Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das andere Capitel. SECTIO VII. Was bey dem Studio Theologiae academico er- fordert werde. JCh hätte wegen einrichtung der Studien nun einigen freundlichen rath ge-
Das andere Capitel. SECTIO VII. Was bey dem Studio Theologiæ academico er- fordert werde. JCh haͤtte wegen einrichtung der Studien nun einigen freundlichen rath ge-
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Das andere Capitel.
SECTIO VII.
Was bey dem Studio Theologiæ academico er-
fordert werde.
JCh haͤtte wegen einrichtung der Studien nun einigen freundlichen rath
zu geben/ es wird aber deſſen nicht noͤthig ſeyn/ alldieweil ſolcher am
bequemſten von den gegenwaͤrtigen H Hn. Profeſſoribus, ſonderlich an
welche denſelben gewieſen und recommendiret habe/ ſich erlangen laͤſſet/ die
am beſten wiſſen/ wozu jetzund bey ihnen die gelegenheit ſeye oder nicht. Wie
weit auch derſelbe in Philoſophicis bereits gekommen/ iſt mir nicht bekant/
insgemein gehet mein rath/ was dieſelbe anlangt/ dahin/ daß man ſich nach
dem richten muͤſſe/ wie weit jeder ſihet/ daß ihm ſeinen curſum academicum
zu extendiren oder zu contrahiren muͤglich/ oder von den ſeinigen anbefoh-
len iſt. Welche eine lange zeit vorhaben/ auff academien zuzubringen/ de-
nen mißrathe nicht ein proportionirtes theil ſolcher zeit auff ſolche materien
zu wenden/ indem alle partes Philoſophiæ, wo ſie recht eingeſehen werden/ ei-
nigen nutzen auch haben. Welchen aber eine kuͤrtzere friſt gegoͤnnet wird/ in
dero ſie ihren curſum endigen ſollen/ da rathe ich/ daß ſie ſich allein mit den
ſummis capitibus Philoſophiæ vergnuͤgen/ und die meiſte zeit/ ehe ſie ſich
gantz in die Theologie einlaſſen/ auff die heil. ſprachen wenden/ deroſelben
ſo maͤchtig zu ſeyn/ daß ſie die Heil. Schrifft in ihrem grund-text ohne andere
huͤlffe ſo bald im leſen zu verſtehen tuͤchtig ſeyen/ und das jenige aus den phi-
lologicis begreiffen/ was zu der hermenevtica ſacra dienlich. Wie ich dann
verſichert bin/ daß ein ſolcher/ deme es hieran nicht mangelt/ ſolte er auch von
unſrer gemeinen Philoſophia wenig wiſſen/ viel geſchickter iſt/ etwas gruͤnd-
liches in der Theologie zu præſtiren/ als der die ſchul-Philoſophie gantz inne
haͤtte/ und mangelte ihm an den ſubſidiis die Heil. Schrifft/ als unſer einiges
principium credendi und veræ Theologiæ, zu verſtehen. Wiewohl wenn
beyde Philoſophia und Philologia, zuſammen kommen/ dieſelbe einen ſo viel
geſchickter zu den kuͤnfftigen ſtudiis machen. Die Studia Theologica aber
ſelbs anlangend/ wolte ich jeglichem guten freund am liebſten rathen/ zum
erſten zwahr vermittels einiger collegiorum catecheticorum oder thetico-
rum die theſin ſelbs zimlich zu faſſen/ und ihm die gantze ideam der analogiæ
fidei erſtlich wol einzutrucken/ in ſolcher uͤbung aber allezeit am fleißigſten
dahin zu ſehen/ wie eine jede theſis aus den ſpruͤchen/ ſonderlich den dictis
claſſicis, zu erweiſen ſeye/ damit man jene nicht nur in die gedaͤchtniß faſſe/
ſondern auch den nervum argumentandi einnehme/ und bey jeder gelegen-
heit die lehr aus denſelben gruͤndlich darzuthun lerne. Wo nun dieſer grund
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