/ und &#x017F;ie &#x017F;ie daher nicht leiden kan/ von rahts we-<lb/>
gen i&#x017F;t angedeutet worden/ &#x017F;ie mo&#x0364;chte ihren &#x017F;tab weiter &#x017F;etzen. Es war ein zimli-<lb/>
ches ver&#x017F;ehen/ einer per&#x017F;on/ die niemal beklagt/ weniger zu einiger verantwor-<lb/>
tung gela&#x017F;&#x017F;en worden/ dergleichen an zuzeigen/ und wo &#x017F;ie ihrer Adelichen rechten<lb/>
&#x017F;ich gebrauchen wollen/ &#x017F;olte es etwa einige weiterung haben geben ko&#x0364;nnen. Aber<lb/>
&#x017F;ie war ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o bald zu weichen/ wo nicht ich und andere gute freunde ihr <hi rendition="#aq">re-<lb/>
mon&#x017F;triret,</hi> daß &#x017F;olches nicht zu thun &#x017F;eye (&#x017F;iehe Art. 1. 6. 37.) daher &#x017F;ie &#x017F;olgenden<lb/>
tages ein <hi rendition="#aq">memorial</hi> bey rath u&#x0364;bergeben/ ihre un&#x017F;chuld bezeuget/ und &#x017F;ich u&#x0364;ber &#x017F;ol-<lb/>
ches an &#x017F;innen be&#x017F;chweret; worauff es wieder &#x017F;tille worden/ und &#x017F;eithero nichts mehr<lb/>
gegen &#x017F;ie vorgegangen. Jm gleichen ge&#x017F;chahe auch einem Chri&#x017F;tlichen <hi rendition="#aq">&#x017F;tudio&#x017F;o,</hi><lb/>
der aber auff gleiche wei&#x017F;e begegnete. Seiter dem hat man ingehalten. Und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Kk 2</fw><fw place="bottom" type="catch">weil</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257[259]/0277] ARTIC. I. DISTINCT. II. SECTIO XXXVI. SECTIO XXXVI. An einen vornehmen Theologum. Einige be- gebẽheiten in Franckfurt. Einiger anſtoß von leibes ſchwach- heit. Rebhan. Dilfeld. D. Pomarius. D. Hannekenius. Ob anderer Religions verwandte in mein Collegium kom- men. Regierſucht der academien. Lateini- ſche edition der piorum deſideriorum. SO iſts freylich/ wie er ſchreibet/ daß wo wir den Satan ſein reich angreif- fen/ ſo wuͤtet er/ und ſolches ſo viel ſchrecklicher/ als mehr er ſchaden anfangt zu fuͤhlen. Welches mir ein nicht geringes zeichen iſt/ daß unſere arbeit all- hier in dem HErrn nicht muͤſſe vergebens ſeyn/ alldieweil er ſich ſo hefftig widerſe- tzet/ und nicht nur einerley art ſeiner waffen gegen uns gebrauchet hat/ und noch brauchet. Aber dem HErrn ſey ewiger danck/ welcher uns noch immer einen ſieg nach dem andern erhalten laͤſſet daß bald die unwarheit der laͤſterungen an des ta- ges liecht kommet/ bald einige widrig-geſinnete gemuͤther entweder gewonnen/ o- der durch andere hindernuͤſſen abgewendet werden/ nicht mehr ſich feindſelig zu be- zeigen/ bald ſonſten einige boͤſe anſchlaͤge zu nichte werden. Einiges von ſolchen dingen/ was bißher/ hier und hierum paſſiret wird etwa Herr N. communici- ren. Was aber das jenige/ darauff mein liebſter bruder ziehlet/ anlangt/ iſts in dem Februario geſchehen/ daß einer Adelichen jungfrauen/ von GOTT mit vor- trefflicher erkaͤntnuͤß begabet/ die mit ihrem gottſeligen wandel und ungemeiner gabe/ bey andern guten hertzen/ welche ſie befucht/ und mit dem ſie umgangen/ vie- les erbauet hat/ u. an deren auch die welt nichts anders zu ſtraffen finden wuͤrde/ als was vor GOTT zum lobe dienet/ und ſie ſie daher nicht leiden kan/ von rahts we- gen iſt angedeutet worden/ ſie moͤchte ihren ſtab weiter ſetzen. Es war ein zimli- ches verſehen/ einer perſon/ die niemal beklagt/ weniger zu einiger verantwor- tung gelaſſen worden/ dergleichen an zuzeigen/ und wo ſie ihrer Adelichen rechten ſich gebrauchen wollen/ ſolte es etwa einige weiterung haben geben koͤnnen. Aber ſie war entſchloſſen/ ſo bald zu weichen/ wo nicht ich und andere gute freunde ihr re- monſtriret, daß ſolches nicht zu thun ſeye (ſiehe Art. 1. 6. 37.) daher ſie ſolgenden tages ein memorial bey rath uͤbergeben/ ihre unſchuld bezeuget/ und ſich uͤber ſol- ches an ſinnen beſchweret; worauff es wieder ſtille worden/ und ſeithero nichts mehr gegen ſie vorgegangen. Jm gleichen geſchahe auch einem Chriſtlichen ſtudioſo, der aber auff gleiche weiſe begegnete. Seiter dem hat man ingehalten. Und weil Kk 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/277
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 257[259]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/277>, abgerufen am 25.11.2024.