Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

ARTIC. I. SECTIO XII.
ger sondern noch mehr gefahr nach sich ziehen würde/ als bey jener weltlichen
profession. Also muß sie ja nicht gedencken/ daß sie damit nun in eine le-
bens-art eintrete/ wobey es keine gefahr habe/ sondern daß nur die art der ge-
fahr geändert/ die grösse aber derselben wahrhafftig vermehret seye: nur daß
sie bey solchem H. vorhaben und redlicher intention auch des göttlichen bey-
standes sich sicherer getrösten und versehen möge. Was also die pflichten al-
ler derer sind/ die sich diesem studio widmen/ die betreffen einen solchen men-
schen so vielmehr/ nachdem er mit mehrerem bedacht dazu tritt/ und nach un-
sers Heylands rath Luc. 14. erstlich die kost wohl überschlagen solle/ ob ers
getraue auszuführen: damit nicht/ wo er in dem H. stand sich solches beruffs
nicht würdig bezeigte/ der in dem kauffmanns stand seine seele verliehren mö-
gen/ in dem andern noch schwehrer verdammet werde: wie er sich dann versi-
chern kan/ wo der satan sihet/ daß er aus redlichem hertzen ihm aus den stri-
cken/ die er ihm in der handlung gestellet/ zu entgehen trachtet/ daß er ihm auch
in dem andern vorhaben nicht weniger nachstellen/ und etwa subtiler/ aber ge-
fährlicher garn vorspannen möchte/ denen er nicht anders als durch unabläs-
sigs gebet/ vorsichtiges wachen über seine seele/ und fleiß eines heiligen wan-
dels/ in der krafft GOttes entgehen kan.

Der himmlische Vater/ von dessen geist ich dieses vornehmen hergekom-
men zu seyn hoffen will/ stärcke die person mehr und mehr in dem guten/ reini-
ge ihre absicht von allem noch anklebenden fleischlichen nebens-absehen/ und
heilige ihren verstand und willen zu lebendiger erkäntnüß seines willens/ daß
auch dermahleins durch sie und aus seinem schein in ihrem hertzen bey vielen
entstehe die erleuchtung von der erkäntnüß der klahrheit GOttes in dem an-
gesicht JEsu Christi. Amen.

SECTIO XIII.
Schwehrigkeit tüchtige Professores Theologiae
zu bestellen.

WAs die vacirende Theologische stelle zu N. N. anlanget/ ists wohl eine
wichtige sache/ und der HErr des weinbergs treulich anzuruffen/
daß er auch in diesem vornehmen theil und zu den wichtigen verrich-
tungen einen solchen mann ersehen und zeigen wolle/ welcher in seiner gnade
und liecht sein amt führe/ daß viele treue arbeiter aus solcher werckstätte aus-
gehen und aller orten viele frucht bringen mögen. Hiebey leugne ich nicht/
daß es sehr schwehr werde/ solche leute zu finden/ die dazu tüchtig sind/ und
bey denen eine gründliche und gnugsame erudition mit einem heiligen eiffer
vor GOttes ehre und also wahrer gottseligkeit vergesellschafftet wäre. Es

ist
J i i

ARTIC. I. SECTIO XII.
ger ſondern noch mehr gefahr nach ſich ziehen wuͤrde/ als bey jener weltlichen
profeſſion. Alſo muß ſie ja nicht gedencken/ daß ſie damit nun in eine le-
bens-art eintrete/ wobey es keine gefahr habe/ ſondern daß nur die art der ge-
fahr geaͤndert/ die groͤſſe aber derſelben wahrhafftig vermehret ſeye: nur daß
ſie bey ſolchem H. vorhaben und redlicher intention auch des goͤttlichen bey-
ſtandes ſich ſicherer getroͤſten und verſehen moͤge. Was alſo die pflichten al-
ler derer ſind/ die ſich dieſem ſtudio widmen/ die betreffen einen ſolchen men-
ſchen ſo vielmehr/ nachdem er mit mehrerem bedacht dazu tritt/ und nach un-
ſers Heylands rath Luc. 14. erſtlich die koſt wohl uͤberſchlagen ſolle/ ob ers
getraue auszufuͤhren: damit nicht/ wo er in dem H. ſtand ſich ſolches beruffs
nicht wuͤrdig bezeigte/ der in dem kauffmanns ſtand ſeine ſeele verliehren moͤ-
gen/ in dem andern noch ſchwehrer verdammet werde: wie er ſich dann verſi-
chern kan/ wo der ſatan ſihet/ daß er aus redlichem hertzen ihm aus den ſtri-
cken/ die er ihm in der handlung geſtellet/ zu entgehen trachtet/ daß er ihm auch
in dem andern vorhaben nicht weniger nachſtellen/ und etwa ſubtiler/ aber ge-
faͤhrlicher garn vorſpannen moͤchte/ denen er nicht anders als durch unablaͤſ-
ſigs gebet/ vorſichtiges wachen uͤber ſeine ſeele/ und fleiß eines heiligen wan-
dels/ in der krafft GOttes entgehen kan.

Der himmliſche Vater/ von deſſen geiſt ich dieſes vornehmen hergekom-
men zu ſeyn hoffen will/ ſtaͤrcke die perſon mehr und mehr in dem guten/ reini-
ge ihre abſicht von allem noch anklebenden fleiſchlichen nebens-abſehen/ und
heilige ihren verſtand und willen zu lebendiger erkaͤntnuͤß ſeines willens/ daß
auch dermahleins durch ſie und aus ſeinem ſchein in ihrem hertzen bey vielen
entſtehe die erleuchtung von der erkaͤntnuͤß der klahrheit GOttes in dem an-
geſicht JEſu Chriſti. Amen.

SECTIO XIII.
Schwehrigkeit tuͤchtige Profeſſores Theologiæ
zu beſtellen.

WAs die vacirende Theologiſche ſtelle zu N. N. anlanget/ iſts wohl eine
wichtige ſache/ und der HErr des weinbergs treulich anzuruffen/
daß er auch in dieſem vornehmen theil und zu den wichtigen verrich-
tungen einen ſolchen mann erſehen und zeigen wolle/ welcher in ſeiner gnade
und liecht ſein amt fuͤhre/ daß viele treue arbeiter aus ſolcher werckſtaͤtte aus-
gehen und aller orten viele frucht bringen moͤgen. Hiebey leugne ich nicht/
daß es ſehr ſchwehr werde/ ſolche leute zu finden/ die dazu tuͤchtig ſind/ und
bey denen eine gruͤndliche und gnugſame erudition mit einem heiligen eiffer
vor GOttes ehre und alſo wahrer gottſeligkeit vergeſellſchafftet waͤre. Es

iſt
J i i
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0449" n="433"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">ARTIC. I. <hi rendition="#g">SECTIO</hi> XII.</hi></hi></fw><lb/>
ger &#x017F;ondern noch mehr gefahr nach &#x017F;ich ziehen wu&#x0364;rde/ als bey jener weltlichen<lb/><hi rendition="#aq">profe&#x017F;&#x017F;ion.</hi> Al&#x017F;o muß &#x017F;ie ja nicht gedencken/ daß &#x017F;ie damit nun in eine le-<lb/>
bens-art eintrete/ wobey es keine gefahr habe/ &#x017F;ondern daß nur die art der ge-<lb/>
fahr gea&#x0364;ndert/ die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e aber der&#x017F;elben wahrhafftig vermehret &#x017F;eye: nur daß<lb/>
&#x017F;ie bey &#x017F;olchem H. vorhaben und redlicher <hi rendition="#aq">intention</hi> auch des go&#x0364;ttlichen bey-<lb/>
&#x017F;tandes &#x017F;ich &#x017F;icherer getro&#x0364;&#x017F;ten und ver&#x017F;ehen mo&#x0364;ge. Was al&#x017F;o die pflichten al-<lb/>
ler derer &#x017F;ind/ die &#x017F;ich die&#x017F;em <hi rendition="#aq">&#x017F;tudio</hi> widmen/ die betreffen einen &#x017F;olchen men-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;o vielmehr/ nachdem er mit mehrerem bedacht dazu tritt/ und nach un-<lb/>
&#x017F;ers Heylands rath <hi rendition="#fr">Luc.</hi> 14. er&#x017F;tlich die ko&#x017F;t wohl u&#x0364;ber&#x017F;chlagen &#x017F;olle/ ob ers<lb/>
getraue auszufu&#x0364;hren: damit nicht/ wo er in dem H. &#x017F;tand &#x017F;ich &#x017F;olches beruffs<lb/>
nicht wu&#x0364;rdig bezeigte/ der in dem kauffmanns &#x017F;tand &#x017F;eine &#x017F;eele verliehren mo&#x0364;-<lb/>
gen/ in dem andern noch &#x017F;chwehrer verdammet werde: wie er &#x017F;ich dann ver&#x017F;i-<lb/>
chern kan/ wo der &#x017F;atan &#x017F;ihet/ daß er aus redlichem hertzen ihm aus den &#x017F;tri-<lb/>
cken/ die er ihm in der handlung ge&#x017F;tellet/ zu entgehen trachtet/ daß er ihm auch<lb/>
in dem andern vorhaben nicht weniger nach&#x017F;tellen/ und etwa &#x017F;ubtiler/ aber ge-<lb/>
fa&#x0364;hrlicher garn vor&#x017F;pannen mo&#x0364;chte/ denen er nicht anders als durch unabla&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igs gebet/ vor&#x017F;ichtiges wachen u&#x0364;ber &#x017F;eine &#x017F;eele/ und fleiß eines heiligen wan-<lb/>
dels/ in der krafft GOttes entgehen kan.</p><lb/>
            <p>Der himmli&#x017F;che Vater/ von de&#x017F;&#x017F;en gei&#x017F;t ich die&#x017F;es vornehmen hergekom-<lb/>
men zu &#x017F;eyn hoffen will/ &#x017F;ta&#x0364;rcke die per&#x017F;on mehr und mehr in dem guten/ reini-<lb/>
ge ihre ab&#x017F;icht von allem noch anklebenden flei&#x017F;chlichen nebens-ab&#x017F;ehen/ und<lb/>
heilige ihren ver&#x017F;tand und willen zu lebendiger erka&#x0364;ntnu&#x0364;ß &#x017F;eines willens/ daß<lb/>
auch dermahleins durch &#x017F;ie und aus &#x017F;einem &#x017F;chein in ihrem hertzen bey vielen<lb/>
ent&#x017F;tehe die erleuchtung von der erka&#x0364;ntnu&#x0364;ß der klahrheit GOttes in dem an-<lb/>
ge&#x017F;icht JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti. Amen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO XIII.</hi></hi><lb/>
Schwehrigkeit tu&#x0364;chtige <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ores Theologiæ</hi><lb/>
zu be&#x017F;tellen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>As die vacirende Theologi&#x017F;che &#x017F;telle zu <hi rendition="#aq">N. N.</hi> anlanget/ i&#x017F;ts wohl eine<lb/>
wichtige &#x017F;ache/ und der HErr des weinbergs treulich anzuruffen/<lb/>
daß er auch in die&#x017F;em vornehmen theil und zu den wichtigen verrich-<lb/>
tungen einen &#x017F;olchen mann er&#x017F;ehen und zeigen wolle/ welcher in &#x017F;einer gnade<lb/>
und liecht &#x017F;ein amt fu&#x0364;hre/ daß viele treue arbeiter aus &#x017F;olcher werck&#x017F;ta&#x0364;tte aus-<lb/>
gehen und aller orten viele frucht bringen mo&#x0364;gen. Hiebey leugne ich nicht/<lb/>
daß es &#x017F;ehr &#x017F;chwehr werde/ &#x017F;olche leute zu finden/ die dazu tu&#x0364;chtig &#x017F;ind/ und<lb/>
bey denen eine gru&#x0364;ndliche und gnug&#x017F;ame <hi rendition="#aq">erudition</hi> mit einem heiligen eiffer<lb/>
vor GOttes ehre und al&#x017F;o wahrer gott&#x017F;eligkeit verge&#x017F;ell&#x017F;chafftet wa&#x0364;re. Es<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i i</fw><fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[433/0449] ARTIC. I. SECTIO XII. ger ſondern noch mehr gefahr nach ſich ziehen wuͤrde/ als bey jener weltlichen profeſſion. Alſo muß ſie ja nicht gedencken/ daß ſie damit nun in eine le- bens-art eintrete/ wobey es keine gefahr habe/ ſondern daß nur die art der ge- fahr geaͤndert/ die groͤſſe aber derſelben wahrhafftig vermehret ſeye: nur daß ſie bey ſolchem H. vorhaben und redlicher intention auch des goͤttlichen bey- ſtandes ſich ſicherer getroͤſten und verſehen moͤge. Was alſo die pflichten al- ler derer ſind/ die ſich dieſem ſtudio widmen/ die betreffen einen ſolchen men- ſchen ſo vielmehr/ nachdem er mit mehrerem bedacht dazu tritt/ und nach un- ſers Heylands rath Luc. 14. erſtlich die koſt wohl uͤberſchlagen ſolle/ ob ers getraue auszufuͤhren: damit nicht/ wo er in dem H. ſtand ſich ſolches beruffs nicht wuͤrdig bezeigte/ der in dem kauffmanns ſtand ſeine ſeele verliehren moͤ- gen/ in dem andern noch ſchwehrer verdammet werde: wie er ſich dann verſi- chern kan/ wo der ſatan ſihet/ daß er aus redlichem hertzen ihm aus den ſtri- cken/ die er ihm in der handlung geſtellet/ zu entgehen trachtet/ daß er ihm auch in dem andern vorhaben nicht weniger nachſtellen/ und etwa ſubtiler/ aber ge- faͤhrlicher garn vorſpannen moͤchte/ denen er nicht anders als durch unablaͤſ- ſigs gebet/ vorſichtiges wachen uͤber ſeine ſeele/ und fleiß eines heiligen wan- dels/ in der krafft GOttes entgehen kan. Der himmliſche Vater/ von deſſen geiſt ich dieſes vornehmen hergekom- men zu ſeyn hoffen will/ ſtaͤrcke die perſon mehr und mehr in dem guten/ reini- ge ihre abſicht von allem noch anklebenden fleiſchlichen nebens-abſehen/ und heilige ihren verſtand und willen zu lebendiger erkaͤntnuͤß ſeines willens/ daß auch dermahleins durch ſie und aus ſeinem ſchein in ihrem hertzen bey vielen entſtehe die erleuchtung von der erkaͤntnuͤß der klahrheit GOttes in dem an- geſicht JEſu Chriſti. Amen. SECTIO XIII. Schwehrigkeit tuͤchtige Profeſſores Theologiæ zu beſtellen. WAs die vacirende Theologiſche ſtelle zu N. N. anlanget/ iſts wohl eine wichtige ſache/ und der HErr des weinbergs treulich anzuruffen/ daß er auch in dieſem vornehmen theil und zu den wichtigen verrich- tungen einen ſolchen mann erſehen und zeigen wolle/ welcher in ſeiner gnade und liecht ſein amt fuͤhre/ daß viele treue arbeiter aus ſolcher werckſtaͤtte aus- gehen und aller orten viele frucht bringen moͤgen. Hiebey leugne ich nicht/ daß es ſehr ſchwehr werde/ ſolche leute zu finden/ die dazu tuͤchtig ſind/ und bey denen eine gruͤndliche und gnugſame erudition mit einem heiligen eiffer vor GOttes ehre und alſo wahrer gottſeligkeit vergeſellſchafftet waͤre. Es iſt J i i

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/449
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/449>, abgerufen am 03.12.2024.