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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. DISTINCT. II. SECTIO XXIII.
würdigsten nahmens würdige Christen werden/ als folglich mit ihrem gottseligen
exempel und bey jeder gelegenheit/ so ihnen der HERR vor die hand kommen lässet/
mit bescheidenen erinnerungen und vermahnungen andere neben sich erbauen/ und
uns also auff ihre art zu hülff kommen mögen/ zu der übrigen gewinnung. Wo
solches von vielen und an vielen orten geschiehet/ so möchten dadurch allgemach
mehr personen bereitet werden/ tüchtig das werck des HErrn ferner zu treiben und
solten einige gemeinden durch himmlischen segen so weit gebracht werden/ daß sie
nach den meisten ihren gliedern wiederum der ersten Apostolischen kirchen an[fi]ngen
ähnlich zu werden/ würden sie damit solche liechter seyn die dücke finsternüß der vie-
len andern mehr zu erleuchten. Und da möchte alsdann ehe zu hoffen seyn/ wo die
sache an mehr einzelen orten probiret worden/ und durch GOttes gnade der segen
sich selbs gezeigt/ daß einige dem reich CHristi nicht abgünstige grosse in der welt
dergleichen bey den ihrigen ins gemein einzuführen bewogen werden dörfften. Und
solte der barmhertzige GOtt noch vorhaben einen theuren werckzeug zu senden/ wie
er vor deme zu bestreitung des groben Papstums den lieben Lutherum gebraucht/
daß jetzige verderbte wesen zu bessern/ davor wir ihme demüthig danck zu sagen hät-
ten/ so würde unsere arbeit/ die wir jeder seines orts in unserer einfalt gethan/ auch
nicht verlohren seyn/ als welche eine vorbereitung zu dem übrigen gemachet. Dar-
um haben wir aber alle hertzinniglich den geber alles guten anzuflehen/ daß seine
gnade zum fördersten uns seinen willen in allen stücken an uns zu erkennen/ und
nachmahl denselben getrost in das werck zurichten/ geben möge. Er lasse nur sei-
nen heiligsten nahmen verherrlichet und sein reich vermehret werden/ es geschehe
nun dasselbige auff art und weise/ die wir selbs vor rathsam geachtet/ oder auff sol-
che/ die unserer meinung entgegen/ aber von seiner himmlischen weißheit vor die be-
ste erkant worden. Jn dem es uns je nicht um unsern willen/ sondern seine ehre
selbsten/ zu thun ist/ und wir deroselben auch gern unsere weißheit/ willen/ absicht
und was bey uns seyn möchte/ nachsetzen wollen und sollen. Werden wir auch
den HErrn um solche gnade eifferig anruffen und einander helffen kämpffen mit
flehen und beten/ so wird der HErr nicht unterlassen/ das werck unserer hände/ wo
schon menschlicher weise kein ansehen des successes ist/ zu fördern. Jn solches
heiligsten Gottes treue obsicht zu allem segen hertzlich empfehlende verbleibe schließ-
lichen. m. f. w. 29. Mart. 1678.

SECT.
Ee 2

ARTIC. I. DISTINCT. II. SECTIO XXIII.
wuͤrdigſten nahmens wuͤrdige Chriſten werden/ als folglich mit ihrem gottſeligen
exempel und bey jeder gelegenheit/ ſo ihnen der HERR vor die hand kommen laͤſſet/
mit beſcheidenen erinnerungen und vermahnungen andere neben ſich erbauen/ und
uns alſo auff ihre art zu huͤlff kommen moͤgen/ zu der uͤbrigen gewinnung. Wo
ſolches von vielen und an vielen orten geſchiehet/ ſo moͤchten dadurch allgemach
mehr perſonen bereitet werden/ tuͤchtig das werck des HErrn ferner zu treiben und
ſolten einige gemeinden durch himmliſchen ſegen ſo weit gebracht werden/ daß ſie
nach den meiſten ihren gliedern wiederum der erſten Apoſtoliſchen kirchen an[fi]ngen
aͤhnlich zu werden/ wuͤrden ſie damit ſolche liechter ſeyn die duͤcke finſternuͤß der vie-
len andern mehr zu erleuchten. Und da moͤchte alsdann ehe zu hoffen ſeyn/ wo die
ſache an mehr einzelen orten probiret worden/ und durch GOttes gnade der ſegen
ſich ſelbs gezeigt/ daß einige dem reich CHriſti nicht abguͤnſtige groſſe in der welt
dergleichen bey den ihrigen ins gemein einzufuͤhren bewogen werden doͤrfften. Und
ſolte der barmhertzige GOtt noch vorhaben einen theuren werckzeug zu ſenden/ wie
er vor deme zu beſtreitung des groben Papſtums den lieben Lutherum gebraucht/
daß jetzige verderbte weſen zu beſſern/ davor wir ihme demuͤthig danck zu ſagen haͤt-
ten/ ſo wuͤrde unſere arbeit/ die wir jeder ſeines orts in unſerer einfalt gethan/ auch
nicht verlohren ſeyn/ als welche eine vorbereitung zu dem uͤbrigen gemachet. Dar-
um haben wir aber alle hertzinniglich den geber alles guten anzuflehen/ daß ſeine
gnade zum foͤrderſten uns ſeinen willen in allen ſtuͤcken an uns zu erkennen/ und
nachmahl denſelben getroſt in das werck zurichten/ geben moͤge. Er laſſe nur ſei-
nen heiligſten nahmen verherrlichet und ſein reich vermehret werden/ es geſchehe
nun daſſelbige auff art und weiſe/ die wir ſelbs vor rathſam geachtet/ oder auff ſol-
che/ die unſerer meinung entgegen/ aber von ſeiner himmliſchen weißheit vor die be-
ſte erkant worden. Jn dem es uns je nicht um unſern willen/ ſondern ſeine ehre
ſelbſten/ zu thun iſt/ und wir deroſelben auch gern unſere weißheit/ willen/ abſicht
und was bey uns ſeyn moͤchte/ nachſetzen wollen und ſollen. Werden wir auch
den HErrn um ſolche gnade eifferig anruffen und einander helffen kaͤmpffen mit
flehen und beten/ ſo wird der HErr nicht unterlaſſen/ das werck unſerer haͤnde/ wo
ſchon menſchlicher weiſe kein anſehen des ſucceſſes iſt/ zu foͤrdern. Jn ſolches
heiligſten Gottes treue obſicht zu allem ſegen hertzlich empfehlende verbleibe ſchließ-
lichen. m. f. w. 29. Mart. 1678.

SECT.
Ee 2
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[219/0237] ARTIC. I. DISTINCT. II. SECTIO XXIII. wuͤrdigſten nahmens wuͤrdige Chriſten werden/ als folglich mit ihrem gottſeligen exempel und bey jeder gelegenheit/ ſo ihnen der HERR vor die hand kommen laͤſſet/ mit beſcheidenen erinnerungen und vermahnungen andere neben ſich erbauen/ und uns alſo auff ihre art zu huͤlff kommen moͤgen/ zu der uͤbrigen gewinnung. Wo ſolches von vielen und an vielen orten geſchiehet/ ſo moͤchten dadurch allgemach mehr perſonen bereitet werden/ tuͤchtig das werck des HErrn ferner zu treiben und ſolten einige gemeinden durch himmliſchen ſegen ſo weit gebracht werden/ daß ſie nach den meiſten ihren gliedern wiederum der erſten Apoſtoliſchen kirchen anfingen aͤhnlich zu werden/ wuͤrden ſie damit ſolche liechter ſeyn die duͤcke finſternuͤß der vie- len andern mehr zu erleuchten. Und da moͤchte alsdann ehe zu hoffen ſeyn/ wo die ſache an mehr einzelen orten probiret worden/ und durch GOttes gnade der ſegen ſich ſelbs gezeigt/ daß einige dem reich CHriſti nicht abguͤnſtige groſſe in der welt dergleichen bey den ihrigen ins gemein einzufuͤhren bewogen werden doͤrfften. Und ſolte der barmhertzige GOtt noch vorhaben einen theuren werckzeug zu ſenden/ wie er vor deme zu beſtreitung des groben Papſtums den lieben Lutherum gebraucht/ daß jetzige verderbte weſen zu beſſern/ davor wir ihme demuͤthig danck zu ſagen haͤt- ten/ ſo wuͤrde unſere arbeit/ die wir jeder ſeines orts in unſerer einfalt gethan/ auch nicht verlohren ſeyn/ als welche eine vorbereitung zu dem uͤbrigen gemachet. Dar- um haben wir aber alle hertzinniglich den geber alles guten anzuflehen/ daß ſeine gnade zum foͤrderſten uns ſeinen willen in allen ſtuͤcken an uns zu erkennen/ und nachmahl denſelben getroſt in das werck zurichten/ geben moͤge. Er laſſe nur ſei- nen heiligſten nahmen verherrlichet und ſein reich vermehret werden/ es geſchehe nun daſſelbige auff art und weiſe/ die wir ſelbs vor rathſam geachtet/ oder auff ſol- che/ die unſerer meinung entgegen/ aber von ſeiner himmliſchen weißheit vor die be- ſte erkant worden. Jn dem es uns je nicht um unſern willen/ ſondern ſeine ehre ſelbſten/ zu thun iſt/ und wir deroſelben auch gern unſere weißheit/ willen/ abſicht und was bey uns ſeyn moͤchte/ nachſetzen wollen und ſollen. Werden wir auch den HErrn um ſolche gnade eifferig anruffen und einander helffen kaͤmpffen mit flehen und beten/ ſo wird der HErr nicht unterlaſſen/ das werck unſerer haͤnde/ wo ſchon menſchlicher weiſe kein anſehen des ſucceſſes iſt/ zu foͤrdern. Jn ſolches heiligſten Gottes treue obſicht zu allem ſegen hertzlich empfehlende verbleibe ſchließ- lichen. m. f. w. 29. Mart. 1678. SECT. Ee 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/237>, abgerufen am 03.12.2024.