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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen
heiliger Bischoff in Engelland, gienge einstens in
Begleitung vieler Geist- und Weltlichen nach
einem gewissen Eyland ab, so von GOtt mit
vielen Erscheinungen begnadiget ware, und die
Fremdlinge, so sich dahin begaben, erlangten
vom Himmel viele Gnaden. Die Schiffahrt
hielte wegen widrigen Winden, und Unge-
stümme des Meers länger an, als man An-
fangs glaubte. Es fiele indessen das heilige
Oster-Fest ein, an welchem dieser Bischoff gros-
ses Verlangen truge, die heilige Meß zu lesen,
und die Schiffende hegten grosse Begierd, sel-
be anzuhören. Allein sie kunten kein Ort fin-
den, ihrem heiligen Verlangen genug zu thun.
Da geschahe dann, daß sie von weitem was
sahen, so einer Insul ähnlich. Sie erfreuten
sich also, und schifften dahin. Als sie durch
glücklichen Wind daselbst ankamen, steigten sie
auf dem Schiff, packten die Priesterliche Meß-
Kleider aus, richteten einen Altar auf, und die
Geistliche sangen zur Meß Chor-weis. Der
heilige Bischoff ware auch schon in der Heil.
Meß bis auf das Vatter Unser gekommen, da
bewegte sich auf einmahl die vermeynte Insul.
Sie erkannten alsbald, daß es ein ohngeheu-
rer Wallfisch, so halb ober dem Wasser daher
schwamme. Sie erschracken, und einer Seits
stellten sie ihnen vor, daß sie eintweders ver-
sauffen, oder von diesem Ohngeheuer verschlun-
gen werden müssen. Allein der Heil. Bischoff
ware wohlgemuthet, und redete sie also an:

Jener

Betrachtungen
heiliger Biſchoff in Engelland, gienge einſtens in
Begleitung vieler Geiſt- und Weltlichen nach
einem gewiſſen Eyland ab, ſo von GOtt mit
vielen Erſcheinungen begnadiget ware, und die
Fremdlinge, ſo ſich dahin begaben, erlangten
vom Himmel viele Gnaden. Die Schiffahrt
hielte wegen widrigen Winden, und Unge-
ſtümme des Meers länger an, als man An-
fangs glaubte. Es fiele indeſſen das heilige
Oſter-Feſt ein, an welchem dieſer Biſchoff groſ-
ſes Verlangen truge, die heilige Meß zu leſen,
und die Schiffende hegten groſſe Begierd, ſel-
be anzuhören. Allein ſie kunten kein Ort fin-
den, ihrem heiligen Verlangen genug zu thun.
Da geſchahe dann, daß ſie von weitem was
ſahen, ſo einer Inſul ähnlich. Sie erfreuten
ſich alſo, und ſchifften dahin. Als ſie durch
glücklichen Wind daſelbſt ankamen, ſteigten ſie
auf dem Schiff, packten die Prieſterliche Meß-
Kleider aus, richteten einen Altar auf, und die
Geiſtliche ſangen zur Meß Chor-weis. Der
heilige Biſchoff ware auch ſchon in der Heil.
Meß bis auf das Vatter Unſer gekommen, da
bewegte ſich auf einmahl die vermeynte Inſul.
Sie erkannten alsbald, daß es ein ohngeheu-
rer Wallfiſch, ſo halb ober dem Waſſer daher
ſchwamme. Sie erſchracken, und einer Seits
ſtellten ſie ihnen vor, daß ſie eintweders ver-
ſauffen, oder von dieſem Ohngeheuer verſchlun-
gen werden müſſen. Allein der Heil. Biſchoff
ware wohlgemuthet, und redete ſie alſo an:

Jener
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[146/0183] Betrachtungen heiliger Biſchoff in Engelland, gienge einſtens in Begleitung vieler Geiſt- und Weltlichen nach einem gewiſſen Eyland ab, ſo von GOtt mit vielen Erſcheinungen begnadiget ware, und die Fremdlinge, ſo ſich dahin begaben, erlangten vom Himmel viele Gnaden. Die Schiffahrt hielte wegen widrigen Winden, und Unge- ſtümme des Meers länger an, als man An- fangs glaubte. Es fiele indeſſen das heilige Oſter-Feſt ein, an welchem dieſer Biſchoff groſ- ſes Verlangen truge, die heilige Meß zu leſen, und die Schiffende hegten groſſe Begierd, ſel- be anzuhören. Allein ſie kunten kein Ort fin- den, ihrem heiligen Verlangen genug zu thun. Da geſchahe dann, daß ſie von weitem was ſahen, ſo einer Inſul ähnlich. Sie erfreuten ſich alſo, und ſchifften dahin. Als ſie durch glücklichen Wind daſelbſt ankamen, ſteigten ſie auf dem Schiff, packten die Prieſterliche Meß- Kleider aus, richteten einen Altar auf, und die Geiſtliche ſangen zur Meß Chor-weis. Der heilige Biſchoff ware auch ſchon in der Heil. Meß bis auf das Vatter Unſer gekommen, da bewegte ſich auf einmahl die vermeynte Inſul. Sie erkannten alsbald, daß es ein ohngeheu- rer Wallfiſch, ſo halb ober dem Waſſer daher ſchwamme. Sie erſchracken, und einer Seits ſtellten ſie ihnen vor, daß ſie eintweders ver- ſauffen, oder von dieſem Ohngeheuer verſchlun- gen werden müſſen. Allein der Heil. Biſchoff ware wohlgemuthet, und redete ſie alſo an: Jener

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/183>, abgerufen am 21.11.2024.