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Specht, Christian: Die von dem grossen Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubiläum der ewigen Vermählung ... aufgenommene Himmels Braut. Wolfenbüttel, 1704.

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cket auff tausenderley Mittel / wodurch sie das Geliebte sich feste ins Hertz eindrücken möge / und das thut die Liebe alsdenn zuvorderst / wenn sie das Geliebte entbehren muß / und denn erst erkannt hat / was sie an dem Geliebten verlohren. Das prächtige Castrum doloris, so Euer Hochgeliebtester Herr und Ehegemahl / wol aus recht danckbarer hertzinniglicher Liebe / mit grossen Kosten auffrichten lassen / das wird zwar viele Jahre in aller derer Gedächtniß bestehen / die es mit Augen angesehen / oder davon gehöret haben / wenn es gleich schon wird wieder abgebrochen seyn. Doch ist keine Grabstätte / kein Monument oder Grabmahl / wenn es auch der Artemisiae Mausoleum seyn solte; weder das prächtigste Begräbniß / welches der Käyser Honorius seinen beyden Gemahlinnen / so als Jungfrauen verstorben; noch das verwundersame Grab des Römers Metelli; oder das gewaltige Castrum doloris, so dem grossem Mogol sein Sohn Schach Selim hat auffrichten lassen / woran täglich dreytausend Menschen gearbeitet / und doch in ein und zwantzig Jahren nicht hat fertig werden können; oder auch sonsten alle von Mauer-Werck und Ertz auffgerichtete Pyramiden, Seulen / und Epitaphia, sind gar nicht von solchem Wehrt / daß dadurch Euer Ehren-Gedächtniß / so lange die Welt stehet / solte in würdiger Fülle vorgestellet werden: Denn alle solche kostbare Gedächtnissen sind endlich dennoch zerfallen / und zu nichte worden / oder werden noch zernichtet werden. Wodurch aber soll denn / preiß-würdigste grosse ELISABETH JULIANA, Euer allertheurestes Gedächtniß verewiget werden? Die alten reichen vornehmen Römer / wenn sie sahen / daß endlich alle Pyramiden zuletzt verfielen / so erdachten sie die Weise / ein oder mehr Lichter von dem vorhin genannten Asbestus oder Amiantus-Stein in Laternen / und folglich in ihre oder der Ihrigen Begräbniß mit setzen zu lassen. Solche Lampen / wie die Erfahrung hievon bezeuget / haben gebrannt nicht allein etliche hundert Jahr / sondern auch wol über anderthalb tausend Jahr. Wie denn unter der Regierung des Pabsts zu Rom Pauli III. etwan um die Zeit nach Ubergebung der Augspurgischen Confession, auff der bekannten Appianischen Strassen / da viele vornehme alte Römer ihre Begräbnissen gehabt / eine Grabstätte eröffnet worden / darinn man auff einer Marmelsteinern Taffel den noch gantzen Leib einer zarten Weibes-Person vorgefunden / welche noch fürtreff-

cket auff tausenderley Mittel / wodurch sie das Geliebte sich feste ins Hertz eindrücken möge / und das thut die Liebe alsdenn zuvorderst / wenn sie das Geliebte entbehren muß / und denn erst erkannt hat / was sie an dem Geliebten verlohren. Das prächtige Castrum doloris, so Euer Hochgeliebtester Herr und Ehegemahl / wol aus recht danckbarer hertzinniglicher Liebe / mit grossen Kosten auffrichten lassen / das wird zwar viele Jahre in aller derer Gedächtniß bestehen / die es mit Augen angesehen / oder davon gehöret haben / wenn es gleich schon wird wieder abgebrochen seyn. Doch ist keine Grabstätte / kein Monument oder Grabmahl / wenn es auch der Artemisiae Mausoleum seyn solte; weder das prächtigste Begräbniß / welches der Käyser Honorius seinen beyden Gemahlinnen / so als Jungfrauen verstorben; noch das verwundersame Grab des Römers Metelli; oder das gewaltige Castrum doloris, so dem grossem Mogol sein Sohn Schach Selim hat auffrichten lassen / woran täglich dreytausend Menschen gearbeitet / und doch in ein und zwantzig Jahren nicht hat fertig werden können; oder auch sonsten alle von Mauer-Werck und Ertz auffgerichtete Pyramiden, Seulen / und Epitaphia, sind gar nicht von solchem Wehrt / daß dadurch Euer Ehren-Gedächtniß / so lange die Welt stehet / solte in würdiger Fülle vorgestellet werden: Denn alle solche kostbare Gedächtnissen sind endlich dennoch zerfallen / und zu nichte worden / oder werden noch zernichtet werden. Wodurch aber soll denn / preiß-würdigste grosse ELISABETH JULIANA, Euer allertheurestes Gedächtniß verewiget werden? Die alten reichen vornehmen Römer / wenn sie sahen / daß endlich alle Pyramiden zuletzt verfielen / so erdachten sie die Weise / ein oder mehr Lichter von dem vorhin genannten Asbestus oder Amiantus-Stein in Laternen / und folglich in ihre oder der Ihrigen Begräbniß mit setzen zu lassen. Solche Lampen / wie die Erfahrung hievon bezeuget / haben gebrannt nicht allein etliche hundert Jahr / sondern auch wol über anderthalb tausend Jahr. Wie denn unter der Regierung des Pabsts zu Rom Pauli III. etwan um die Zeit nach Ubergebung der Augspurgischen Confession, auff der bekañten Appianischen Strassen / da viele vornehme alte Römer ihre Begräbnissen gehabt / eine Grabstätte eröffnet worden / dariñ man auff einer Marmelsteinern Taffel den noch gantzen Leib einer zarten Weibes-Person vorgefunden / welche noch fürtreff-

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                     zuvorderst / wenn sie das Geliebte entbehren muß / und denn erst erkannt hat /
                     was sie an dem Geliebten verlohren. Das prächtige Castrum doloris, so Euer
                     Hochgeliebtester Herr und Ehegemahl / wol aus recht danckbarer hertzinniglicher
                     Liebe / mit grossen Kosten auffrichten lassen / das wird zwar viele Jahre in
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                     gehöret haben / wenn es gleich schon wird wieder abgebrochen seyn. Doch ist
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                     Mausoleum seyn solte; weder das prächtigste Begräbniß / welches der Käyser
                     Honorius seinen beyden Gemahlinnen / so als Jungfrauen verstorben; noch das
                     verwundersame Grab des Römers Metelli; oder das gewaltige Castrum doloris, so
                     dem grossem Mogol sein Sohn Schach Selim hat auffrichten lassen / woran täglich
                     dreytausend Menschen gearbeitet / und doch in ein und zwantzig Jahren nicht hat
                     fertig werden können; oder auch sonsten alle von Mauer-Werck und Ertz
                     auffgerichtete Pyramiden, Seulen / und Epitaphia, sind gar nicht von solchem
                     Wehrt / daß dadurch Euer Ehren-Gedächtniß / so lange die Welt stehet / solte in
                     würdiger Fülle vorgestellet werden: Denn alle solche kostbare Gedächtnissen sind
                     endlich dennoch zerfallen / und zu nichte worden / oder werden noch zernichtet
                     werden. Wodurch aber soll denn / preiß-würdigste grosse ELISABETH JULIANA, Euer
                     allertheurestes Gedächtniß verewiget werden? Die alten reichen vornehmen Römer /
                     wenn sie sahen / daß endlich alle Pyramiden zuletzt verfielen / so erdachten sie
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[64/0068] cket auff tausenderley Mittel / wodurch sie das Geliebte sich feste ins Hertz eindrücken möge / und das thut die Liebe alsdenn zuvorderst / wenn sie das Geliebte entbehren muß / und denn erst erkannt hat / was sie an dem Geliebten verlohren. Das prächtige Castrum doloris, so Euer Hochgeliebtester Herr und Ehegemahl / wol aus recht danckbarer hertzinniglicher Liebe / mit grossen Kosten auffrichten lassen / das wird zwar viele Jahre in aller derer Gedächtniß bestehen / die es mit Augen angesehen / oder davon gehöret haben / wenn es gleich schon wird wieder abgebrochen seyn. Doch ist keine Grabstätte / kein Monument oder Grabmahl / wenn es auch der Artemisiae Mausoleum seyn solte; weder das prächtigste Begräbniß / welches der Käyser Honorius seinen beyden Gemahlinnen / so als Jungfrauen verstorben; noch das verwundersame Grab des Römers Metelli; oder das gewaltige Castrum doloris, so dem grossem Mogol sein Sohn Schach Selim hat auffrichten lassen / woran täglich dreytausend Menschen gearbeitet / und doch in ein und zwantzig Jahren nicht hat fertig werden können; oder auch sonsten alle von Mauer-Werck und Ertz auffgerichtete Pyramiden, Seulen / und Epitaphia, sind gar nicht von solchem Wehrt / daß dadurch Euer Ehren-Gedächtniß / so lange die Welt stehet / solte in würdiger Fülle vorgestellet werden: Denn alle solche kostbare Gedächtnissen sind endlich dennoch zerfallen / und zu nichte worden / oder werden noch zernichtet werden. Wodurch aber soll denn / preiß-würdigste grosse ELISABETH JULIANA, Euer allertheurestes Gedächtniß verewiget werden? Die alten reichen vornehmen Römer / wenn sie sahen / daß endlich alle Pyramiden zuletzt verfielen / so erdachten sie die Weise / ein oder mehr Lichter von dem vorhin genannten Asbestus oder Amiantus-Stein in Laternen / und folglich in ihre oder der Ihrigen Begräbniß mit setzen zu lassen. Solche Lampen / wie die Erfahrung hievon bezeuget / haben gebrannt nicht allein etliche hundert Jahr / sondern auch wol über anderthalb tausend Jahr. Wie denn unter der Regierung des Pabsts zu Rom Pauli III. etwan um die Zeit nach Ubergebung der Augspurgischen Confession, auff der bekañten Appianischen Strassen / da viele vornehme alte Römer ihre Begräbnissen gehabt / eine Grabstätte eröffnet worden / dariñ man auff einer Marmelsteinern Taffel den noch gantzen Leib einer zarten Weibes-Person vorgefunden / welche noch fürtreff-

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Zitationshilfe: Specht, Christian: Die von dem grossen Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubiläum der ewigen Vermählung ... aufgenommene Himmels Braut. Wolfenbüttel, 1704, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/specht_jubilaeum_1704/68>, abgerufen am 03.05.2024.