Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. VI. SECTIO XXI. nachdem ihm der HErr zu einer solchen herrschafft geführet/ die ihm in sei-nem amt alle mügliche hülffe leisten wird. Dabey er auch dieses noch er- wege/ weil bey beharrung auff bisheriger meinung nichts anders als die di- mission erfolgen kan/ so dann er an keinem eigenen ort mehrere freyheit als auch an diesem hoffen darff/ und also ohne dienst zeit lebens bleiben müsste/ wie in der stunde des todes und an jenem tage sichs verantworten lassen wür- de/ da nicht nur hiedurch aller gute anfang/ zu dem GOtt bey dieser gemeinde gnade gegeben/ mit ärgernüß niedergeschlagen/ sondern seine von oben ver- liehene gaben auff lebenszeit unfruchtbahr gemacht werden würden: Solte es nicht dermaleins heissen: Matth. 25/ 24. HERR ich wuste/ daß du ein harter mann bist etc. Gewißlich ich in solchem stande besorgte mich die- ses urtheils sehr. Der HERR regiere ihn also durch seinen Geist/ daß wir dasselbe nicht sorgen dörffen. Wie ich dann ihn demütigst anflehe/ und solches ferner thun werde/ daß er nicht nur insgesamt denselben im leben und amt mit seinem heiligen Geist zu vieler frucht regieren/ sondern auch sonderlich diese scrupel kräfftig aus seiner seelen reissen/ oder sie überwinden helffen/ hingegen seinen willen auch in diesen stücken wie zu gegenwärtiger zeit sein werck weißlich zu treiben seye/ erkennen lassen/ dazu aber aller guter freunde/ welche es mit demselben und der kirchen treulich meinen/ einrathen in seinen seelen kräfftig machen wollen/ damit also in seinem segen dessen dienst lange zeit an der gemeinde GOTTES viele früchten der ewigkeit bringe/ folg- lich er sich/ und die ihn hören/ selig mache. Besser weiß ichs nicht zu wünschen/ daher mit solchem wunsch der ewigen liebe GOttes treulich erlasse etc. 1690. SECTIO k k 3
ARTIC. VI. SECTIO XXI. nachdem ihm der HErr zu einer ſolchen herrſchafft gefuͤhret/ die ihm in ſei-nem amt alle muͤgliche huͤlffe leiſten wird. Dabey er auch dieſes noch er- wege/ weil bey beharrung auff bisheriger meinung nichts anders als die di- misſion erfolgen kan/ ſo dann er an keinem eigenen ort mehrere freyheit als auch an dieſem hoffen darff/ und alſo ohne dienſt zeit lebens bleiben muͤſſte/ wie in der ſtunde des todes und an jenem tage ſichs verantworten laſſen wuͤr- de/ da nicht nur hiedurch aller gute anfang/ zu dem GOtt bey dieſer gemeinde gnade gegeben/ mit aͤrgernuͤß niedergeſchlagen/ ſondern ſeine von oben ver- liehene gaben auff lebenszeit unfruchtbahr gemacht werden wuͤrden: Solte es nicht dermaleins heiſſen: Matth. 25/ 24. HERR ich wuſte/ daß du ein harter mann biſt ꝛc. Gewißlich ich in ſolchem ſtande beſorgte mich die- ſes urtheils ſehr. Der HERR regiere ihn alſo durch ſeinen Geiſt/ daß wir daſſelbe nicht ſorgen doͤrffen. Wie ich dann ihn demuͤtigſt anflehe/ und ſolches ferner thun werde/ daß er nicht nur insgeſamt denſelben im leben und amt mit ſeinem heiligen Geiſt zu vieler frucht regieren/ ſondern auch ſonderlich dieſe ſcrupel kraͤfftig aus ſeiner ſeelen reiſſen/ oder ſie uͤberwinden helffen/ hingegen ſeinen willen auch in dieſen ſtuͤcken wie zu gegenwaͤrtiger zeit ſein werck weißlich zu treiben ſeye/ erkennen laſſen/ dazu aber aller guter freunde/ welche es mit demſelben und der kirchen treulich meinen/ einrathen in ſeinen ſeelen kraͤfftig machen wollen/ damit alſo in ſeinem ſegen deſſen dienſt lange zeit an der gemeinde GOTTES viele fruͤchten der ewigkeit bringe/ folg- lich er ſich/ und die ihn hoͤren/ ſelig mache. Beſſer weiß ichs nicht zu wuͤnſchen/ daher mit ſolchem wunſch der ewigen liebe GOttes treulich erlaſſe ꝛc. 1690. SECTIO k k 3
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ARTIC. VI. SECTIO XXI.
nachdem ihm der HErr zu einer ſolchen herrſchafft gefuͤhret/ die ihm in ſei-
nem amt alle muͤgliche huͤlffe leiſten wird. Dabey er auch dieſes noch er-
wege/ weil bey beharrung auff bisheriger meinung nichts anders als die di-
misſion erfolgen kan/ ſo dann er an keinem eigenen ort mehrere freyheit als
auch an dieſem hoffen darff/ und alſo ohne dienſt zeit lebens bleiben muͤſſte/
wie in der ſtunde des todes und an jenem tage ſichs verantworten laſſen wuͤr-
de/ da nicht nur hiedurch aller gute anfang/ zu dem GOtt bey dieſer gemeinde
gnade gegeben/ mit aͤrgernuͤß niedergeſchlagen/ ſondern ſeine von oben ver-
liehene gaben auff lebenszeit unfruchtbahr gemacht werden wuͤrden: Solte es
nicht dermaleins heiſſen: Matth. 25/ 24. HERR ich wuſte/ daß du
ein harter mann biſt ꝛc. Gewißlich ich in ſolchem ſtande beſorgte mich die-
ſes urtheils ſehr. Der HERR regiere ihn alſo durch ſeinen Geiſt/ daß
wir daſſelbe nicht ſorgen doͤrffen. Wie ich dann ihn demuͤtigſt anflehe/
und ſolches ferner thun werde/ daß er nicht nur insgeſamt denſelben im leben
und amt mit ſeinem heiligen Geiſt zu vieler frucht regieren/ ſondern auch
ſonderlich dieſe ſcrupel kraͤfftig aus ſeiner ſeelen reiſſen/ oder ſie uͤberwinden
helffen/ hingegen ſeinen willen auch in dieſen ſtuͤcken wie zu gegenwaͤrtiger
zeit ſein werck weißlich zu treiben ſeye/ erkennen laſſen/ dazu aber aller guter
freunde/ welche es mit demſelben und der kirchen treulich meinen/ einrathen in
ſeinen ſeelen kraͤfftig machen wollen/ damit alſo in ſeinem ſegen deſſen dienſt
lange zeit an der gemeinde GOTTES viele fruͤchten der ewigkeit bringe/ folg-
lich er ſich/ und die ihn hoͤren/ ſelig mache. Beſſer weiß ichs nicht zu wuͤnſchen/
daher mit ſolchem wunſch der ewigen liebe GOttes treulich
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