Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

jhn auch fangen/ denn er hat mir helffen stehlen.
Hie sprichstu es sey dieses indicium nicht starck
genug.

Ein vberzeugete wahre Hexe/ sagt Sempro-
nia
ist auch ein Hexe: sie hat mit mir gehexet etc.
Da ruffstu ja sie soll mit fort.

Nun last sehen. Titia die wahre Hexe/ hat
sie nicht erger gelebt/ vnd gehandelt als ein Dieb?
ist sie nicht nur ein Weibsbildt? Ist nicht Titi-
us
ein Mann: ist er nicht respective besser als
ein Hex. Nun weiß mir auß deiner Dialectic
wie ich mich in diesen handell solle schicken: dann
jetzo will ich vngelehrte Richter fahren lassen.
Leichte ding leicht glauben: vnnd schwere ding
schwerlich glauben ist natürlich.

* Die 38. Streit-rede.
Von dem Satzspruch der Richter

ob man dann in verborgenen Criminal hän-
deln: da die beweißthumen schwer fallen/
nit ehender zu der tortur möge schreit-
ten: denn sonsten in an-
deren?

ANtwort: diese regull ist waar/ wann man
sie recht erkläret. 1. Ohne ein fast volle
probation (absque fere vel semiple-
na)
kan dieses nicht geschehen/ wie dro-
ben genug außgeführet worden. 2. wann aber
dergleichen vorhanden/ vnd der verhaffteten per-

son,
* pag. 259.

jhn auch fangen/ denn er hat mir helffen ſtehlen.
Hie ſprichſtu es ſey dieſes indicium nicht ſtarck
genug.

Ein vberzeugete wahre Hexe/ ſagt Sempro-
nia
iſt auch ein Hexe: ſie hat mit mir gehexet ꝛc.
Da ruffſtu ja ſie ſoll mit fort.

Nun laſt ſehen. Titia die wahre Hexe/ hat
ſie nicht erger gelebt/ vnd gehandelt als ein Dieb?
iſt ſie nicht nur ein Weibsbildt? Iſt nicht Titi-
us
ein Mann: iſt er nicht reſpectivè beſſer als
ein Hex. Nun weiß mir auß deiner Dialectic
wie ich mich in dieſen handell ſolle ſchicken: dann
jetzo will ich vngelehrte Richter fahren laſſen.
Leichte ding leicht glauben: vnnd ſchwere ding
ſchwerlich glauben iſt natuͤrlich.

* Die 38. Streit-rede.
Von dem Satzſpruch der Richter

ob man dann in verborgenen Criminal haͤn-
deln: da die beweißthumen ſchwer fallen/
nit ehender zu der tortur moͤge ſchreit-
ten: denn ſonſten in an-
deren?

ANtwort: dieſe regull iſt waar/ wann man
ſie recht erklaͤret. 1. Ohne ein faſt volle
probation (abſque ferè vel ſemiple-
na)
kan dieſes nicht geſchehen/ wie dro-
ben genug außgefuͤhret worden. 2. wann aber
dergleichen vorhanden/ vnd der verhaffteten per-

ſon,
* pag. 259.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0142" n="122"/>
jhn auch fangen/ denn er hat mir helffen &#x017F;tehlen.<lb/>
Hie &#x017F;prich&#x017F;tu es &#x017F;ey die&#x017F;es <hi rendition="#aq">indicium</hi> nicht &#x017F;tarck<lb/>
genug.</p><lb/>
          <p>Ein vberzeugete wahre Hexe/ &#x017F;agt <hi rendition="#aq">Sempro-<lb/>
nia</hi> i&#x017F;t auch ein Hexe: &#x017F;ie hat mit mir gehexet &#xA75B;c.<lb/>
Da ruff&#x017F;tu ja &#x017F;ie &#x017F;oll mit fort.</p><lb/>
          <p>Nun la&#x017F;t &#x017F;ehen. <hi rendition="#aq">Titia</hi> die wahre Hexe/ hat<lb/>
&#x017F;ie nicht erger gelebt/ vnd gehandelt als ein Dieb?<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;ie nicht nur ein Weibsbildt? I&#x017F;t nicht <hi rendition="#aq">Titi-<lb/>
us</hi> ein Mann: i&#x017F;t er nicht <hi rendition="#aq">re&#x017F;pectivè</hi> be&#x017F;&#x017F;er als<lb/>
ein Hex. Nun weiß mir auß deiner <hi rendition="#aq">Dialectic</hi><lb/>
wie ich mich in die&#x017F;en handell &#x017F;olle &#x017F;chicken: dann<lb/>
jetzo will ich vngelehrte Richter fahren la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Leichte ding leicht glauben: vnnd &#x017F;chwere ding<lb/>
&#x017F;chwerlich glauben i&#x017F;t natu&#x0364;rlich.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 259.</note><hi rendition="#b">Die 38. Streit-rede.<lb/>
Von dem Satz&#x017F;pruch der Richter</hi><lb/>
ob man dann in verborgenen <hi rendition="#aq">Criminal</hi> ha&#x0364;n-<lb/>
deln: da die beweißthumen &#x017F;chwer fallen/<lb/>
nit ehender zu der <hi rendition="#aq">tortur</hi> mo&#x0364;ge &#x017F;chreit-<lb/>
ten: denn &#x017F;on&#x017F;ten in an-<lb/>
deren?</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>Ntwort: die&#x017F;e regull i&#x017F;t waar/ wann man<lb/>
&#x017F;ie recht erkla&#x0364;ret. 1. Ohne ein fa&#x017F;t volle<lb/><hi rendition="#aq">probation (ab&#x017F;que ferè vel &#x017F;emiple-<lb/>
na)</hi> kan die&#x017F;es nicht ge&#x017F;chehen/ wie dro-<lb/>
ben genug außgefu&#x0364;hret worden. 2. wann aber<lb/>
dergleichen vorhanden/ vnd der verhaffteten <hi rendition="#aq">per-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">&#x017F;on,</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0142] jhn auch fangen/ denn er hat mir helffen ſtehlen. Hie ſprichſtu es ſey dieſes indicium nicht ſtarck genug. Ein vberzeugete wahre Hexe/ ſagt Sempro- nia iſt auch ein Hexe: ſie hat mit mir gehexet ꝛc. Da ruffſtu ja ſie ſoll mit fort. Nun laſt ſehen. Titia die wahre Hexe/ hat ſie nicht erger gelebt/ vnd gehandelt als ein Dieb? iſt ſie nicht nur ein Weibsbildt? Iſt nicht Titi- us ein Mann: iſt er nicht reſpectivè beſſer als ein Hex. Nun weiß mir auß deiner Dialectic wie ich mich in dieſen handell ſolle ſchicken: dann jetzo will ich vngelehrte Richter fahren laſſen. Leichte ding leicht glauben: vnnd ſchwere ding ſchwerlich glauben iſt natuͤrlich. * Die 38. Streit-rede. Von dem Satzſpruch der Richter ob man dann in verborgenen Criminal haͤn- deln: da die beweißthumen ſchwer fallen/ nit ehender zu der tortur moͤge ſchreit- ten: denn ſonſten in an- deren? ANtwort: dieſe regull iſt waar/ wann man ſie recht erklaͤret. 1. Ohne ein faſt volle probation (abſque ferè vel ſemiple- na) kan dieſes nicht geſchehen/ wie dro- ben genug außgefuͤhret worden. 2. wann aber dergleichen vorhanden/ vnd der verhaffteten per- ſon, * pag. 259.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/142
Zitationshilfe: Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/142>, abgerufen am 23.11.2024.