Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. V. SECTIO V. gerettet/ muß ihn aber dem göttlichen gericht überlassen. Wobey ich auch diesehoffnung habe/ da etwas guts sich an dem kind findet/ so werde GOtt noch künfftig ihm diese gelegenheit seines heils kommen lassen/ die wir jetzo noch nicht vorzuse- hen vermögen/ welche wir ihm und dem gantzen hauß/ ja dem gantzen armen verstockten volck/ von göttlicher gnade hertzlich wünschen. Hiebey bitte freund- lich/ diese unsere einfältige gedancken bey Jhro Hochgräfl. Gnaden samt versi- cherung unsers unterthänigen gehorsams und anwünschung gesegneter regierung zu hinterbringen. 1682. SECTIO V. Wegen abschaffung des exorcismi. JCh komme so bald auff das vorgetragene anliegen/ wegen des exorcismi, noch u 3
ARTIC. V. SECTIO V. gerettet/ muß ihn aber dem goͤttlichen gericht uͤberlaſſen. Wobey ich auch dieſehoffnung habe/ da etwas guts ſich an dem kind findet/ ſo werde GOtt noch kuͤnfftig ihm dieſe gelegenheit ſeines heils kommen laſſen/ die wir jetzo noch nicht vorzuſe- hen vermoͤgen/ welche wir ihm und dem gantzen hauß/ ja dem gantzen armen verſtockten volck/ von goͤttlicher gnade hertzlich wuͤnſchen. Hiebey bitte freund- lich/ dieſe unſere einfaͤltige gedancken bey Jhro Hochgraͤfl. Gnaden ſamt verſi- cherung unſers unterthaͤnigen gehorſams und anwuͤnſchung geſegneter regierung zu hinterbringen. 1682. SECTIO V. Wegen abſchaffung des exorciſmi. JCh komme ſo bald auff das vorgetragene anliegen/ wegen des exorciſmi, noch u 3
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ARTIC. V. SECTIO V.
gerettet/ muß ihn aber dem goͤttlichen gericht uͤberlaſſen. Wobey ich auch dieſe
hoffnung habe/ da etwas guts ſich an dem kind findet/ ſo werde GOtt noch kuͤnfftig
ihm dieſe gelegenheit ſeines heils kommen laſſen/ die wir jetzo noch nicht vorzuſe-
hen vermoͤgen/ welche wir ihm und dem gantzen hauß/ ja dem gantzen armen
verſtockten volck/ von goͤttlicher gnade hertzlich wuͤnſchen. Hiebey bitte freund-
lich/ dieſe unſere einfaͤltige gedancken bey Jhro Hochgraͤfl. Gnaden ſamt verſi-
cherung unſers unterthaͤnigen gehorſams und anwuͤnſchung geſegneter regierung
zu hinterbringen. 1682.
SECTIO V.
Wegen abſchaffung des exorciſmi.
JCh komme ſo bald auff das vorgetragene anliegen/ wegen des exorciſmi,
und erklaͤre mich ausfuͤhrlich folgender geſtalt: 1. Der exorciſmus iſt bey
der tauff nicht noͤthig/ auch wiꝛckt er nach bekaͤntnuͤß unſrer heutigen Theo-
logorum nichts eigentlich. 2. Die wort/ wie ſie lauten/ ſind ſo hart/ daß auch der
verſtand/ welchen ſie an ſich ſelbs geben/ falſch und unrecht iſt. 3. Derjenige ver-
ſtand/ den zu deſſen erklaͤrung unſere Theologi zu geben pflegen/ daß damit nichts
anders ſolle gemeinet ſeyn/ als die gewalt des Satans/ welche derſelbe uͤber alle
noch in ihren ſuͤnden unwiedergebohren liegende hat/ und aus dero das kind durch
die tauffe geriſſen werden ſolte/ anzudeuten/ iſt an ſich wahr/ und goͤttlichem
wort gemaͤß. 4. Weil aber dieſer verſtand in den worten nicht ſtecket/ ja dieſe
nur durch eine ihnen anthuende gewalt dahin gezogen werden muͤſſen/ ſo bleibet
die formul valde incommoda, und laͤſſet ſich nicht defendiren/ ſondern allein
etlicher maſſen excuſiren. Daher 5. wuͤrde ich um keiner urſach willen dieſe un-
nuͤtze und ſo leicht anſtoͤßige ceremonie an einem ort/ da ſie nicht waͤre/ wieder
einfuͤhren laſſen/ weniger wo eine neue zu fundiren waͤre/ ſolche anordnen. 6. Wo
mittel und wege ſeyn koͤnten/ in der gantzen Evangeliſchen kirche/ ſo weit er ſich
noch erſtrecket/ oder in einem gantzen land/ denſelben alſo abzuſchaffen/ daß das
aͤrgernuͤß/ ſo zu beſorgen ſtehet/ vermieden werden koͤnte/ waͤre es hertzlich zu
wuͤnſchen/ und haͤtten alle vor GOtt wohlgeſinnete keinen fleiß darinnen zu ſpa-
ren. Jndeſſen 7. als lange ſolches nicht ohne ſchwere und viele gefahr/ ſouder-
lich bey den ſchwachen nach ſich ziehenden anſtoß/ geſchehen kan/ iſt es beſſer eine
ſolche ceremonie/ welche zwar unſere kirche nicht zieret/ jedoch in dem durch ſolche
ungereimte wort von der kirche/ die ihr brauchet/ erklaͤrtem verſtand nichts gott-
loſes/ aberglaͤubiſches oder falſches in ſich faſſet/ und alſo ſo fern unſuͤndlich iſt/
zu behalten/ und die gemeinde von dem rechten verſtand und meinung zu unter-
richten/ als mit deſſen abſchaffung ſolche erregung verurſachen/ welche mehr
aͤrgerniß gaͤbe/ als man beſſerung durch das abſchaffen hoffen koͤnte Dazu auch
noch
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