Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem H. Altars-Sacrament.
Verdienst und Würckung steigt aus dem
Haupt in dem Leib herab/ und geht auch
von da aus wieder zuruck; weilen sie niemahl
von eben derselben Persohn abweicht.
So
nun der ohnendliche Wehrt dieses Göttlichen
Opfers von Christo, und uns vollbracht wird,
können wir mit diesem ohnschätzbaren Schatz
GOtt ehren, unsern Pflichten und Schulden
genug thun, und uns mit ohnendlichen Ver-
diensten bereichen.

Löblich ist demnach jene Gewohnheit, welche
fromme Catholische an sich haben, alle Tag ei-
ne heilige Meß andächtig zu hören, und selbe
nicht unterlassen, wenn schon was vorfallet,
massen die heilige Meß das wichtigste Geschäfft
vor allen andern ist. Von Ferdinando Tal-
lavero,
ersten Ertz-Bischoffen von Granata
lesen wir, daß er einstens in seinen wichtigen
Geschäfften an dem Königlich-Spanischen Hof
zu Madrid von seinen Feinden deßwegen durch-
gelassen worden; weilen er alle Tag eine heili-
ge Meß gehört, nnd diß, wie sie sagten, zum
Nachtheil des gemeinen Weesens. Auf wel-
ches er klug geantwortet: Eben darum höre
ich alle Tag Meß, dardurch Stärcke, und Hülff
zu erlangen; damit ich in allen schweren Ge-
schäfften zurecht kommen möchte.

Wenn aber die Meß gar zu lang wurde,
was ist zu thun? Man muß alsdann so wenig
Ungedult zeigen, als bey langen Gesellschafften
Jagen, Schlitten-fahren, und seine Andacht

mit
S 2

Von dem H. Altars-Sacrament.
Verdienſt und Würckung ſteigt aus dem
Haupt in dem Leib herab/ und geht auch
von da aus wieder zuruck; weilen ſie niemahl
von eben derſelben Perſohn abweicht.
So
nun der ohnendliche Wehrt dieſes Göttlichen
Opfers von Chriſto, und uns vollbracht wird,
können wir mit dieſem ohnſchätzbaren Schatz
GOtt ehren, unſern Pflichten und Schulden
genug thun, und uns mit ohnendlichen Ver-
dienſten bereichen.

Löblich iſt demnach jene Gewohnheit, welche
fromme Catholiſche an ſich haben, alle Tag ei-
ne heilige Meß andächtig zu hören, und ſelbe
nicht unterlaſſen, wenn ſchon was vorfallet,
maſſen die heilige Meß das wichtigſte Geſchäfft
vor allen andern iſt. Von Ferdinando Tal-
lavero,
erſten Ertz-Biſchoffen von Granata
leſen wir, daß er einſtens in ſeinen wichtigen
Geſchäfften an dem Königlich-Spaniſchen Hof
zu Madrid von ſeinen Feinden deßwegen durch-
gelaſſen worden; weilen er alle Tag eine heili-
ge Meß gehört, nnd diß, wie ſie ſagten, zum
Nachtheil des gemeinen Weeſens. Auf wel-
ches er klug geantwortet: Eben darum höre
ich alle Tag Meß, dardurch Stärcke, und Hülff
zu erlangen; damit ich in allen ſchweren Ge-
ſchäfften zurecht kommen möchte.

Wenn aber die Meß gar zu lang wurde,
was iſt zu thun? Man muß alsdann ſo wenig
Ungedult zeigen, als bey langen Geſellſchafften
Jagen, Schlitten-fahren, und ſeine Andacht

mit
S 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0312" n="275"/><fw place="top" type="header">Von dem H. Altars-Sacrament.</fw><lb/><hi rendition="#fr">Verdien&#x017F;t und Würckung &#x017F;teigt aus dem<lb/>
Haupt in dem Leib herab/ und geht auch<lb/>
von da aus wieder zuruck; weilen &#x017F;ie niemahl<lb/>
von eben der&#x017F;elben Per&#x017F;ohn abweicht.</hi> So<lb/>
nun der ohnendliche Wehrt die&#x017F;es Göttlichen<lb/>
Opfers von Chri&#x017F;to, und uns vollbracht wird,<lb/>
können wir mit die&#x017F;em ohn&#x017F;chätzbaren Schatz<lb/>
GOtt ehren, un&#x017F;ern Pflichten und Schulden<lb/>
genug thun, und uns mit ohnendlichen Ver-<lb/>
dien&#x017F;ten bereichen.</p><lb/>
          <p>Löblich i&#x017F;t demnach jene Gewohnheit, welche<lb/>
fromme Catholi&#x017F;che an &#x017F;ich haben, alle Tag ei-<lb/>
ne heilige Meß andächtig zu hören, und &#x017F;elbe<lb/>
nicht unterla&#x017F;&#x017F;en, wenn &#x017F;chon was vorfallet,<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en die heilige Meß das wichtig&#x017F;te Ge&#x017F;chäfft<lb/>
vor allen andern i&#x017F;t. Von <hi rendition="#aq">Ferdinando Tal-<lb/>
lavero,</hi> er&#x017F;ten Ertz-Bi&#x017F;choffen von <hi rendition="#aq">Granata</hi><lb/>
le&#x017F;en wir, daß er ein&#x017F;tens in &#x017F;einen wichtigen<lb/>
Ge&#x017F;chäfften an dem Königlich-Spani&#x017F;chen Hof<lb/>
zu <hi rendition="#fr">Madrid</hi> von &#x017F;einen Feinden deßwegen durch-<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en worden; weilen er alle Tag eine heili-<lb/>
ge Meß gehört, nnd diß, wie &#x017F;ie &#x017F;agten, zum<lb/>
Nachtheil des gemeinen Wee&#x017F;ens. Auf wel-<lb/>
ches er klug geantwortet: Eben darum höre<lb/>
ich alle Tag Meß, dardurch Stärcke, und Hülff<lb/>
zu erlangen; damit ich in allen &#x017F;chweren Ge-<lb/>
&#x017F;chäfften zurecht kommen möchte.</p><lb/>
          <p>Wenn aber die Meß gar zu lang wurde,<lb/>
was i&#x017F;t zu thun? Man muß alsdann &#x017F;o wenig<lb/>
Ungedult zeigen, als bey langen Ge&#x017F;ell&#x017F;chafften<lb/>
Jagen, Schlitten-fahren, und &#x017F;eine Andacht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 2</fw><fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0312] Von dem H. Altars-Sacrament. Verdienſt und Würckung ſteigt aus dem Haupt in dem Leib herab/ und geht auch von da aus wieder zuruck; weilen ſie niemahl von eben derſelben Perſohn abweicht. So nun der ohnendliche Wehrt dieſes Göttlichen Opfers von Chriſto, und uns vollbracht wird, können wir mit dieſem ohnſchätzbaren Schatz GOtt ehren, unſern Pflichten und Schulden genug thun, und uns mit ohnendlichen Ver- dienſten bereichen. Löblich iſt demnach jene Gewohnheit, welche fromme Catholiſche an ſich haben, alle Tag ei- ne heilige Meß andächtig zu hören, und ſelbe nicht unterlaſſen, wenn ſchon was vorfallet, maſſen die heilige Meß das wichtigſte Geſchäfft vor allen andern iſt. Von Ferdinando Tal- lavero, erſten Ertz-Biſchoffen von Granata leſen wir, daß er einſtens in ſeinen wichtigen Geſchäfften an dem Königlich-Spaniſchen Hof zu Madrid von ſeinen Feinden deßwegen durch- gelaſſen worden; weilen er alle Tag eine heili- ge Meß gehört, nnd diß, wie ſie ſagten, zum Nachtheil des gemeinen Weeſens. Auf wel- ches er klug geantwortet: Eben darum höre ich alle Tag Meß, dardurch Stärcke, und Hülff zu erlangen; damit ich in allen ſchweren Ge- ſchäfften zurecht kommen möchte. Wenn aber die Meß gar zu lang wurde, was iſt zu thun? Man muß alsdann ſo wenig Ungedult zeigen, als bey langen Geſellſchafften Jagen, Schlitten-fahren, und ſeine Andacht mit S 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/312
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/312>, abgerufen am 22.11.2024.