dem doch eines so ohnsinnig ist, als das andre. Exzellenz, ein Titel der in gewissen Staaten äußerst kostbar, in andern sehr gemein ist, und schon so viele politische Fehden veranlaßt hat, ist unteutsch, und würde eigentlich Jhro Vortrefflichkeit übersezt werden müssen. Aeußerst kindisch aber sind die Abschattungen, des Hochgebohrn, Hochwohlgebohrn, Wohl- gebohrn, Hoch-Edelgebohrn, Hoch-Edlen u. s. w. die die Menschen mit einer Aengst- lichkeit beobachten, über welche der Weise lächeln würde, wenn er nicht über diesen traurigen Beweiß der Entartung und Ent- nervung des Menschen trauren müßte. Die Römer und Griechen kannten diese Armsee- ligkeiten nicht.
Daß man edel seyn oder werden könne, daran wird niemand zweifeln. Daß man
dem doch eines ſo ohnſinnig iſt, als das andre. Exzellenz, ein Titel der in gewiſſen Staaten aͤußerſt koſtbar, in andern ſehr gemein iſt, und ſchon ſo viele politiſche Fehden veranlaßt hat, iſt unteutſch, und wuͤrde eigentlich Jhro Vortrefflichkeit uͤberſezt werden muͤſſen. Aeußerſt kindiſch aber ſind die Abſchattungen, des Hochgebohrn, Hochwohlgebohrn, Wohl- gebohrn, Hoch-Edelgebohrn, Hoch-Edlen u. ſ. w. die die Menſchen mit einer Aengſt- lichkeit beobachten, uͤber welche der Weiſe laͤcheln wuͤrde, wenn er nicht uͤber dieſen traurigen Beweiß der Entartung und Ent- nervung des Menſchen trauren muͤßte. Die Roͤmer und Griechen kannten dieſe Armſee- ligkeiten nicht.
Daß man edel ſeyn oder werden koͤnne, daran wird niemand zweifeln. Daß man
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0168"n="156"/>
dem doch eines ſo ohnſinnig iſt, als das andre.<lb/>
Exzellenz, ein Titel der in gewiſſen Staaten<lb/>
aͤußerſt koſtbar, in andern ſehr gemein iſt,<lb/>
und ſchon ſo viele politiſche Fehden veranlaßt<lb/>
hat, iſt unteutſch, und wuͤrde eigentlich <hirendition="#g">Jhro<lb/>
Vortrefflichkeit</hi> uͤberſezt werden muͤſſen.<lb/>
Aeußerſt kindiſch aber ſind die Abſchattungen,<lb/>
des Hochgebohrn, Hochwohlgebohrn, Wohl-<lb/>
gebohrn, Hoch-Edelgebohrn, Hoch-Edlen<lb/>
u. ſ. w. die die Menſchen mit einer Aengſt-<lb/>
lichkeit beobachten, uͤber welche der Weiſe<lb/>
laͤcheln wuͤrde, wenn er nicht uͤber dieſen<lb/>
traurigen Beweiß der Entartung und Ent-<lb/>
nervung des Menſchen trauren muͤßte. Die<lb/>
Roͤmer und Griechen kannten dieſe Armſee-<lb/>
ligkeiten nicht.</p><lb/><p>Daß man <hirendition="#g">edel</hi>ſeyn oder werden koͤnne,<lb/>
daran wird niemand zweifeln. Daß man<lb/></p></div></body></text></TEI>
[156/0168]
dem doch eines ſo ohnſinnig iſt, als das andre.
Exzellenz, ein Titel der in gewiſſen Staaten
aͤußerſt koſtbar, in andern ſehr gemein iſt,
und ſchon ſo viele politiſche Fehden veranlaßt
hat, iſt unteutſch, und wuͤrde eigentlich Jhro
Vortrefflichkeit uͤberſezt werden muͤſſen.
Aeußerſt kindiſch aber ſind die Abſchattungen,
des Hochgebohrn, Hochwohlgebohrn, Wohl-
gebohrn, Hoch-Edelgebohrn, Hoch-Edlen
u. ſ. w. die die Menſchen mit einer Aengſt-
lichkeit beobachten, uͤber welche der Weiſe
laͤcheln wuͤrde, wenn er nicht uͤber dieſen
traurigen Beweiß der Entartung und Ent-
nervung des Menſchen trauren muͤßte. Die
Roͤmer und Griechen kannten dieſe Armſee-
ligkeiten nicht.
Daß man edel ſeyn oder werden koͤnne,
daran wird niemand zweifeln. Daß man
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/168>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.