Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Von dem H. Altars-Sacrament. Seelen - Speis unsere schwache Daüungs-Krafft Himmel-weit übersteigt, folgt nothwen- dig daraus, daß sie uns in sich verstalte. .. Aus all diesem nun müssen wir schliessen, daß die erstaunliche Wunder-Ding, so die Wun- der-und Geheimnus-volle Wandlungs-Wort auswürcken, unsern blöden Menschen-Verstand Himmel-weit übersteigen; sie seynd aber doch nicht wider die gesunde Vernufft, noch weniger über die ohnbegreiffliche Allmacht GOttes; welcher hoffentlich, als ein GOtt, auch wider die gewöhnliche Gesetz der Natur würcken kan. Endlichen müssen wir dieses Göttliche Wun- der-Geheimnus nicht nach unsern, so sehr be- trügenden Sinnen ein-und zurichten; sondern nach dem Glaubens-Licht ansehen, und einfäl- tighin glauben; dann, gleichwie ein Blind ge- bohrner weder von der Farb, noch Licht ur- theilen kan, also können die verborgniste Kir- chen-und Glaubens-Geheimnussen durch die so betrogen-als betrügende Sinn, als dem gering- sten Theil unserer Geist-Weesenheit, nicht ent- deckt werden; indeme sie unser vornehmster Theil, der geistreiche und geistliche Ver- stand nicht genug fassen kan. Zwey- T 4
Von dem H. Altars-Sacrament. Seelen – Speis unſere ſchwache Daüungs-Krafft Himmel-weit überſteigt, folgt nothwen- dig daraus, daß ſie uns in ſich verſtalte. .. Aus all dieſem nun müſſen wir ſchlieſſen, daß die erſtaunliche Wunder-Ding, ſo die Wun- der-und Geheimnus-volle Wandlungs-Wort auswürcken, unſern blöden Menſchen-Verſtand Himmel-weit überſteigen; ſie ſeynd aber doch nicht wider die geſunde Vernufft, noch weniger über die ohnbegreiffliche Allmacht GOttes; welcher hoffentlich, als ein GOtt, auch wider die gewöhnliche Geſetz der Natur würcken kan. Endlichen müſſen wir dieſes Göttliche Wun- der-Geheimnus nicht nach unſern, ſo ſehr be- trügenden Sinnen ein-und zurichten; ſondern nach dem Glaubens-Licht anſehen, und einfäl- tighin glauben; dann, gleichwie ein Blind ge- bohrner weder von der Farb, noch Licht ur- theilen kan, alſo können die verborgniſte Kir- chen-und Glaubens-Geheimnuſſen durch die ſo betrogen-als betrügende Sinn, als dem gering- ſten Theil unſerer Geiſt-Weeſenheit, nicht ent- deckt werden; indeme ſie unſer vornehmſter Theil, der geiſtreiche und geiſtliche Ver- ſtand nicht genug faſſen kan. Zwey- T 4
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Von dem H. Altars-Sacrament.
Seelen – Speis unſere ſchwache Daüungs-
Krafft Himmel-weit überſteigt, folgt nothwen-
dig daraus, daß ſie uns in ſich verſtalte. ..
Aus all dieſem nun müſſen wir ſchlieſſen, daß
die erſtaunliche Wunder-Ding, ſo die Wun-
der-und Geheimnus-volle Wandlungs-Wort
auswürcken, unſern blöden Menſchen-Verſtand
Himmel-weit überſteigen; ſie ſeynd aber doch
nicht wider die geſunde Vernufft, noch weniger
über die ohnbegreiffliche Allmacht GOttes;
welcher hoffentlich, als ein GOtt, auch wider
die gewöhnliche Geſetz der Natur würcken kan.
Endlichen müſſen wir dieſes Göttliche Wun-
der-Geheimnus nicht nach unſern, ſo ſehr be-
trügenden Sinnen ein-und zurichten; ſondern
nach dem Glaubens-Licht anſehen, und einfäl-
tighin glauben; dann, gleichwie ein Blind ge-
bohrner weder von der Farb, noch Licht ur-
theilen kan, alſo können die verborgniſte Kir-
chen-und Glaubens-Geheimnuſſen durch die ſo
betrogen-als betrügende Sinn, als dem gering-
ſten Theil unſerer Geiſt-Weeſenheit, nicht ent-
deckt werden; indeme ſie unſer vornehmſter
Theil, der geiſtreiche und geiſtliche Ver-
ſtand nicht genug faſſen kan.
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Zitationshilfe: | Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/332>, abgerufen am 22.07.2024. |