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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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Das dritte Capitel.
doch die ausführung selbs nach dem zweck/ welcher vor augen ist/ eingerich-
tet/ nicht übel gefallen/ sonderlich da die jugend auch rechtschaffen zu dem
griechischen und hebräischen geführet wird/ und hoffe/ es werde die publica-
ti
on theils an einigen orten gelegenheit geben/ sich der nützlichen vorschläge
zu gebrauchen/ theils andere auffmuntern/ daß sie auch mit den ihrigen lieber
herfürbrechen/ und nach nothwendigkeit der sachen in commune zu consulti-
ren einen näheren anfang machen. Der HERR segne die arbeit zu vieler
gehofften frucht/ und lasse auch mehr und mehr neben der kirchen/ in den schu-
len seinen Geist kräfftig würcken/ damit in denselben/ die in der tauff demsel-
ben vorgetragene und seinem bund einverleibte seelen/ nicht nur mit nützli-
cher erkäntnüß der dinge/ die in dem gantzen leben auch sonsten ihren nutzen
und nothdurfft haben/ erfüllet/ sondern fürnehmlich in stärckung des glau-
bens und pflantzung der gottseligkeit/ das heilige bilde Gottes in ihnen mehr
und mehr erneuret werde/ welches wohl der schulen vornehmste absicht ist/ und
seyn solle. Ach daß sie stäts erhalten/ und auch diese schrifft dazu gesegnet
würde! 1690.

SECTIO XXIII.
Etliche fragen von bestraffung eines Predigers;
vorbitte für die krancken; bleiben bey der
communion;
sonntags-mahlzeiten und dergleichen
materien zur sonntags-
feyer gehörig.
Die I. Frage.
Mann ich lese 3. Mos. 19/ 17. du solt deinen bruder nicht hassen in
deinem hertzen/ sondern du solt deinen nechsten straffen/ auff
daß du nicht seinetwegen schuld tragen müssest: ob wol ein lay/
wenn er in der gemeinde einen Prediger vor ihm im stul sitzen
sehe/ welcher nach gehaltenem Gottesdienst und zwahr unter
dem gesang/ mit denen andern zuhörern/ so neben ihm sitzen
oder gesessen sind/ von krieges-sachen redet/ so gar/ daß die ne-
ben und hinter ihm stehende zuhörer alles horeten/ und sich
daran ärgerten/ und der gedachte lay wartete/ bis daß alle leu-
te aus der kirche wären/ ihm dem Prediger derselben stadt/
zwischen den beyden thüren/ da ihn niemand sehen kan/ ein mit
bleyweiß geschriebenes zettulein/ worauff diese wort geschrie-
ben gewesen (mein Herr
Pastor, ich wünsche/ daß sein sohn/ der
jetzo

Das dritte Capitel.
doch die ausfuͤhrung ſelbs nach dem zweck/ welcher vor augen iſt/ eingerich-
tet/ nicht uͤbel gefallen/ ſonderlich da die jugend auch rechtſchaffen zu dem
griechiſchen und hebraͤiſchen gefuͤhret wird/ und hoffe/ es werde die publica-
ti
on theils an einigen orten gelegenheit geben/ ſich der nuͤtzlichen vorſchlaͤge
zu gebrauchen/ theils andere auffmuntern/ daß ſie auch mit den ihrigen lieber
herfuͤrbrechen/ und nach nothwendigkeit der ſachen in commune zu conſulti-
ren einen naͤheren anfang machen. Der HERR ſegne die arbeit zu vieler
gehofften frucht/ und laſſe auch mehr und mehr neben der kirchen/ in den ſchu-
len ſeinen Geiſt kraͤfftig wuͤrcken/ damit in denſelben/ die in der tauff demſel-
ben vorgetragene und ſeinem bund einverleibte ſeelen/ nicht nur mit nuͤtzli-
cher erkaͤntnuͤß der dinge/ die in dem gantzen leben auch ſonſten ihren nutzen
und nothdurfft haben/ erfuͤllet/ ſondern fuͤrnehmlich in ſtaͤrckung des glau-
bens und pflantzung der gottſeligkeit/ das heilige bilde Gottes in ihnen mehr
und mehr erneuret werde/ welches wohl der ſchulen vornehmſte abſicht iſt/ und
ſeyn ſolle. Ach daß ſie ſtaͤts erhalten/ und auch dieſe ſchrifft dazu geſegnet
wuͤrde! 1690.

SECTIO XXIII.
Etliche fragen von beſtraffung eines Predigers;
vorbitte fuͤr die krancken; bleiben bey der
communion;
ſonntags-mahlzeiten und dergleichen
materien zur ſonntags-
feyer gehoͤrig.
Die I. Frage.
Mann ich leſe 3. Moſ. 19/ 17. du ſolt deinen bruder nicht haſſen in
deinem hertzen/ ſondern du ſolt deinen nechſten ſtraffen/ auff
daß du nicht ſeinetwegen ſchuld tragen muͤſſeſt: ob wol ein lay/
wenn er in der gemeinde einen Prediger vor ihm im ſtul ſitzen
ſehe/ welcher nach gehaltenem Gottesdienſt und zwahr unter
dem geſang/ mit denen andern zuhoͤrern/ ſo neben ihm ſitzen
oder geſeſſen ſind/ von krieges-ſachen redet/ ſo gar/ daß die ne-
ben und hinter ihm ſtehende zuhoͤrer alles horeten/ und ſich
daran aͤrgerten/ und der gedachte lay wartete/ bis daß alle leu-
te aus der kirche waͤren/ ihm dem Prediger derſelben ſtadt/
zwiſchen den beyden thuͤren/ da ihn niemand ſehen kan/ ein mit
bleyweiß geſchriebenes zettulein/ worauff dieſe wort geſchrie-
ben geweſen (mein Herr
Paſtor, ich wuͤnſche/ daß ſein ſohn/ der
jetzo
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[98/0106] Das dritte Capitel. doch die ausfuͤhrung ſelbs nach dem zweck/ welcher vor augen iſt/ eingerich- tet/ nicht uͤbel gefallen/ ſonderlich da die jugend auch rechtſchaffen zu dem griechiſchen und hebraͤiſchen gefuͤhret wird/ und hoffe/ es werde die publica- tion theils an einigen orten gelegenheit geben/ ſich der nuͤtzlichen vorſchlaͤge zu gebrauchen/ theils andere auffmuntern/ daß ſie auch mit den ihrigen lieber herfuͤrbrechen/ und nach nothwendigkeit der ſachen in commune zu conſulti- ren einen naͤheren anfang machen. Der HERR ſegne die arbeit zu vieler gehofften frucht/ und laſſe auch mehr und mehr neben der kirchen/ in den ſchu- len ſeinen Geiſt kraͤfftig wuͤrcken/ damit in denſelben/ die in der tauff demſel- ben vorgetragene und ſeinem bund einverleibte ſeelen/ nicht nur mit nuͤtzli- cher erkaͤntnuͤß der dinge/ die in dem gantzen leben auch ſonſten ihren nutzen und nothdurfft haben/ erfuͤllet/ ſondern fuͤrnehmlich in ſtaͤrckung des glau- bens und pflantzung der gottſeligkeit/ das heilige bilde Gottes in ihnen mehr und mehr erneuret werde/ welches wohl der ſchulen vornehmſte abſicht iſt/ und ſeyn ſolle. Ach daß ſie ſtaͤts erhalten/ und auch dieſe ſchrifft dazu geſegnet wuͤrde! 1690. SECTIO XXIII. Etliche fragen von beſtraffung eines Predigers; vorbitte fuͤr die krancken; bleiben bey der communion; ſonntags-mahlzeiten und dergleichen materien zur ſonntags- feyer gehoͤrig. Die I. Frage. Mann ich leſe 3. Moſ. 19/ 17. du ſolt deinen bruder nicht haſſen in deinem hertzen/ ſondern du ſolt deinen nechſten ſtraffen/ auff daß du nicht ſeinetwegen ſchuld tragen muͤſſeſt: ob wol ein lay/ wenn er in der gemeinde einen Prediger vor ihm im ſtul ſitzen ſehe/ welcher nach gehaltenem Gottesdienſt und zwahr unter dem geſang/ mit denen andern zuhoͤrern/ ſo neben ihm ſitzen oder geſeſſen ſind/ von krieges-ſachen redet/ ſo gar/ daß die ne- ben und hinter ihm ſtehende zuhoͤrer alles horeten/ und ſich daran aͤrgerten/ und der gedachte lay wartete/ bis daß alle leu- te aus der kirche waͤren/ ihm dem Prediger derſelben ſtadt/ zwiſchen den beyden thuͤren/ da ihn niemand ſehen kan/ ein mit bleyweiß geſchriebenes zettulein/ worauff dieſe wort geſchrie- ben geweſen (mein Herr Paſtor, ich wuͤnſche/ daß ſein ſohn/ der jetzo

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/106>, abgerufen am 22.11.2024.