Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen
Exempel.
In Spanien erhöhen sogar die Fisch
die Ehr des heiligen Sacraments.

In dem Königreich Valenza, gienge einstens
der Pfarrer, einem Sterbenden die Gött-
liche Weeg-Zehrung zu reichen, der sich in dem
Dorf Almazera kranck befande, ab. Unter Weg
mußte er einen Flüß paßiren, welcher eben an-
sonst nicht Wasserreich, also zwar, daß er ihne
öffters zu Fuß durchgegangen. Für dißmahl
aber ware selber wegen häuffig einfallenden
Regen angeloffen. Dessen ohnerachtet glaub-
te der Priester, er wurde jedoch, wie sonsten,
durchwatten können. Allein es gelunge ihme
nicht; massen er Anfangs mit dem Fuß gewi-
chen, nachmahls aber gar in das Wasser ge-
fallen; die zwey heilige Hostien aber, so er bey
sich verschlossen hatte, von dem Wasser wegge-
rissen worden. Der Priester kame endlichen
nach vieler Mühe an das Gestatt geschwom-
men; als er solches erreicht, machte er sich auf
das feste Erdreich hinaus, lauffte gantz naß in
das nächste Dorf, erzehlte sein Unglück, und
bittet die Leut, mit ihme an das Wasser hinaus
zu gehen, und alles anzuwenden, das verlohr-
ne Büchslein, darinnen die heilige Hostien,
wieder zu bekommen. Das andächtige Volck
lieffe Hauffen-weis hinaus; warffe viele Garn,
und anders Fischer-Wesen in das Wasser:
allein umsonst; bis endlichen das Büchslein

ober
Betrachtungen
Exempel.
In Spanien erhöhen ſogar die Fiſch
die Ehr des heiligen Sacraments.

In dem Königreich Valenza, gienge einſtens
der Pfarrer, einem Sterbenden die Gött-
liche Weeg-Zehrung zu reichen, der ſich in dem
Dorf Almazera kranck befande, ab. Unter Weg
mußte er einen Flüß paßiren, welcher eben an-
ſonſt nicht Waſſerreich, alſo zwar, daß er ihne
öffters zu Fuß durchgegangen. Für dißmahl
aber ware ſelber wegen häuffig einfallenden
Regen angeloffen. Deſſen ohnerachtet glaub-
te der Prieſter, er wurde jedoch, wie ſonſten,
durchwatten können. Allein es gelunge ihme
nicht; maſſen er Anfangs mit dem Fuß gewi-
chen, nachmahls aber gar in das Waſſer ge-
fallen; die zwey heilige Hoſtien aber, ſo er bey
ſich verſchloſſen hatte, von dem Waſſer wegge-
riſſen worden. Der Prieſter kame endlichen
nach vieler Mühe an das Geſtatt geſchwom-
men; als er ſolches erreicht, machte er ſich auf
das feſte Erdreich hinaus, lauffte gantz naß in
das nächſte Dorf, erzehlte ſein Unglück, und
bittet die Leut, mit ihme an das Waſſer hinaus
zu gehen, und alles anzuwenden, das verlohr-
ne Büchslein, darinnen die heilige Hoſtien,
wieder zu bekommen. Das andächtige Volck
lieffe Hauffen-weis hinaus; warffe viele Garn,
und anders Fiſcher-Weſen in das Waſſer:
allein umſonſt; bis endlichen das Büchslein

ober
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0149" n="112"/>
          <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">Exempel.</hi><lb/>
In Spanien erhöhen &#x017F;ogar die Fi&#x017F;ch<lb/>
die Ehr des heiligen Sacraments.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">I</hi>n dem Königreich <hi rendition="#aq">Valenza,</hi> gienge ein&#x017F;tens<lb/>
der Pfarrer, einem Sterbenden die Gött-<lb/>
liche Weeg-Zehrung zu reichen, der &#x017F;ich in dem<lb/>
Dorf <hi rendition="#aq">Almazera</hi> kranck befande, ab. Unter Weg<lb/>
mußte er einen Flüß paßiren, welcher eben an-<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t nicht Wa&#x017F;&#x017F;erreich, al&#x017F;o zwar, daß er ihne<lb/>
öffters zu Fuß durchgegangen. Für dißmahl<lb/>
aber ware &#x017F;elber wegen häuffig einfallenden<lb/>
Regen angeloffen. De&#x017F;&#x017F;en ohnerachtet glaub-<lb/>
te der Prie&#x017F;ter, er wurde jedoch, wie &#x017F;on&#x017F;ten,<lb/>
durchwatten können. Allein es gelunge ihme<lb/>
nicht; ma&#x017F;&#x017F;en er Anfangs mit dem Fuß gewi-<lb/>
chen, nachmahls aber gar in das Wa&#x017F;&#x017F;er ge-<lb/>
fallen; die zwey heilige Ho&#x017F;tien aber, &#x017F;o er bey<lb/>
&#x017F;ich ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hatte, von dem Wa&#x017F;&#x017F;er wegge-<lb/>
ri&#x017F;&#x017F;en worden. Der Prie&#x017F;ter kame endlichen<lb/>
nach vieler Mühe an das Ge&#x017F;tatt ge&#x017F;chwom-<lb/>
men; als er &#x017F;olches erreicht, machte er &#x017F;ich auf<lb/>
das fe&#x017F;te Erdreich hinaus, lauffte gantz naß in<lb/>
das näch&#x017F;te Dorf, erzehlte &#x017F;ein Unglück, und<lb/>
bittet die Leut, mit ihme an das Wa&#x017F;&#x017F;er hinaus<lb/>
zu gehen, und alles anzuwenden, das verlohr-<lb/>
ne Büchslein, darinnen die heilige Ho&#x017F;tien,<lb/>
wieder zu bekommen. Das andächtige Volck<lb/>
lieffe Hauffen-weis hinaus; warffe viele Garn,<lb/>
und anders Fi&#x017F;cher-We&#x017F;en in das Wa&#x017F;&#x017F;er:<lb/>
allein um&#x017F;on&#x017F;t; bis endlichen das Büchslein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ober</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0149] Betrachtungen Exempel. In Spanien erhöhen ſogar die Fiſch die Ehr des heiligen Sacraments. In dem Königreich Valenza, gienge einſtens der Pfarrer, einem Sterbenden die Gött- liche Weeg-Zehrung zu reichen, der ſich in dem Dorf Almazera kranck befande, ab. Unter Weg mußte er einen Flüß paßiren, welcher eben an- ſonſt nicht Waſſerreich, alſo zwar, daß er ihne öffters zu Fuß durchgegangen. Für dißmahl aber ware ſelber wegen häuffig einfallenden Regen angeloffen. Deſſen ohnerachtet glaub- te der Prieſter, er wurde jedoch, wie ſonſten, durchwatten können. Allein es gelunge ihme nicht; maſſen er Anfangs mit dem Fuß gewi- chen, nachmahls aber gar in das Waſſer ge- fallen; die zwey heilige Hoſtien aber, ſo er bey ſich verſchloſſen hatte, von dem Waſſer wegge- riſſen worden. Der Prieſter kame endlichen nach vieler Mühe an das Geſtatt geſchwom- men; als er ſolches erreicht, machte er ſich auf das feſte Erdreich hinaus, lauffte gantz naß in das nächſte Dorf, erzehlte ſein Unglück, und bittet die Leut, mit ihme an das Waſſer hinaus zu gehen, und alles anzuwenden, das verlohr- ne Büchslein, darinnen die heilige Hoſtien, wieder zu bekommen. Das andächtige Volck lieffe Hauffen-weis hinaus; warffe viele Garn, und anders Fiſcher-Weſen in das Waſſer: allein umſonſt; bis endlichen das Büchslein ober

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/149
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/149>, abgerufen am 25.11.2024.