Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das erste Capitel. Aber L. 21. de civ. Dei c. 26. handelt er weitläufftig davon/ und fället unsdarinnen mehr zu. Jnsgesamt bekennet er/ wie Bellarminus den ort selbs anführet/ von diesem spruch: sententia plane ad intelligendum diffi- cilis. Aus dergleichen orten aber lassen sich je keine streitige glaubeus-ar- ticul erweisen. Von dem ort 2. Macc. 25. setze ich nichts weiters hinzu/ in dem bereits davon gehandelt. 5. Wie in der fünfften forderung/ daß wir die meß vor einen GOtt wolgefälligen dienst erkennen sollten/ der Jesuit selbs bekennet/ es seye solches eine nothwendige folge der vorigen sätze/ so fällt auch dieselbe von selbs hin/ da die vorige untüchtig befunden/ zusammt 6. der sechsten/ daß deßwegen die meß zu Straßburg anzurichten seye. Was darnach folget/ daß die protestirenden endlich accordiret haben/ 2. Daß allgemach auch vor die todte in der alten kirchen geopffert wor- 3. Wir werden mit unrecht beschuldigt/ ob hätten unsre bekenner eine 4. Wenn
Das erſte Capitel. Aber L. 21. de civ. Dei c. 26. handelt er weitlaͤufftig davon/ und faͤllet unsdarinnen mehr zu. Jnsgeſamt bekennet er/ wie Bellarminus den ort ſelbs anfuͤhret/ von dieſem ſpruch: ſententia plane ad intelligendum diffi- cilis. Aus dergleichen orten aber laſſen ſich je keine ſtreitige glaubeus-ar- ticul erweiſen. Von dem ort 2. Macc. 25. ſetze ich nichts weiters hinzu/ in dem bereits davon gehandelt. 5. Wie in der fuͤnfften forderung/ daß wir die meß vor einen GOtt wolgefaͤlligen dienſt erkennen ſollten/ der Jeſuit ſelbs bekennet/ es ſeye ſolches eine nothwendige folge der vorigen ſaͤtze/ ſo faͤllt auch dieſelbe von ſelbs hin/ da die vorige untuͤchtig befunden/ zuſammt 6. der ſechſten/ daß deßwegen die meß zu Straßburg anzurichten ſeye. Was darnach folget/ daß die proteſtirenden endlich accordiret haben/ 2. Daß allgemach auch vor die todte in der alten kirchen geopffert wor- 3. Wir werden mit unrecht beſchuldigt/ ob haͤtten unſre bekenner eine 4. Wenn
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Das erſte Capitel.
Aber L. 21. de civ. Dei c. 26. handelt er weitlaͤufftig davon/ und faͤllet uns
darinnen mehr zu. Jnsgeſamt bekennet er/ wie Bellarminus den ort
ſelbs anfuͤhret/ von dieſem ſpruch: ſententia plane ad intelligendum diffi-
cilis. Aus dergleichen orten aber laſſen ſich je keine ſtreitige glaubeus-ar-
ticul erweiſen. Von dem ort 2. Macc. 25. ſetze ich nichts weiters hinzu/
in dem bereits davon gehandelt. 5. Wie in der fuͤnfften forderung/ daß wir
die meß vor einen GOtt wolgefaͤlligen dienſt erkennen ſollten/ der
Jeſuit ſelbs bekennet/ es ſeye ſolches eine nothwendige folge der vorigen
ſaͤtze/ ſo faͤllt auch dieſelbe von ſelbs hin/ da die vorige untuͤchtig befunden/
zuſammt 6. der ſechſten/ daß deßwegen die meß zu Straßburg anzurichten
ſeye.
Was darnach folget/ daß die proteſtirenden endlich accordiret haben/
(von denen man aber begehren ſolte/ daß er ſie zeigte wer ſie ſeyen) iſt auch
bald abgelehnet 1. daß wir die meſſe oder das heil. Abendmal vor ein gedaͤcht-
nuͤß-opffer halten/ iſt wahr/ aber deßwegen iſts kein wahres eigentliches
opffer/ ſondern nur ein gedaͤchtnuͤß eines eigentlichen opffers. Daß auch
eine verſoͤhnung in dem heiligen Abendmal ſeye/ iſt auch wahr/ und von
uns nie gelaͤugnet/ in dem die vergebung der ſuͤnden darinnen ertheilet/ und
alſo der menſch mit GOtt verſoͤhnet wird. Falſch aber iſt/ daß ſolches ei-
gentlich dem opffer und nicht dem Sacrament zukomme: vielmehr iſt des
opffers art die vergebung zu wege zu bringen/ des Sacraments/ ſolches
zuzueignen.
2. Daß allgemach auch vor die todte in der alten kirchen geopffert wor-
den/ haben die unſrige nie gelaͤugnet/ aber gewieſen/ daß ſolcher mißbrauch/
wie andre auch/ allgemach eingeſchlichen/ und in der uraͤlteſten kirche nicht
geweſen ſeye.
3. Wir werden mit unrecht beſchuldigt/ ob haͤtten unſre bekenner eine
laͤſterung begangen/ daß den Papiſten auch beygemeſſen worden/ daß
Chriſtus nur vor die erbſuͤnde gelitten haͤtte/ ſo keiner nie gethan ha-
be. Denn ihr beruͤhmte ſchul-lehrer Thomas Aquinas T. 15. opuſc. de ve-
nerab. ſacr. alt. c. 1. ſchreibt austruͤcklich: Sicut corpus Domini ſemel ob-
latum eſt in cruce pro debito originali: ſic offertur jugiter pro quotidianis
noſtris delictis in altari. Wo wir zwahr die Papiſten nicht bloß dahin be-
ſchuldigen/ gleich wolten ſie gar nicht zugeben/ daß Chriſtus auch vor die
wuͤrckliche ſuͤnde gnug gethan/ ſondern wie andere Thomam ſelbs alſo er-
klaͤhren/ daß zur verſoͤhnung der erbſuͤnde nichts anders als der tod und opf-
fer Chriſti erfordert werde/ aber zu der gnugthuung vor die wuͤrckliche ſuͤn-
de werde auch das meß-opffer und menſchen wercke erfordert. Welches
auch allein die meinung des vorwurffs iſt/ welchen die unſrige dem gegen-
theil thun.
4. Wenn
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