Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Betrachtungen der-Wercken sein Wohlgefallen zeigt. Einsolches hat sich zugetragen zu Farcinetto, einem Dorf in Campagnien den 25. May 1608. In der Kirch der Ordens-Geistlichen des Heil. Be- nedicti stunde das Hochwürdige Gut unter ei- nem kostbaren Altar-Zierde, mit viel hundert Lichtern umgeben, ausgesetzt. Da geschahe, weiß nicht wie, daß was von Holtz die Lichter anzündete, so zu brinnen anfienge; ja, das Feuer nahme bald also überhand, daß nicht nur allein der reiche Kirchen-Schmuck, samt allem, was zugegen, sondern sogar das Getäf- fer in die Aschen gelegt worden; ohne, daß die fressende Flammen noch durch Fleiß, noch Kunst könnten gelöscht werden. Nur allein jenes, worunter der ausgesetzte Heyland stun- de, bliebe ohnverletzt, und, gleich, als erkleckte dieses Wunder noch nicht, hebte es sich von selbsten in die Höhe über die Flammen, und bliebe drey Täg also, zum Wunder des gantzen Volcks, so in zweymal hundert tausend Köpf- fen, so aus Franckreich, nicht nur allein Catho- lische, sondern auch Ketzer, welche sich nach- mahls bekehrt, befunden. Nach drey Tagen lase ein frommer Priester in dem verbrannten Ort die heilige Meß; nach dieser breittete er unter dem in der Lufft hangenden Hochwürdi- gen Gut eine reine Leinwad aus, auf welcher sonst das geseegnet- und verwandelte Opfer- Brod des Fronleichnams ruht; alsbald stiege die Monstrantz langsam herab. Endlichen kame
Betrachtungen der-Wercken ſein Wohlgefallen zeigt. Einſolches hat ſich zugetragen zu Farcinetto, einem Dorf in Campagnien den 25. May 1608. In der Kirch der Ordens-Geiſtlichen des Heil. Be- nedicti ſtunde das Hochwürdige Gut unter ei- nem koſtbaren Altar-Zierde, mit viel hundert Lichtern umgeben, ausgeſetzt. Da geſchahe, weiß nicht wie, daß was von Holtz die Lichter anzündete, ſo zu brinnen anfienge; ja, das Feuer nahme bald alſo überhand, daß nicht nur allein der reiche Kirchen-Schmuck, ſamt allem, was zugegen, ſondern ſogar das Getäf- fer in die Aſchen gelegt worden; ohne, daß die freſſende Flammen noch durch Fleiß, noch Kunſt könnten gelöſcht werden. Nur allein jenes, worunter der ausgeſetzte Heyland ſtun- de, bliebe ohnverletzt, und, gleich, als erkleckte dieſes Wunder noch nicht, hebte es ſich von ſelbſten in die Höhe über die Flammen, und bliebe drey Täg alſo, zum Wunder des gantzen Volcks, ſo in zweymal hundert tauſend Köpf- fen, ſo aus Franckreich, nicht nur allein Catho- liſche, ſondern auch Ketzer, welche ſich nach- mahls bekehrt, befunden. Nach drey Tagen laſe ein frommer Prieſter in dem verbrannten Ort die heilige Meß; nach dieſer breittete er unter dem in der Lufft hangenden Hochwürdi- gen Gut eine reine Leinwad aus, auf welcher ſonſt das geſeegnet- und verwandelte Opfer- Brod des Fronleichnams ruht; alsbald ſtiege die Monſtrantz langſam herab. Endlichen kame
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Betrachtungen
der-Wercken ſein Wohlgefallen zeigt. Ein
ſolches hat ſich zugetragen zu Farcinetto, einem
Dorf in Campagnien den 25. May 1608. In
der Kirch der Ordens-Geiſtlichen des Heil. Be-
nedicti ſtunde das Hochwürdige Gut unter ei-
nem koſtbaren Altar-Zierde, mit viel hundert
Lichtern umgeben, ausgeſetzt. Da geſchahe,
weiß nicht wie, daß was von Holtz die Lichter
anzündete, ſo zu brinnen anfienge; ja, das
Feuer nahme bald alſo überhand, daß nicht
nur allein der reiche Kirchen-Schmuck, ſamt
allem, was zugegen, ſondern ſogar das Getäf-
fer in die Aſchen gelegt worden; ohne, daß die
freſſende Flammen noch durch Fleiß, noch
Kunſt könnten gelöſcht werden. Nur allein
jenes, worunter der ausgeſetzte Heyland ſtun-
de, bliebe ohnverletzt, und, gleich, als erkleckte
dieſes Wunder noch nicht, hebte es ſich von
ſelbſten in die Höhe über die Flammen, und
bliebe drey Täg alſo, zum Wunder des gantzen
Volcks, ſo in zweymal hundert tauſend Köpf-
fen, ſo aus Franckreich, nicht nur allein Catho-
liſche, ſondern auch Ketzer, welche ſich nach-
mahls bekehrt, befunden. Nach drey Tagen
laſe ein frommer Prieſter in dem verbrannten
Ort die heilige Meß; nach dieſer breittete er
unter dem in der Lufft hangenden Hochwürdi-
gen Gut eine reine Leinwad aus, auf welcher
ſonſt das geſeegnet- und verwandelte Opfer-
Brod des Fronleichnams ruht; alsbald ſtiege
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Zitationshilfe: | Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/275>, abgerufen am 16.02.2025. |