einflechte/ wo sie sich an andere verehlichten. Dazu auch kommt/ daß die kinder/ so etwa aus solchem ehbruch gebohren/ wieder zu einigen ehren kommen.
(3) Jst solches auch in den alten Canonibus zugegeben worden. Also lauten die wort Augustini C. denique 31. q. 1. mortuo eo, cum quo verum fuit connubium, fieri potest conjugium cum qua praecessit adulterium. Wie auch der gantze titulus in decretalibus sich findet de eo qui duxit in matrimo- nium quam polluit per adulterium. Nun aber pflegen wir in ehe-sachen mehr nach dem canonico als civili jure zu gehen.
(4) So haben wir auch einige von den vornehmsten Theologis, welche solche ehe zugeben. Unser theure Lutherus, da er solches bey den Päpstischen vorgebende hindernüß der ehe angeführet (Tom. 6. Altenb. f. 1408. b) sagt also davon: Jch bitte dich/ wo kommt doch her dieses strenge recht der menschen gegen die menschen/ welches doch GOTT niemals erfor- dert hat? wissen sie nicht oder wollen sie nicht wissen/ daß Bathseba eine hauß-frau Uriä beyde laster begangen hat/ das ist/ sie war be- fleckt mit dem ehbruch/ und nach ermordung ihres mannes ward sie dannoch geehlichet von David dem heiligsten mann. Hat nun das göttliche gesetz dieses zugelassen/ was thun dann die tyrannische men- schen wider ihre mitknechte. So sagt er auch T. 2. Alt. f. 211. b. von sol- chem fall: Lafter und sünde soll man straffen/ aber mit anderer straff/ nicht mit ehe-verbieten. Nicht weniger stimmet damit überein Phil. Me- lanchthon in Loc. Com. de Conj. wo er also nach anziehung des exempels Da- vids sagt: In hoc casu conjugium potest concedi, & hac epieikeia judex nunc quoque uti potest, praesertim cum Politici Magistratus adulteria non pu- niunt, & Deo valde displicent vagabundae commixtiones. Nach welchem biß daher auch andere Theologi eben solcherley ehen gebillichet. Wie denn D. Gerhardus anziehet Chytraeum in Levit. Bidenbach. de caus. matrim. Tarnov. l. de conjug. c. 50. Die Reformirten/ so gleiches behaupten/ jetzo nicht anzuziehen.
(5) So geben auch christliche Juristen eben dieser meinung beyfall/ wie sonderlich zu sehen bey dem bekanten und berühmten D. Carpzov. L. 2. Ju- risp. Consist. Tit. I. def. 14. da er noch ferner anzeucht Lud. Schraderum, Molradum, D. Greg. Tholos. Besoldum, Clingium, Finckelth. Speckhan, Nebelkräe. So dann die praejudicia, daß dergleichen spruch in dem Schöp- pen stuhl zu Leipzig/ so dann von den Juristen zu Giessen und Tübingen ge- schehen/ wie nicht weniger die Consistoria zu Meissen und Wittenberg (wie bey Dedekenno derselben wort zu sehen) so dann zu Leipzig und Dreßden (wie Carpzovius auch bezeuget) auf gleiche weise ausgesprochen.
6.) So
Das vierdte Capitel.
einflechte/ wo ſie ſich an andere verehlichten. Dazu auch kommt/ daß die kinder/ ſo etwa aus ſolchem ehbruch gebohren/ wieder zu einigen ehren kommen.
(3) Jſt ſolches auch in den alten Canonibus zugegeben worden. Alſo lauten die wort Auguſtini C. denique 31. q. 1. mortuo eo, cum quo verum fuit connubium, fieri poteſt conjugium cum qua præceſſit adulterium. Wie auch der gantze titulus in decretalibus ſich findet de eo qui duxit in matrimo- nium quam polluit per adulterium. Nun aber pflegen wir in ehe-ſachen mehr nach dem canonico als civili jure zu gehen.
(4) So haben wir auch einige von den vornehmſten Theologis, welche ſolche ehe zugeben. Unſer theure Lutherus, da er ſolches bey den Paͤpſtiſchen vorgebende hindernuͤß der ehe angefuͤhret (Tom. 6. Altenb. f. 1408. b) ſagt alſo davon: Jch bitte dich/ wo kommt doch her dieſes ſtrenge recht der menſchen gegen die menſchen/ welches doch GOTT niemals erfor- dert hat? wiſſen ſie nicht oder wollen ſie nicht wiſſen/ daß Bathſeba eine hauß-frau Uriaͤ beyde laſter begangen hat/ das iſt/ ſie war be- fleckt mit dem ehbruch/ und nach ermordung ihres mannes ward ſie dannoch geehlichet von David dem heiligſten mann. Hat nun das goͤttliche geſetz dieſes zugelaſſen/ was thun dann die tyranniſche men- ſchen wider ihre mitknechte. So ſagt er auch T. 2. Alt. f. 211. b. von ſol- chem fall: Lafter und ſuͤnde ſoll man ſtraffen/ aber mit anderer ſtraff/ nicht mit ehe-verbieten. Nicht weniger ſtimmet damit uͤberein Phil. Me- lanchthon in Loc. Com. de Conj. wo er alſo nach anziehung des exempels Da- vids ſagt: In hoc caſu conjugium poteſt concedi, & hac ἐπιεικείᾳ judex nunc quoque uti poteſt, præſertim cùm Politici Magiſtratus adulteria non pu- niunt, & Deo valdè diſplicent vagabundæ commixtiones. Nach welchem biß daher auch andere Theologi eben ſolcherley ehen gebillichet. Wie denn D. Gerhardus anziehet Chytræum in Levit. Bidenbach. de cauſ. matrim. Tarnov. l. de conjug. c. 50. Die Reformirten/ ſo gleiches behaupten/ jetzo nicht anzuziehen.
(5) So geben auch chriſtliche Juriſten eben dieſer meinung beyfall/ wie ſonderlich zu ſehen bey dem bekanten und beruͤhmten D. Carpzov. L. 2. Ju- riſp. Conſiſt. Tit. I. def. 14. da er noch ferner anzeucht Lud. Schraderum, Molradum, D. Greg. Tholoſ. Beſoldum, Clingium, Finckelth. Speckhan, Nebelkräe. So dann die præjudicia, daß dergleichen ſpruch in dem Schoͤp- pen ſtuhl zu Leipzig/ ſo dann von den Juriſten zu Gieſſen und Tuͤbingen ge- ſchehen/ wie nicht weniger die Conſiſtoria zu Meiſſen und Wittenberg (wie bey Dedekenno derſelben wort zu ſehen) ſo dann zu Leipzig und Dreßden (wie Carpzovius auch bezeuget) auf gleiche weiſe ausgeſprochen.
6.) So
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0572"n="564"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das vierdte Capitel.</hi></fw><lb/>
einflechte/ wo ſie ſich an andere verehlichten. Dazu auch kommt/ daß die kinder/<lb/>ſo etwa aus ſolchem ehbruch gebohren/ wieder zu einigen ehren kommen.</p><lb/><p>(3) Jſt ſolches auch in den alten <hirendition="#aq">Canonibus</hi> zugegeben worden. Alſo<lb/>
lauten die wort <hirendition="#aq">Auguſtini C. denique 31. q. 1. mortuo eo, cum quo verum<lb/>
fuit connubium, fieri poteſt conjugium cum qua præceſſit adulterium.</hi> Wie<lb/>
auch der gantze <hirendition="#aq">titulus in decretalibus</hi>ſich findet <hirendition="#aq">de eo qui duxit in matrimo-<lb/>
nium quam polluit per adulterium.</hi> Nun aber pflegen wir in ehe-ſachen<lb/>
mehr nach dem <hirendition="#aq">canonico</hi> als <hirendition="#aq">civili jure</hi> zu gehen.</p><lb/><p>(4) So haben wir auch einige von den vornehmſten <hirendition="#aq">Theologis,</hi> welche<lb/>ſolche ehe zugeben. Unſer theure <hirendition="#aq">Lutherus,</hi> da er ſolches bey den Paͤpſtiſchen<lb/>
vorgebende hindernuͤß der ehe angefuͤhret (<hirendition="#aq">Tom. 6. Altenb. f. 1408. b</hi>) ſagt<lb/>
alſo davon: <hirendition="#fr">Jch bitte dich/ wo kommt doch her dieſes ſtrenge recht der<lb/>
menſchen gegen die menſchen/ welches doch GOTT niemals erfor-<lb/>
dert hat? wiſſen ſie nicht oder wollen ſie nicht wiſſen/ daß Bathſeba<lb/>
eine hauß-frau Uriaͤ beyde laſter begangen hat/ das iſt/ ſie war be-<lb/>
fleckt mit dem ehbruch/ und nach ermordung ihres mannes ward ſie<lb/>
dannoch geehlichet von David dem heiligſten mann. Hat nun das<lb/>
goͤttliche geſetz dieſes zugelaſſen/ was thun dann die tyranniſche men-<lb/>ſchen wider ihre mitknechte.</hi> So ſagt er auch <hirendition="#aq">T. 2. Alt. f. 211. b.</hi> von ſol-<lb/>
chem fall: <hirendition="#fr">Lafter und ſuͤnde ſoll man ſtraffen/ aber mit anderer ſtraff/<lb/>
nicht mit ehe-verbieten.</hi> Nicht weniger ſtimmet damit uͤberein <hirendition="#aq">Phil. Me-<lb/>
lanchthon in Loc. Com. de Conj.</hi> wo er alſo nach anziehung des exempels Da-<lb/>
vids ſagt: <hirendition="#aq">In hoc caſu conjugium poteſt concedi, & hac</hi>ἐπιεικείᾳ<hirendition="#aq">judex nunc<lb/>
quoque uti poteſt, præſertim cùm Politici Magiſtratus adulteria non pu-<lb/>
niunt, & Deo valdè diſplicent vagabundæ commixtiones.</hi> Nach welchem<lb/>
biß daher auch andere <hirendition="#aq">Theologi</hi> eben ſolcherley ehen gebillichet. Wie denn<lb/><hirendition="#aq">D. Gerhardus</hi> anziehet <hirendition="#aq">Chytræum in Levit. Bidenbach. de cauſ. matrim.<lb/>
Tarnov. l. de conjug. c. 50.</hi> Die Reformirten/ ſo gleiches behaupten/ jetzo<lb/>
nicht anzuziehen.</p><lb/><p>(5) So geben auch chriſtliche Juriſten eben dieſer meinung beyfall/ wie<lb/>ſonderlich zu ſehen bey dem bekanten und beruͤhmten <hirendition="#aq">D. Carpzov. L. 2. Ju-<lb/>
riſp. Conſiſt. Tit. I. def. 14.</hi> da er noch ferner anzeucht <hirendition="#aq">Lud. Schraderum,<lb/>
Molradum, D. Greg. Tholoſ. Beſoldum, Clingium, Finckelth. Speckhan,<lb/>
Nebelkräe.</hi> So dann die <hirendition="#aq">præjudicia,</hi> daß dergleichen ſpruch in dem Schoͤp-<lb/>
pen ſtuhl zu Leipzig/ ſo dann von den Juriſten zu Gieſſen und Tuͤbingen ge-<lb/>ſchehen/ wie nicht weniger die <hirendition="#aq">Conſiſtoria</hi> zu Meiſſen und Wittenberg (wie<lb/>
bey <hirendition="#aq">Dedekenno</hi> derſelben wort zu ſehen) ſo dann zu Leipzig und Dreßden (wie<lb/><hirendition="#aq">Carpzovius</hi> auch bezeuget) auf gleiche weiſe ausgeſprochen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">6.) So</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[564/0572]
Das vierdte Capitel.
einflechte/ wo ſie ſich an andere verehlichten. Dazu auch kommt/ daß die kinder/
ſo etwa aus ſolchem ehbruch gebohren/ wieder zu einigen ehren kommen.
(3) Jſt ſolches auch in den alten Canonibus zugegeben worden. Alſo
lauten die wort Auguſtini C. denique 31. q. 1. mortuo eo, cum quo verum
fuit connubium, fieri poteſt conjugium cum qua præceſſit adulterium. Wie
auch der gantze titulus in decretalibus ſich findet de eo qui duxit in matrimo-
nium quam polluit per adulterium. Nun aber pflegen wir in ehe-ſachen
mehr nach dem canonico als civili jure zu gehen.
(4) So haben wir auch einige von den vornehmſten Theologis, welche
ſolche ehe zugeben. Unſer theure Lutherus, da er ſolches bey den Paͤpſtiſchen
vorgebende hindernuͤß der ehe angefuͤhret (Tom. 6. Altenb. f. 1408. b) ſagt
alſo davon: Jch bitte dich/ wo kommt doch her dieſes ſtrenge recht der
menſchen gegen die menſchen/ welches doch GOTT niemals erfor-
dert hat? wiſſen ſie nicht oder wollen ſie nicht wiſſen/ daß Bathſeba
eine hauß-frau Uriaͤ beyde laſter begangen hat/ das iſt/ ſie war be-
fleckt mit dem ehbruch/ und nach ermordung ihres mannes ward ſie
dannoch geehlichet von David dem heiligſten mann. Hat nun das
goͤttliche geſetz dieſes zugelaſſen/ was thun dann die tyranniſche men-
ſchen wider ihre mitknechte. So ſagt er auch T. 2. Alt. f. 211. b. von ſol-
chem fall: Lafter und ſuͤnde ſoll man ſtraffen/ aber mit anderer ſtraff/
nicht mit ehe-verbieten. Nicht weniger ſtimmet damit uͤberein Phil. Me-
lanchthon in Loc. Com. de Conj. wo er alſo nach anziehung des exempels Da-
vids ſagt: In hoc caſu conjugium poteſt concedi, & hac ἐπιεικείᾳ judex nunc
quoque uti poteſt, præſertim cùm Politici Magiſtratus adulteria non pu-
niunt, & Deo valdè diſplicent vagabundæ commixtiones. Nach welchem
biß daher auch andere Theologi eben ſolcherley ehen gebillichet. Wie denn
D. Gerhardus anziehet Chytræum in Levit. Bidenbach. de cauſ. matrim.
Tarnov. l. de conjug. c. 50. Die Reformirten/ ſo gleiches behaupten/ jetzo
nicht anzuziehen.
(5) So geben auch chriſtliche Juriſten eben dieſer meinung beyfall/ wie
ſonderlich zu ſehen bey dem bekanten und beruͤhmten D. Carpzov. L. 2. Ju-
riſp. Conſiſt. Tit. I. def. 14. da er noch ferner anzeucht Lud. Schraderum,
Molradum, D. Greg. Tholoſ. Beſoldum, Clingium, Finckelth. Speckhan,
Nebelkräe. So dann die præjudicia, daß dergleichen ſpruch in dem Schoͤp-
pen ſtuhl zu Leipzig/ ſo dann von den Juriſten zu Gieſſen und Tuͤbingen ge-
ſchehen/ wie nicht weniger die Conſiſtoria zu Meiſſen und Wittenberg (wie
bey Dedekenno derſelben wort zu ſehen) ſo dann zu Leipzig und Dreßden (wie
Carpzovius auch bezeuget) auf gleiche weiſe ausgeſprochen.
6.) So
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/572>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.