Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

particularia zum schärffesten vmbstossen müs-
sen: NB. Mann findet daß sie sich auff die Fa-
beln vnnd auff die mit der tortur erpreßten con-
feßionen
zu viel fundiret: mann findet bey jh-
nen gar zu gestrenge resolutionen: Item daß es
den Richteren zu viel nachgeben: mann muß an
den Hexentantz zweiflen: oder auß Tannero be-
finden daß nit alles daran war seye: weil befind-
lich einkommen/ daß viel verblendung sich mit
eingemenget: die Indicia sein falsch/ oder son-
sten nicht ohne argwohn: haben kein genugsam
fundament &c. Wer sihet hie nit/ daß einer
grossen auffmerckunge mehr dann sonsten von
nöhten?

NB. Einred. Wenn ich einen approbierten
Scribenten hab/ den ich darvon liese/ waß dörfts
denn viel difficultirens? Es sagen ja die Theo-
logen,
wenn bey zwistigen sententien beyder-
seitig gute fundamenten seyen/ so könte mann
woll dem einen vnnd dem anderen auch glauben
vnd folgen/ ja woll gar von einer mehr gesicherten
meinung propter autoritatem alterius abtret-
ten: probabilität heissen sie auch da ein nit gerin-
ge motivaanhanget: autorität aber an diesem
ort restringieren sie auff eines mans Person/
welcher vortreflicher vnd berümter als andere etc. *

Antwort. 1. Die autorität allein kan die-
sem handell auß dem fundament vnnd zur ge-
nugsamen sichere nit helffen/ wenn die autores
des gegentheils meinung nit zur genüge wieder-

leget
* pag. 22.

particularia zum ſchaͤrffeſten vmbſtoſſen muͤſ-
ſen: NB. Mann findet daß ſie ſich auff die Fa-
beln vnnd auff die mit der tortur erpreßten con-
feßionen
zu viel fundiret: mann findet bey jh-
nen gar zu geſtrenge reſolutionen: Item daß es
den Richteren zu viel nachgeben: mann muß an
den Hexentantz zweiflen: oder auß Tannero be-
finden daß nit alles daran war ſeye: weil befind-
lich einkommen/ daß viel verblendung ſich mit
eingemenget: die Indicia ſein falſch/ oder ſon-
ſten nicht ohne argwohn: haben kein genugſam
fundament &c. Wer ſihet hie nit/ daß einer
groſſen auffmerckunge mehr dann ſonſten von
noͤhten?

NB. Einred. Wenn ich einen approbierten
Scribenten hab/ den ich darvon lieſe/ waß doͤrfts
denn viel difficultirens? Es ſagen ja die Theo-
logen,
wenn bey zwiſtigen ſententien beyder-
ſeitig gute fundamenten ſeyen/ ſo koͤnte mann
woll dem einen vnnd dem anderen auch glauben
vnd folgen/ ja woll gar von einer mehr geſicherten
meinung propter autoritatem alterius abtret-
ten: probabilitaͤt heiſſen ſie auch da ein nit gerin-
ge motivaanhanget: autoritaͤt aber an dieſem
ort reſtringieren ſie auff eines mans Perſon/
welcher vortreflicher vñ beruͤmter als andere ꝛc. *

Antwort. 1. Die autoritaͤt allein kan die-
ſem handell auß dem fundament vnnd zur ge-
nugſamen ſichere nit helffen/ wenn die autores
des gegentheils meinung nit zur genuͤge wieder-

leget
* pag. 22.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0038" n="18"/><hi rendition="#aq">particularia</hi> zum &#x017F;cha&#x0364;rffe&#x017F;ten vmb&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en: <hi rendition="#aq">NB.</hi> Mann findet daß &#x017F;ie &#x017F;ich auff die Fa-<lb/>
beln vnnd auff die mit der <hi rendition="#aq">tortur</hi> erpreßten <hi rendition="#aq">con-<lb/>
feßionen</hi> zu viel <hi rendition="#aq">fund</hi>iret: mann findet bey jh-<lb/>
nen gar zu ge&#x017F;trenge <hi rendition="#aq">re&#x017F;olutionen: Item</hi> daß es<lb/>
den Richteren zu viel nachgeben: mann muß an<lb/>
den Hexentantz zweiflen: oder auß <hi rendition="#aq">Tannero</hi> be-<lb/>
finden daß nit alles daran war &#x017F;eye: weil befind-<lb/>
lich einkommen/ daß viel verblendung &#x017F;ich mit<lb/>
eingemenget: die <hi rendition="#aq">Indicia</hi> &#x017F;ein fal&#x017F;ch/ oder &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;ten nicht ohne argwohn: haben kein genug&#x017F;am<lb/><hi rendition="#aq">fundament &amp;c.</hi> Wer &#x017F;ihet hie nit/ daß einer<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en auffmerckunge mehr dann &#x017F;on&#x017F;ten von<lb/>
no&#x0364;hten?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">NB.</hi> Einred. Wenn ich einen <hi rendition="#aq">approb</hi>ierten<lb/><hi rendition="#aq">Scribenten</hi> hab/ den ich darvon lie&#x017F;e/ waß do&#x0364;rfts<lb/>
denn viel <hi rendition="#aq">difficult</hi>irens? Es &#x017F;agen ja die <hi rendition="#aq">Theo-<lb/>
logen,</hi> wenn bey zwi&#x017F;tigen <hi rendition="#aq">&#x017F;ententien</hi> beyder-<lb/>
&#x017F;eitig gute <hi rendition="#aq">fundament</hi>en &#x017F;eyen/ &#x017F;o ko&#x0364;nte mann<lb/>
woll dem einen vnnd dem anderen auch glauben<lb/>
vnd folgen/ ja woll gar von einer mehr ge&#x017F;icherten<lb/>
meinung <hi rendition="#aq">propter autoritatem alterius</hi> abtret-<lb/>
ten: <hi rendition="#aq">probabilit</hi>a&#x0364;t hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie auch da ein nit gerin-<lb/>
ge <hi rendition="#aq">motiva</hi>anhanget: <hi rendition="#aq">autorit</hi>a&#x0364;t aber an die&#x017F;em<lb/>
ort <hi rendition="#aq">re&#x017F;tring</hi>ieren &#x017F;ie auff eines mans Per&#x017F;on/<lb/>
welcher vortreflicher vn&#x0303; beru&#x0364;mter als andere &#xA75B;c. <note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 22.</note></p><lb/>
          <p>Antwort. 1. Die <hi rendition="#aq">autorit</hi>a&#x0364;t allein kan die-<lb/>
&#x017F;em handell auß dem <hi rendition="#aq">fundament</hi> vnnd zur ge-<lb/>
nug&#x017F;amen &#x017F;ichere nit helffen/ wenn die <hi rendition="#aq">autores</hi><lb/>
des gegentheils meinung nit zur genu&#x0364;ge wieder-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">leget</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0038] particularia zum ſchaͤrffeſten vmbſtoſſen muͤſ- ſen: NB. Mann findet daß ſie ſich auff die Fa- beln vnnd auff die mit der tortur erpreßten con- feßionen zu viel fundiret: mann findet bey jh- nen gar zu geſtrenge reſolutionen: Item daß es den Richteren zu viel nachgeben: mann muß an den Hexentantz zweiflen: oder auß Tannero be- finden daß nit alles daran war ſeye: weil befind- lich einkommen/ daß viel verblendung ſich mit eingemenget: die Indicia ſein falſch/ oder ſon- ſten nicht ohne argwohn: haben kein genugſam fundament &c. Wer ſihet hie nit/ daß einer groſſen auffmerckunge mehr dann ſonſten von noͤhten? NB. Einred. Wenn ich einen approbierten Scribenten hab/ den ich darvon lieſe/ waß doͤrfts denn viel difficultirens? Es ſagen ja die Theo- logen, wenn bey zwiſtigen ſententien beyder- ſeitig gute fundamenten ſeyen/ ſo koͤnte mann woll dem einen vnnd dem anderen auch glauben vnd folgen/ ja woll gar von einer mehr geſicherten meinung propter autoritatem alterius abtret- ten: probabilitaͤt heiſſen ſie auch da ein nit gerin- ge motivaanhanget: autoritaͤt aber an dieſem ort reſtringieren ſie auff eines mans Perſon/ welcher vortreflicher vñ beruͤmter als andere ꝛc. * Antwort. 1. Die autoritaͤt allein kan die- ſem handell auß dem fundament vnnd zur ge- nugſamen ſichere nit helffen/ wenn die autores des gegentheils meinung nit zur genuͤge wieder- leget * pag. 22.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/38
Zitationshilfe: Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/38>, abgerufen am 27.11.2024.