Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das andere Capitel ge der personen bey der communion sich einfinden wolte/ wäre auch jeglichen be-sonders treulich zuzusprechen/ sich in der sache wohl zu prüfen/ in dem in einer unge- rechten sache fortfahrende keiner das heil. abendmahl würdig empfangen könte/ daher man sie hertzlich warne/ wo sie aber sich auff ihre gerechte sache/ wie sie sie davor halten/ beruffende dannoch solche geistliche güter verlangen würden/ sehe ich nicht/ wie ihnen dieselbe auff ihre gefahr nach dem der Prediger weder in die her- tzen sehen/ oder die boßheit darinnen wahrnehmen kan/ noch das urtheil über die rechtssache selbs sich zu nehmen hat/ versagt werden möchten. 2. Was die Begräbniß anlangt/ da der collator denjenigen/ so sterben 3. Solte sich aber unter dessen ehe die anordnung kommet/ ein solcher plötz- SECTIO
Das andere Capitel ge der perſonen bey der communion ſich einfinden wolte/ waͤre auch jeglichen be-ſonders treulich zuzuſprechen/ ſich in der ſache wohl zu pruͤfen/ in dem in einer unge- rechten ſache fortfahrende keiner das heil. abendmahl wuͤrdig empfangen koͤnte/ daher man ſie hertzlich warne/ wo ſie aber ſich auff ihre gerechte ſache/ wie ſie ſie davor halten/ beruffende dannoch ſolche geiſtliche guͤter verlangen wuͤrden/ ſehe ich nicht/ wie ihnen dieſelbe auff ihre gefahr nach dem der Prediger weder in die her- tzen ſehen/ oder die boßheit darinnen wahrnehmen kan/ noch das urtheil uͤber die rechtsſache ſelbs ſich zu nehmen hat/ verſagt werden moͤchten. 2. Was die Begraͤbniß anlangt/ da der collator denjenigen/ ſo ſterben 3. Solte ſich aber unter deſſen ehe die anordnung kommet/ ein ſolcher ploͤtz- SECTIO
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Das andere Capitel
ge der perſonen bey der communion ſich einfinden wolte/ waͤre auch jeglichen be-
ſonders treulich zuzuſprechen/ ſich in der ſache wohl zu pruͤfen/ in dem in einer unge-
rechten ſache fortfahrende keiner das heil. abendmahl wuͤrdig empfangen koͤnte/
daher man ſie hertzlich warne/ wo ſie aber ſich auff ihre gerechte ſache/ wie ſie ſie
davor halten/ beruffende dannoch ſolche geiſtliche guͤter verlangen wuͤrden/ ſehe ich
nicht/ wie ihnen dieſelbe auff ihre gefahr nach dem der Prediger weder in die her-
tzen ſehen/ oder die boßheit darinnen wahrnehmen kan/ noch das urtheil uͤber die
rechtsſache ſelbs ſich zu nehmen hat/ verſagt werden moͤchten.
2. Was die Begraͤbniß anlangt/ da der collator denjenigen/ ſo ſterben
mochten/ keine ehrliche beſtattung verſtatten will/ und dem herrn Pfarrer eine ſol-
che leiche zu begleiten/ oder eine leichenpredigt zu halten verboten: ſehe ich da aber-
mahl nicht/ wie ſolches in der gewalt des collatoris ſtehe/ nicht nur/ weil er in
eigener ſache die ſtraſſe nicht dictiren kan/ ſondern insgeſamt der Patronorum
(ob ſie wohl uͤm die begraͤbniſſen in der kirchen zu erſuchen ſind) recht ſich nicht ſo
weit erſtreckt/ uͤber dasjenige zu diſponiren/ wem eine ehrliche und Chriſtliche
begraͤbnis zu verſtatten oder nicht/ als welches zu dem jure Epiſcopali gehoͤret.
Deßwegen der herr Pfarrer foͤrderlichſt die ſache an das ober-amt zubringen/ und
daſelbſt ſich entſcheids zu erhohlen hat.
3. Solte ſich aber unter deſſen ehe die anordnung kommet/ ein ſolcher ploͤtz-
licher todesfall mit einer von dieſen in der ſtreitigkeit mit begriffenen perſonen vor-
gehen/ und ſonſten bey denſelben keine andre urſach/ warum er einer ehrlichen be-
graͤbnuͤß zuberauben waͤre/ ſich finden/ ſo hielte ich meines orts vor das rathſamſte/
der herr Pfarrer bliebe bey der regel/ in dem das verbot des collatoris in einer ſa-
che/ ſo nicht in ſeiner gewalt ſtehet/ nicht verbindet/ und thaͤte ſo viel an ihn iſt/
was ſonſten ſeines amts bey dergleichen ihres orts zu ſeyn pfleget? es waͤre den
ſache/ daß derſelbe daran gehindert worden/ durch diejenige/ ſo mit dabey zu con-
curriren haben/ und ſich das verbot des collatoris davon abhalten laſſen/ da
alsdenn derſelbe die verantwortung von ſich abgelehnet haͤtte/ und fernern erfolg/
wie ſolches beginnen des collatoris bey hoͤhern auffgenommen wuͤrde/ ruhig ab-
warten koͤnte. Dieſes waͤren meine gedancken und rath/ den deſſelben fernere
Chriſtliche uͤberlegung uͤberlaſſe/ und den Herrn anruffe/ er auch in dieſen ſtuͤck
die noͤthige weißheit verleihen/ hingegen alles aͤrgernuͤs und ſeelengefahr abwen-
den/ insgeſamt aber die ſache durch ſeine hertzen lenckende krafft dahin richten wol-
le/ daß einer ſeits keinen unterthan ungebuͤhrliche laſt auffgebuͤrdet/ andern ſeits
von denenſelben der ſchuldige gehorſam nicht verletzet/ noch das goͤttliche bild in den
obern auff einige weiſe verunehret werde/ ſondern gerechtigkeit und liebe der gan-
tzen ſache regel bleibe. 1688.
SECTIO
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