Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Von dem H. Altars-Sacrament. auch dieses heilige Sacrament in gewissen Um-ständen die tödtliche Sünden-Schuld wegneh- me, wenn einer unwissend im Stand der Tod- Sünd selbes empfienge, so er nur zuvor eine allgemeine Reu über alle seine Sünden ins- gemein erwecket. Also lehret der heilige Tho- mas 3. q. 79. Ar. 3. Endlichen beobachtet Innocentius, der Dritte dieses Nahmens, Rö- mischer Pabst L. 4. de Myst. Miss. daß das heilige Altars-Geheimnuß diesen Vorzug vor jenem auf dem Calvari-Berg habe, daß diß uns von der Dienstbarkeit der Sünd erlößt, jenes hingegen auch den Willen zu sündigen benehme. Sihe dann, was ein Gegen- Gifft, also zu reden, dieses heilige Sacrament wider das Ubel der Schuld seye. Aber auch nicht minder wider die Pein. Es hat uns der HErr in dem Vatter Unser befohlen, daß wir auf die Wort: Unser tägliches Brod gib uns heut/ alsbald hinzu setzen: Und vergib uns un- sere Schulden; damit wir verstehen, daß das heilige Sacrament zur nemlichen Zeit, da es den Geist ernährt, auch die Schuld auslösche, so wir der Göttlichen Gerechtigkeit ruckständig; wei- len durch jene Tugend-Ubung, so man bey der Niessung verrichtet, mehrer an der Straff abgezahlt wird, als durch jene, so man sonst ausüben wurde. Und dieses wegen der würck- lichen Gegenwart Christi, und durch die Krafft des heiligen Sacraments, welches auch, wie der geistliche Kirchen-Rath zu Trient redet, die
Von dem H. Altars-Sacrament. auch dieſes heilige Sacrament in gewiſſen Um-ſtänden die tödtliche Sünden-Schuld wegneh- me, wenn einer unwiſſend im Stand der Tod- Sünd ſelbes empfienge, ſo er nur zuvor eine allgemeine Reu über alle ſeine Sünden ins- gemein erwecket. Alſo lehret der heilige Tho- mas 3. q. 79. Ar. 3. Endlichen beobachtet Innocentius, der Dritte dieſes Nahmens, Rö- miſcher Pabſt L. 4. de Myſt. Miſſ. daß das heilige Altars-Geheimnuß dieſen Vorzug vor jenem auf dem Calvari-Berg habe, daß diß uns von der Dienſtbarkeit der Sünd erlößt, jenes hingegen auch den Willen zu ſündigen benehme. Sihe dann, was ein Gegen- Gifft, alſo zu reden, dieſes heilige Sacrament wider das Ubel der Schuld ſeye. Aber auch nicht minder wider die Pein. Es hat uns der HErr in dem Vatter Unſer befohlen, daß wir auf die Wort: Unſer tägliches Brod gib uns heut/ alsbald hinzu ſetzen: Und vergib uns un- ſere Schulden; damit wir verſtehen, daß das heilige Sacrament zur nemlichen Zeit, da es den Geiſt ernährt, auch die Schuld auslöſche, ſo wir der Göttlichen Gerechtigkeit ruckſtändig; wei- len durch jene Tugend-Ubung, ſo man bey der Nieſſung verrichtet, mehrer an der Straff abgezahlt wird, als durch jene, ſo man ſonſt ausüben wurde. Und dieſes wegen der würck- lichen Gegenwart Chriſti, und durch die Krafft des heiligen Sacraments, welches auch, wie der geiſtliche Kirchen-Rath zu Trient redet, die
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Von dem H. Altars-Sacrament.
auch dieſes heilige Sacrament in gewiſſen Um-
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me, wenn einer unwiſſend im Stand der Tod-
Sünd ſelbes empfienge, ſo er nur zuvor eine
allgemeine Reu über alle ſeine Sünden ins-
gemein erwecket. Alſo lehret der heilige Tho-
mas 3. q. 79. Ar. 3. Endlichen beobachtet
Innocentius, der Dritte dieſes Nahmens, Rö-
miſcher Pabſt L. 4. de Myſt. Miſſ. daß das
heilige Altars-Geheimnuß dieſen Vorzug vor
jenem auf dem Calvari-Berg habe, daß diß
uns von der Dienſtbarkeit der Sünd erlößt,
jenes hingegen auch den Willen zu ſündigen
benehme. Sihe dann, was ein Gegen-
Gifft, alſo zu reden, dieſes heilige Sacrament
wider das Ubel der Schuld ſeye. Aber auch
nicht minder wider die Pein. Es hat uns der
HErr in dem Vatter Unſer befohlen, daß wir
auf die Wort: Unſer tägliches Brod gib uns
heut/ alsbald hinzu ſetzen: Und vergib uns un-
ſere Schulden; damit wir verſtehen, daß das
heilige Sacrament zur nemlichen Zeit, da es den
Geiſt ernährt, auch die Schuld auslöſche, ſo wir
der Göttlichen Gerechtigkeit ruckſtändig; wei-
len durch jene Tugend-Ubung, ſo man bey der
Nieſſung verrichtet, mehrer an der Straff
abgezahlt wird, als durch jene, ſo man ſonſt
ausüben wurde. Und dieſes wegen der würck-
lichen Gegenwart Chriſti, und durch die Krafft
des heiligen Sacraments, welches auch, wie
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