Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das andere Capitel. von mir deligirte Theologos die rationes pro & contra so ich meinen Herrnvorgeleget/ und sie auch noch die ihrige bey gesetzet haben (weil uns beyder- seits vor Gottes angesicht angelegen gewesen war/ daß wir dessen willen recht erkennen möchten) übersendet habe/ da sie dann aus gegen einander haltung bey derseits rationum ein solches judicium fassen konten/ welches unser aller gewissen tranquilliren möchte. Vorausgesetzt nun dessen/ sehe ich die frage mir vorgelegt zuwerden/ ob Wo ich nun von E. Hoch-Edl. Herrl. angeführte momenta ansehe/ 1. Das
Das andere Capitel. von mir deligirte Theologos die rationes pro & contra ſo ich meinen Herrnvorgeleget/ und ſie auch noch die ihrige bey geſetzet haben (weil uns beyder- ſeits vor Gottes angeſicht angelegen geweſen war/ daß wir deſſen willen recht erkennen moͤchten) uͤberſendet habe/ da ſie dann aus gegen einander haltung bey derſeits rationum ein ſolches judicium faſſen konten/ welches unſer aller gewiſſen tranquilliren moͤchte. Vorausgeſetzt nun deſſen/ ſehe ich die frage mir vorgelegt zuwerden/ ob Wo ich nun von E. Hoch-Edl. Herrl. angefuͤhrte momenta anſehe/ 1. Das
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Das andere Capitel.
von mir deligirte Theologos die rationes pro & contra ſo ich meinen Herrn
vorgeleget/ und ſie auch noch die ihrige bey geſetzet haben (weil uns beyder-
ſeits vor Gottes angeſicht angelegen geweſen war/ daß wir deſſen willen recht
erkennen moͤchten) uͤberſendet habe/ da ſie dann aus gegen einander haltung
bey derſeits rationum ein ſolches judicium faſſen konten/ welches unſer aller
gewiſſen tranquilliren moͤchte.
Vorausgeſetzt nun deſſen/ ſehe ich die frage mir vorgelegt zuwerden/ ob
der Suprintendens zubleiben/ oder die andre Vocation zuergreiffen ſchuldig
ſeye? Da bitte ich gehorſam/ E. Hoch Edl. Herrl. verſichern ſich/ daß ihnen
nicht weniger als ihme ſelbs an der ſache gelegen/ und damit nicht ausge-
machet ſeye/ ob man ihn zubleiben auff einige weiſe diſponiren moͤchte/ oder
er ſich dazu diſponiren lieſſe: ſondern die gantze macht liget daran/ ob dieſe
letztere vocation wahrhafftig vor goͤttlich zuerkennen oder nicht? Jſt ſie nicht
in der that goͤttlich/ ſondern kommet von menſchlichen conſiliis her/ ſo haben
weder dieſelbe ihn zu dimittiren urſach/ noch er ſoll von ihnen zu weichen be-
gehren/ als der des orts/ wohin der Herr ihn nicht geſandt haͤtte auch keinen
ſeegen zu erwarten haben wuͤrde. Jſt ſie aber wahrhafftig goͤttlich/ ſo hat
ihre loͤbliche ſtatt/ und ſie von wegen derſelben/ nicht macht ihn auffzuhalten/
noch darff er der goͤttlichen ſtimme/ die ihn forderte/ widerſtehen: maſſen es
auch beyderſeits nicht wolgelingen koͤnte/ in dem es nimmermehr wol abge-
het/ wo man wider GOttes rath zu ſtreiten befunden wird. Ließe er ſich auch
durch fleiſchliche urſachen und affecten, dero unterſchiedliche koͤnnen in dieſer
ſache unterlauffen/ alsdenn abhalten/ und bliebe dem rath des HErrn unge-
horſam/ ſo wuͤrde er nicht allein den goͤttlichen zorn auff ſich laden/ ſondern ſei-
ne gemeinde ſeiner nichts weiter mehr gebeſſert ſeyn; ſondern der Herr wuͤr-
de ihn zeitlicher wegnehmen/ daß ſie auch denjenigen nicht behalten doͤrfften/
welchen ſie ſeiner abruffung nicht haͤtten folgen laſſen/ oder er wuͤrde ihm alle
gaben und allen ſeegen entziehen/ ohne welche er ihnen ja nichts nuͤtze waͤre.
Denn der HErr will ſeine diener nirgend ſegnen/ alß wo er ſie haben will.
Weßwegen alle uͤbrige conſiderationes in dieſem gantzen werck zur ſache
nichts thun/ als diejenige/ aus welchen einigerley maſſen abzunehmen ſeyn
moͤchte/ ob in dieſer Hoch Fuͤrſtl. Vocation wahrhafftig der goͤttliche wille
erkant werden muͤße. Auff dieſes ſtuͤck haben wir unablaͤßig allein die augen
zuwenden/ und den HErrn demuͤthigſt anzuruffen/ daß er uns ſolches
zwecks keinerley weiſe fehlen laſſen wolle.
Wo ich nun von E. Hoch-Edl. Herrl. angefuͤhrte momenta anſehe/
ſollen ſie zwahr dahin gerichtet ſeyn/ daß Superintendens zu bleiben/ und alſo
goͤttlichen willen auff ſolche ſeyte zuerkennen/ urſach habe: Wir wollen aber
wie kraͤfftig jedes ſeye in der furcht des HERRN und vor deſſen ange-
ſicht beſehen.
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