Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.Das dritte Capitel. nüß dasjenige seye/ so man den unterthanen gibet/ und sie damit selbs zur un-treu/ die darnach immer weiter gehet/ mit eigenem exempel verführet: wel- ches alles vor GOtt auff die rechnung desjenigen kommet/ welcher solches ärgernüß gegeben hat. Aus allem erhellet/ wie vielfältige sünde in diesem falschen angeben des Die andere Frage. Wie sich ein beicht-vater/ wenn unter-Obrigkeiten/ und seine beicht-kinder ihren bißherigen unterschleiff/ gegen die hohe O- brigkeit/ auffsein vielfältiges zu- und einreden nicht erkennen/ auch nicht davon abzustehen gedencken/ auch nicht rathsam ist/ seine Patronos bey der hohen Obrigkeit oder dero beamten/ die nicht der Evangelischen religion zugethan sind/ anzugeben ha- be/ damit er ein reines gewissen behalten möge? Ob er sie könne zur heiligen communion admittiren oder nicht? NAchdem bey voriger frage ausgemachet/ daß eine solche Obrigkeit/ durch der-
Das dritte Capitel. nuͤß dasjenige ſeye/ ſo man den unterthanen gibet/ und ſie damit ſelbs zur un-treu/ die darnach immer weiter gehet/ mit eigenem exempel verfuͤhret: wel- ches alles vor GOtt auff die rechnung desjenigen kommet/ welcher ſolches aͤrgernuͤß gegeben hat. Aus allem erhellet/ wie vielfaͤltige ſuͤnde in dieſem falſchen angeben des Die andere Frage. Wie ſich ein beicht-vater/ wenn unter-Obrigkeiten/ und ſeine beicht-kinder ihren bißherigen unterſchleiff/ gegen die hohe O- brigkeit/ auffſein vielfaͤltiges zu- und einreden nicht erkennen/ auch nicht davon abzuſtehen gedencken/ auch nicht rathſam iſt/ ſeine Patronos bey der hohen Obrigkeit oder dero beamten/ die nicht der Evangeliſchen religion zugethan ſind/ anzugeben ha- be/ damit er ein reines gewiſſen behalten moͤge? Ob er ſie koͤnne zur heiligen communion admittiren oder nicht? NAchdem bey voriger frage ausgemachet/ daß eine ſolche Obrigkeit/ durch der-
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Das dritte Capitel.
nuͤß dasjenige ſeye/ ſo man den unterthanen gibet/ und ſie damit ſelbs zur un-
treu/ die darnach immer weiter gehet/ mit eigenem exempel verfuͤhret: wel-
ches alles vor GOtt auff die rechnung desjenigen kommet/ welcher ſolches
aͤrgernuͤß gegeben hat.
Aus allem erhellet/ wie vielfaͤltige ſuͤnde in dieſem falſchen angeben des
verkaufften zu vervortheilung der acciſe ſtecke.
Die andere Frage.
Wie ſich ein beicht-vater/ wenn unter-Obrigkeiten/ und ſeine
beicht-kinder ihren bißherigen unterſchleiff/ gegen die hohe O-
brigkeit/ auffſein vielfaͤltiges zu- und einreden nicht erkennen/
auch nicht davon abzuſtehen gedencken/ auch nicht rathſam iſt/
ſeine Patronos bey der hohen Obrigkeit oder dero beamten/ die
nicht der Evangeliſchen religion zugethan ſind/ anzugeben ha-
be/ damit er ein reines gewiſſen behalten moͤge? Ob er ſie koͤnne
zur heiligen communion admittiren oder nicht?
NAchdem bey voriger frage ausgemachet/ daß eine ſolche Obrigkeit/ durch
dieſen unterſchleiff ſich vielfaͤltig verſuͤndige/ und alſo ſtets in einer vor-
ſaͤtzlichen herrſchenden ſuͤnde ſtehe/ bey welcher keine wahre buß platz hat/ ſo
waͤre dieſe frage leicht decidirt/ wenn die kirche in ihrer rechten ordnung und
verfaſſung ſtuͤnde/ wie ſie ſtehen/ und nach Chriſti regel eingerichtet ſeyn ſolte:
Denn nachdem das urtheil der zulaſſung oder ausſchlieſſung von den guͤtern
des heils/ nicht in eines mannes oder auch ſtandes macht ſtehen ſolle/ ſondern
der gantzen kirchen nach allen ihren ſtaͤnden gebuͤhret/ ſo muͤſte. nach wieder-
holter privat-erinnerung zum andern die erinnerung vor einigen zeugen ge-
ſchehen/ und da noch keine folge erhalten wird/ der gantzen gemeinde die ſache
vorgetꝛagen/ und in dero verſammlung/ ob ein ſolcher noch vor einen bruder zu
halten/ oder aus der gemeinſchafft auszuſchlieſſen ſeye/ durch dero ſpruch
ausgemachet werden; wie wir den proceß Matth. 18/ 15. u. f. von unſerem
Heyland vorgeſchrieben haben. Nachdem aber leyder unſere kirchen/ nicht
ſo wol in guter ordnung als vielmehr in einer erbaͤrmlichen zerruͤttung ſte-
hen/ und ſonderlich die gemeinde nirgends faſt in den gebrauch/ der ihr zukom-
menden rechten geſetzet iſt/ ſo aber mehr ſuͤnde/ fluch und ungemach auf ſie
ziehet/ als wir insgemein glauben/ ſo wird dieſe frage ſehr ſchwehr. So viel-
mehr/ wo es noch dazu an orten iſt/ da die hoͤhere Obrigkeit ſelbſt anderer reli-
gion/ und vieles bedencken dabey iſt/ die bloͤſſe unſerer/ ſonderlich vornehmer/
glieder deroſelben auffzudecken/ und damit etwa der gantzen kirchen viele ge-
fahr zuzuziehen: ſo dann da man folglich keine Conſiſtoria hat/ an die man
der-
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