Exempel. In Spanien erhöhen sogar die Fisch die Ehr des heiligen Sacraments.
In dem Königreich Valenza, gienge einstens der Pfarrer, einem Sterbenden die Gött- liche Weeg-Zehrung zu reichen, der sich in dem Dorf Almazera kranck befande, ab. Unter Weg mußte er einen Flüß paßiren, welcher eben an- sonst nicht Wasserreich, also zwar, daß er ihne öffters zu Fuß durchgegangen. Für dißmahl aber ware selber wegen häuffig einfallenden Regen angeloffen. Dessen ohnerachtet glaub- te der Priester, er wurde jedoch, wie sonsten, durchwatten können. Allein es gelunge ihme nicht; massen er Anfangs mit dem Fuß gewi- chen, nachmahls aber gar in das Wasser ge- fallen; die zwey heilige Hostien aber, so er bey sich verschlossen hatte, von dem Wasser wegge- rissen worden. Der Priester kame endlichen nach vieler Mühe an das Gestatt geschwom- men; als er solches erreicht, machte er sich auf das feste Erdreich hinaus, lauffte gantz naß in das nächste Dorf, erzehlte sein Unglück, und bittet die Leut, mit ihme an das Wasser hinaus zu gehen, und alles anzuwenden, das verlohr- ne Büchslein, darinnen die heilige Hostien, wieder zu bekommen. Das andächtige Volck lieffe Hauffen-weis hinaus; warffe viele Garn, und anders Fischer-Wesen in das Wasser: allein umsonst; bis endlichen das Büchslein
ober
Betrachtungen
Exempel. In Spanien erhöhen ſogar die Fiſch die Ehr des heiligen Sacraments.
In dem Königreich Valenza, gienge einſtens der Pfarrer, einem Sterbenden die Gött- liche Weeg-Zehrung zu reichen, der ſich in dem Dorf Almazera kranck befande, ab. Unter Weg mußte er einen Flüß paßiren, welcher eben an- ſonſt nicht Waſſerreich, alſo zwar, daß er ihne öffters zu Fuß durchgegangen. Für dißmahl aber ware ſelber wegen häuffig einfallenden Regen angeloffen. Deſſen ohnerachtet glaub- te der Prieſter, er wurde jedoch, wie ſonſten, durchwatten können. Allein es gelunge ihme nicht; maſſen er Anfangs mit dem Fuß gewi- chen, nachmahls aber gar in das Waſſer ge- fallen; die zwey heilige Hoſtien aber, ſo er bey ſich verſchloſſen hatte, von dem Waſſer wegge- riſſen worden. Der Prieſter kame endlichen nach vieler Mühe an das Geſtatt geſchwom- men; als er ſolches erreicht, machte er ſich auf das feſte Erdreich hinaus, lauffte gantz naß in das nächſte Dorf, erzehlte ſein Unglück, und bittet die Leut, mit ihme an das Waſſer hinaus zu gehen, und alles anzuwenden, das verlohr- ne Büchslein, darinnen die heilige Hoſtien, wieder zu bekommen. Das andächtige Volck lieffe Hauffen-weis hinaus; warffe viele Garn, und anders Fiſcher-Weſen in das Waſſer: allein umſonſt; bis endlichen das Büchslein
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Betrachtungen
Exempel.
In Spanien erhöhen ſogar die Fiſch
die Ehr des heiligen Sacraments.
In dem Königreich Valenza, gienge einſtens
der Pfarrer, einem Sterbenden die Gött-
liche Weeg-Zehrung zu reichen, der ſich in dem
Dorf Almazera kranck befande, ab. Unter Weg
mußte er einen Flüß paßiren, welcher eben an-
ſonſt nicht Waſſerreich, alſo zwar, daß er ihne
öffters zu Fuß durchgegangen. Für dißmahl
aber ware ſelber wegen häuffig einfallenden
Regen angeloffen. Deſſen ohnerachtet glaub-
te der Prieſter, er wurde jedoch, wie ſonſten,
durchwatten können. Allein es gelunge ihme
nicht; maſſen er Anfangs mit dem Fuß gewi-
chen, nachmahls aber gar in das Waſſer ge-
fallen; die zwey heilige Hoſtien aber, ſo er bey
ſich verſchloſſen hatte, von dem Waſſer wegge-
riſſen worden. Der Prieſter kame endlichen
nach vieler Mühe an das Geſtatt geſchwom-
men; als er ſolches erreicht, machte er ſich auf
das feſte Erdreich hinaus, lauffte gantz naß in
das nächſte Dorf, erzehlte ſein Unglück, und
bittet die Leut, mit ihme an das Waſſer hinaus
zu gehen, und alles anzuwenden, das verlohr-
ne Büchslein, darinnen die heilige Hoſtien,
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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/149>, abgerufen am 25.11.2024.
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