Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Von dem H. Altars-Sacrament. nur ein Ding mit dir werden. Was ohnend-liche Liebe! welch ohnaussprechliche Güte ist die- se nicht! Auf solche Art vereiniget sich JEsus mit der Seel, so Ihne empfangt, wie das glü- ende Eysen mit dem Feuer; welches mehrer Feuer, als Eysen zu seyn scheinet. Er verinigt sich, wie ein eingeproftes Zweiglein mit dem wilden Stammen, deme es seine Lebens-Säffte mittheilt, und verschafft, daß süsse Früchten daraus hervor wachsen; massen JEsus mit jener Wunder-vollen Vereinigung mit uns sich vereiniget, wie eine Speis mit dem Leib, das ist, auf das vollkommniste, als es immer der gantzen Natur möglich ist; massen ja aus der Speiß, und dem Genüssenden nur eine Sach entspringt: Mein Fleisch ist wahrhaff- tig eine Speis/ und mein Blut wahrhafftig ein Getranck; wer isset dieses Fleisch/ und trincket mein Blut/ bleibt in mir/ und ich in Ihme. Zu deme vereinigte sich das Göttliche Wort in der Menschwerdung persöhnlich nur mit einer angenommen Menschheit; in diesem heiligen Wunder-Geheimnus aber mit jeder, so es empfangt. Also Chrysostomus; und dieses geschicht auf eine Geheimnus-volle Art. Dahero, wenn in der Menschwerdung jenes Joannis am 10. c. 10. v. wahr worden: Ich bin kommen, damit sie das Leben haben/ wird hier jenes erfühlet, was auf obige Wort gleich folget: und damit sie das Leben über- flüßiger haben. O wunderbarliche Vereini- gung! B 3
Von dem H. Altars-Sacrament. nur ein Ding mit dir werden. Was ohnend-liche Liebe! welch ohnausſprechliche Güte iſt die- ſe nicht! Auf ſolche Art vereiniget ſich JEſus mit der Seel, ſo Ihne empfangt, wie das glü- ende Eyſen mit dem Feuer; welches mehrer Feuer, als Eyſen zu ſeyn ſcheinet. Er verinigt ſich, wie ein eingeproftes Zweiglein mit dem wilden Stammen, deme es ſeine Lebens-Säffte mittheilt, und verſchafft, daß ſüſſe Früchten daraus hervor wachſen; maſſen JEſus mit jener Wunder-vollen Vereinigung mit uns ſich vereiniget, wie eine Speis mit dem Leib, das iſt, auf das vollkommniſte, als es immer der gantzen Natur möglich iſt; maſſen ja aus der Speiß, und dem Genüſſenden nur eine Sach entſpringt: Mein Fleiſch iſt wahrhaff- tig eine Speis/ und mein Blut wahrhafftig ein Getranck; wer iſſet dieſes Fleiſch/ und trincket mein Blut/ bleibt in mir/ und ich in Ihme. Zu deme vereinigte ſich das Göttliche Wort in der Menſchwerdung perſöhnlich nur mit einer angenommen Menſchheit; in dieſem heiligen Wunder-Geheimnus aber mit jeder, ſo es empfangt. Alſo Chryſoſtomus; und dieſes geſchicht auf eine Geheimnus-volle Art. Dahero, wenn in der Menſchwerdung jenes Joannis am 10. c. 10. v. wahr worden: Ich bin kommen, damit ſie das Leben haben/ wird hier jenes erfühlet, was auf obige Wort gleich folget: und damit ſie das Leben über- flüßiger haben. O wunderbarliche Vereini- gung! B 3
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Von dem H. Altars-Sacrament.
nur ein Ding mit dir werden. Was ohnend-
liche Liebe! welch ohnausſprechliche Güte iſt die-
ſe nicht! Auf ſolche Art vereiniget ſich JEſus
mit der Seel, ſo Ihne empfangt, wie das glü-
ende Eyſen mit dem Feuer; welches mehrer
Feuer, als Eyſen zu ſeyn ſcheinet. Er verinigt
ſich, wie ein eingeproftes Zweiglein mit dem
wilden Stammen, deme es ſeine Lebens-Säffte
mittheilt, und verſchafft, daß ſüſſe Früchten
daraus hervor wachſen; maſſen JEſus mit
jener Wunder-vollen Vereinigung mit uns
ſich vereiniget, wie eine Speis mit dem Leib,
das iſt, auf das vollkommniſte, als es immer
der gantzen Natur möglich iſt; maſſen ja aus
der Speiß, und dem Genüſſenden nur eine
Sach entſpringt: Mein Fleiſch iſt wahrhaff-
tig eine Speis/ und mein Blut wahrhafftig
ein Getranck; wer iſſet dieſes Fleiſch/ und
trincket mein Blut/ bleibt in mir/ und ich in
Ihme. Zu deme vereinigte ſich das Göttliche
Wort in der Menſchwerdung perſöhnlich nur
mit einer angenommen Menſchheit; in dieſem
heiligen Wunder-Geheimnus aber mit jeder,
ſo es empfangt. Alſo Chryſoſtomus; und
dieſes geſchicht auf eine Geheimnus-volle Art.
Dahero, wenn in der Menſchwerdung jenes
Joannis am 10. c. 10. v. wahr worden: Ich
bin kommen, damit ſie das Leben haben/
wird hier jenes erfühlet, was auf obige Wort
gleich folget: und damit ſie das Leben über-
flüßiger haben. O wunderbarliche Vereini-
gung!
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