Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das erste Capitel. solte/ die wahrheit erst daraus zu finden/ sondern er würde den da befindli-chen sauerteig zur stärckung seines eigenen irrthums mißbrauchen. Wo nun aber diese grund-lehr des heils recht nach GOttes wort erkennet ist/ so wird Taulerus nicht nur uns in derselben stattlich an vielen orten bekräffti- gen/ sondern vornemlich die lehre von der heiligung und der rechten art der guten wercke uns so stattlich vorlegen/ daß wir uns des lesens nicht dörffen reuen lassen. Er lehret auch sehr herrlich die materie der prüfung unser selbs/ und wie wir in unsern grund gehen sollen; so dann von der gelassenheit/ wie man sich den göttlichen wirckungen darstellen/ sie nicht hindern/ sondern viel- mehr sich denselben in ihrer ordnung überlassen solle/ und was dergleichen mehr ist: Welches alles einem sonst geübten Christen solche lesung sonderlich recommendiren mag. Es wird auch dieselbe so viel nutzbarer seyn/ wo mit Taulero unser liebe Arndius, so sich seiner gern gebrauchet/ zu rath gezogen wird. SECTIO LXVIII. Vondenen so genannten Schwenckfeldern. WAs anlangt so wol Petrum als jetzigen überbringern Andream, so ha- we-
Das erſte Capitel. ſolte/ die wahrheit erſt daraus zu finden/ ſondern er wuͤrde den da befindli-chen ſauerteig zur ſtaͤrckung ſeines eigenen irrthums mißbrauchen. Wo nun aber dieſe grund-lehr des heils recht nach GOttes wort erkennet iſt/ ſo wird Taulerus nicht nur uns in derſelben ſtattlich an vielen orten bekraͤffti- gen/ ſondern vornemlich die lehre von der heiligung und der rechten art der guten wercke uns ſo ſtattlich vorlegen/ daß wir uns des leſens nicht doͤrffen reuen laſſen. Er lehret auch ſehr herrlich die materie der pruͤfung unſer ſelbs/ und wie wir in unſern grund gehen ſollen; ſo dann von der gelaſſenheit/ wie man ſich den goͤttlichen wirckungen darſtellen/ ſie nicht hindern/ ſondern viel- mehr ſich denſelben in ihrer ordnung uͤberlaſſen ſolle/ und was dergleichen mehr iſt: Welches alles einem ſonſt geuͤbten Chriſten ſolche leſung ſonderlich recommendiren mag. Es wird auch dieſelbe ſo viel nutzbarer ſeyn/ wo mit Taulero unſer liebe Arndius, ſo ſich ſeiner gern gebrauchet/ zu rath gezogen wird. SECTIO LXVIII. Vondenen ſo genannten Schwenckfeldern. WAs anlangt ſo wol Petrum als jetzigen uͤberbringern Andream, ſo ha- we-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0330" n="314"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das erſte Capitel.</hi></fw><lb/> ſolte/ die wahrheit erſt daraus zu finden/ ſondern er wuͤrde den da befindli-<lb/> chen ſauerteig zur ſtaͤrckung ſeines eigenen irrthums mißbrauchen. Wo<lb/> nun aber dieſe grund-lehr des heils recht nach GOttes wort erkennet iſt/ ſo<lb/> wird <hi rendition="#aq">Taulerus</hi> nicht nur uns in derſelben ſtattlich an vielen orten bekraͤffti-<lb/> gen/ ſondern vornemlich die lehre von der heiligung und der rechten art der<lb/> guten wercke uns ſo ſtattlich vorlegen/ daß wir uns des leſens nicht doͤrffen<lb/> reuen laſſen. Er lehret auch ſehr herrlich die materie der pruͤfung unſer ſelbs/<lb/> und wie wir in unſern grund gehen ſollen; ſo dann von der gelaſſenheit/ wie<lb/> man ſich den goͤttlichen wirckungen darſtellen/ ſie nicht hindern/ ſondern viel-<lb/> mehr ſich denſelben in ihrer ordnung uͤberlaſſen ſolle/ und was dergleichen<lb/> mehr iſt: Welches alles einem ſonſt geuͤbten Chriſten ſolche leſung ſonderlich<lb/><hi rendition="#aq">recommendi</hi>ren mag. Es wird auch dieſelbe ſo viel nutzbarer ſeyn/ wo mit<lb/><hi rendition="#aq">Taulero</hi> unſer liebe <hi rendition="#aq">Arndius,</hi> ſo ſich ſeiner gern gebrauchet/ zu rath gezogen<lb/> wird.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO LXVIII</hi>.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Vondenen ſo genannten Schwenckfeldern.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>As anlangt ſo wol <hi rendition="#aq">Petrum</hi> als jetzigen uͤberbringern <hi rendition="#aq">Andream,</hi> ſo ha-<lb/> be mit beyden/ ſonderlich dieſem hertzlich geredet von ihrer und ihrer<lb/> mitgenoſſen vereinigung mit unſrer Evangeliſchen kirchen: glaube<lb/> auch/ daß dieſer in einigem eine andere <hi rendition="#aq">impreſſion</hi> von derſelben mag bekom-<lb/> men haben/ als er vorher gehabt. Die vornehmſte hindernuͤß und abhal-<lb/> tung aber ſorge ich vornemlich/ nechſt der erziehung und alſo <hi rendition="#aq">præoccupation</hi><lb/> von der jugend/ welche auch bey den beſten gemuͤthern pfleget einen ſtaͤrcke-<lb/> rern eintruck/ als man glaubet/ zu haben/ dieſen zu ſeyn: daß ſie klagen/ vor<lb/> jahren von unſern predigern/ da dieſelbe noch mehr zu ſprechen gehabt ha-<lb/> ben/ hart verfolgt worden zu ſeyn/ auch gleiches gemuͤth noch bey den mei-<lb/> ſten fuͤrchten; daher ſie davor halten/ es muͤſſe nichts von Chriſti geiſt ſich<lb/> bey ihnen finden. Hiezu kommet/ daß ſie klagen/ ſie hoͤrten von der lehr der<lb/> rechtſchaffenen wiedergebuhrt und innern menſchen insgemein von den Lu-<lb/> theriſchen predigern weniges oder gar nichts/ ja welche noch dergleichen trie-<lb/> ben/ wuͤrden von den andern vor verdaͤchtig oder Schwenckfelder gehalten.<lb/> Es iſt eine fernere klage/ wo ſich jemand zu uns verfuͤgte/ ſo waͤre es bey den<lb/> predigern insgemein damit ausgemacht/ daß man nur zur predigt/ beicht<lb/> und abendmahl kaͤme/ auſſer dieſem bekuͤmmerten ſich dieſelbe um die zuhoͤrer<lb/> und dero innerlichen wachsthum wenig/ daher ſie wenig vortheil davon haͤt-<lb/> ten: und alſo lieber in derjenigen freyheit der gewiſſen blieben/ die ihnen<lb/> noch bißher GOtt gegoͤnnet haͤtte/ als ſich zu denjenigen verfuͤgten/ wo ſie<lb/> nach einmaliger zutretung zu denſelben allerley zu ſorgen haͤtten/ und doch<lb/> <fw place="bottom" type="catch">we-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [314/0330]
Das erſte Capitel.
ſolte/ die wahrheit erſt daraus zu finden/ ſondern er wuͤrde den da befindli-
chen ſauerteig zur ſtaͤrckung ſeines eigenen irrthums mißbrauchen. Wo
nun aber dieſe grund-lehr des heils recht nach GOttes wort erkennet iſt/ ſo
wird Taulerus nicht nur uns in derſelben ſtattlich an vielen orten bekraͤffti-
gen/ ſondern vornemlich die lehre von der heiligung und der rechten art der
guten wercke uns ſo ſtattlich vorlegen/ daß wir uns des leſens nicht doͤrffen
reuen laſſen. Er lehret auch ſehr herrlich die materie der pruͤfung unſer ſelbs/
und wie wir in unſern grund gehen ſollen; ſo dann von der gelaſſenheit/ wie
man ſich den goͤttlichen wirckungen darſtellen/ ſie nicht hindern/ ſondern viel-
mehr ſich denſelben in ihrer ordnung uͤberlaſſen ſolle/ und was dergleichen
mehr iſt: Welches alles einem ſonſt geuͤbten Chriſten ſolche leſung ſonderlich
recommendiren mag. Es wird auch dieſelbe ſo viel nutzbarer ſeyn/ wo mit
Taulero unſer liebe Arndius, ſo ſich ſeiner gern gebrauchet/ zu rath gezogen
wird.
SECTIO LXVIII.
Vondenen ſo genannten Schwenckfeldern.
WAs anlangt ſo wol Petrum als jetzigen uͤberbringern Andream, ſo ha-
be mit beyden/ ſonderlich dieſem hertzlich geredet von ihrer und ihrer
mitgenoſſen vereinigung mit unſrer Evangeliſchen kirchen: glaube
auch/ daß dieſer in einigem eine andere impreſſion von derſelben mag bekom-
men haben/ als er vorher gehabt. Die vornehmſte hindernuͤß und abhal-
tung aber ſorge ich vornemlich/ nechſt der erziehung und alſo præoccupation
von der jugend/ welche auch bey den beſten gemuͤthern pfleget einen ſtaͤrcke-
rern eintruck/ als man glaubet/ zu haben/ dieſen zu ſeyn: daß ſie klagen/ vor
jahren von unſern predigern/ da dieſelbe noch mehr zu ſprechen gehabt ha-
ben/ hart verfolgt worden zu ſeyn/ auch gleiches gemuͤth noch bey den mei-
ſten fuͤrchten; daher ſie davor halten/ es muͤſſe nichts von Chriſti geiſt ſich
bey ihnen finden. Hiezu kommet/ daß ſie klagen/ ſie hoͤrten von der lehr der
rechtſchaffenen wiedergebuhrt und innern menſchen insgemein von den Lu-
theriſchen predigern weniges oder gar nichts/ ja welche noch dergleichen trie-
ben/ wuͤrden von den andern vor verdaͤchtig oder Schwenckfelder gehalten.
Es iſt eine fernere klage/ wo ſich jemand zu uns verfuͤgte/ ſo waͤre es bey den
predigern insgemein damit ausgemacht/ daß man nur zur predigt/ beicht
und abendmahl kaͤme/ auſſer dieſem bekuͤmmerten ſich dieſelbe um die zuhoͤrer
und dero innerlichen wachsthum wenig/ daher ſie wenig vortheil davon haͤt-
ten: und alſo lieber in derjenigen freyheit der gewiſſen blieben/ die ihnen
noch bißher GOtt gegoͤnnet haͤtte/ als ſich zu denjenigen verfuͤgten/ wo ſie
nach einmaliger zutretung zu denſelben allerley zu ſorgen haͤtten/ und doch
we-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |