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Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig, 1900.

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grifflich entgegengesetzten Erkenntnisprinzipien wird die Einheit der
Dinge, unserem Erkennen ungreifbar scheinend und doch dessen Zu-
sammenhang begründend, für uns praktisch und lebendig.

Die hiermit bezeichneten Absichten und Methoden dürften kein
prinzipielles Recht beanspruchen, wenn sie nicht einer inhaltlichen
Mannigfaltigkeit philosophischer Grundüberzeugungen dienen könnten.
Die Anknüpfung der Einzelheiten und Oberflächlichkeiten des Lebens
an seine tiefsten und wesentlichsten Bewegungen und ihre Deutung
nach seinem Gesamtsinne kann sich auf dem Boden des Idealismus
wie des Realismus, der verstandesmässigen wie der willensmässigen,
einer absolutistischen wie einer relativistischen Interpretation des Seins
vollziehen. Dass die folgenden Untersuchungen sich auf einem dieser
Weltbilder, das ich für den angemessensten Ausdruck der gegenwärtigen
Wissensinhalte und Gefühlsrichtungen halte, unter entschiedenem Aus-
schluss des entgegengesetzten aufbauen, mag ihnen im schlimmsten
Fall die Rolle eines blossen Schulbeispiels lassen, das, wenn es sachlich
unzutreffend ist, seine methodische Bedeutung als Form künftiger
Richtigkeiten erst recht hervortreten lässt.


grifflich entgegengesetzten Erkenntnisprinzipien wird die Einheit der
Dinge, unserem Erkennen ungreifbar scheinend und doch dessen Zu-
sammenhang begründend, für uns praktisch und lebendig.

Die hiermit bezeichneten Absichten und Methoden dürften kein
prinzipielles Recht beanspruchen, wenn sie nicht einer inhaltlichen
Mannigfaltigkeit philosophischer Grundüberzeugungen dienen könnten.
Die Anknüpfung der Einzelheiten und Oberflächlichkeiten des Lebens
an seine tiefsten und wesentlichsten Bewegungen und ihre Deutung
nach seinem Gesamtsinne kann sich auf dem Boden des Idealismus
wie des Realismus, der verstandesmäſsigen wie der willensmäſsigen,
einer absolutistischen wie einer relativistischen Interpretation des Seins
vollziehen. Daſs die folgenden Untersuchungen sich auf einem dieser
Weltbilder, das ich für den angemessensten Ausdruck der gegenwärtigen
Wissensinhalte und Gefühlsrichtungen halte, unter entschiedenem Aus-
schluſs des entgegengesetzten aufbauen, mag ihnen im schlimmsten
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[XI/0019] grifflich entgegengesetzten Erkenntnisprinzipien wird die Einheit der Dinge, unserem Erkennen ungreifbar scheinend und doch dessen Zu- sammenhang begründend, für uns praktisch und lebendig. Die hiermit bezeichneten Absichten und Methoden dürften kein prinzipielles Recht beanspruchen, wenn sie nicht einer inhaltlichen Mannigfaltigkeit philosophischer Grundüberzeugungen dienen könnten. Die Anknüpfung der Einzelheiten und Oberflächlichkeiten des Lebens an seine tiefsten und wesentlichsten Bewegungen und ihre Deutung nach seinem Gesamtsinne kann sich auf dem Boden des Idealismus wie des Realismus, der verstandesmäſsigen wie der willensmäſsigen, einer absolutistischen wie einer relativistischen Interpretation des Seins vollziehen. Daſs die folgenden Untersuchungen sich auf einem dieser Weltbilder, das ich für den angemessensten Ausdruck der gegenwärtigen Wissensinhalte und Gefühlsrichtungen halte, unter entschiedenem Aus- schluſs des entgegengesetzten aufbauen, mag ihnen im schlimmsten Fall die Rolle eines bloſsen Schulbeispiels lassen, das, wenn es sachlich unzutreffend ist, seine methodische Bedeutung als Form künftiger Richtigkeiten erst recht hervortreten läſst.

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Zitationshilfe: Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig, 1900, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/simmel_geld_1900/19>, abgerufen am 23.04.2024.