Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Joh: Angeli erstes Buch
190. Die Gleichheit.
Jch weiß nicht was ich sol! Es ist mir alles Ein/
Orth/ Unorth/ Ewigkeit/ Zeit/ Nacht/ Tag/ Freud/
und Pein.
191. Wer GOtt sol schaun/ muß alles seyn.
Wer selbst nicht alles ist/ der ist noch zugeringe/
Daß er dich sehen sol Mein GOtt und alle Dinge.
192. Wer recht Vergöttet ist.
Mensch allererst wenn du bist alle Dinge worden/
So stehstu in dem Wort/ und in der Götter Orden.
193. Die Creatur ist recht in GOtt.
Die Creatur ist mehr in GOtte dann in Jhr:
Zerwird sie/ bleibt sie doch in Jhme für und für.
194. Was bistu gegen GOtt.
Mensch dünke dich nur nicht für GOtt mit werken viel/
Denn Aller Heiligen thun ist gegen GOtt ein spil.
195. Das Licht besteht im Feuer.
Das Licht gibt allem krafft: GOtt selber lebt im Lichte:
Doch/ wär' Er nicht das Feur/ so würd es bald zu nichte
196. Die geistliche Arch und s' Manna-
Krüeglein.
Mensch ist dein Hertze Gold/ und deine Seele rein/
So kanst auch du die Arch/ und s' Mannakrüglein seyn.
197. GOtt macht Vollkommen seyn.
Daß GOtt Allmächtig sey/ das glaubet jener nicht/
Der mir Vollkommenheit/ wie GOtt begehrt/ abspricht.
198. Das
Joh: Angeli erſtes Buch
190. Die Gleichheit.
Jch weiß nicht was ich ſol! Es iſt mir alles Ein/
Orth/ Unorth/ Ewigkeit/ Zeit/ Nacht/ Tag/ Freud/
und Pein.
191. Wer GOtt ſol ſchaun/ muß alles ſeyn.
Wer ſelbſt nicht alles iſt/ der iſt noch zugeringe/
Daß er dich ſehen ſol Mein GOtt und alle Dinge.
192. Wer recht Vergoͤttet iſt.
Menſch allererſt wenn du biſt alle Dinge worden/
So ſtehſtu in dem Wort/ und in der Goͤtter Orden.
193. Die Creatur iſt recht in GOtt.
Die Creatur iſt mehr in GOtte dann in Jhr:
Zerwird ſie/ bleibt ſie doch in Jhme fuͤr und fuͤr.
194. Was biſtu gegen GOtt.
Menſch duͤnke dich nur nicht fuͤr GOtt mit werken viel/
Denn Aller Heiligen thun iſt gegen GOtt ein ſpil.
195. Das Licht beſteht im Feuer.
Das Licht gibt allem krafft: GOtt ſelber lebt im Lichte:
Doch/ waͤr’ Er nicht das Feur/ ſo wuͤrd es bald zu nichte
196. Die geiſtliche Arch und s’ Manna-
Kruͤeglein.
Menſch iſt dein Hertze Gold/ und deine Seele rein/
So kanſt auch du die Arch/ und s’ Mannakruͤglein ſeyn.
197. GOtt macht Vollkommen ſeyn.
Daß GOtt Allmaͤchtig ſey/ das glaubet jener nicht/
Der mir Vollkommenheit/ wie GOtt begehrt/ abſpricht.
198. Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0052" n="46"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Joh: Angeli er&#x017F;tes Buch</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>190. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die Gleichheit.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Jch weiß nicht was ich &#x017F;ol! Es i&#x017F;t mir alles Ein/</l><lb/>
          <l>Orth/ Unorth/ Ewigkeit/ Zeit/ Nacht/ Tag/ Freud/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">und Pein.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>191. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wer GOtt &#x017F;ol &#x017F;chaun/ muß alles &#x017F;eyn.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Wer &#x017F;elb&#x017F;t nicht alles i&#x017F;t/ der i&#x017F;t noch zugeringe/</l><lb/>
          <l>Daß er dich &#x017F;ehen &#x017F;ol <hi rendition="#fr">Mein GOtt und alle Dinge.</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>192. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wer recht Vergo&#x0364;ttet i&#x017F;t.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Men&#x017F;ch allerer&#x017F;t wenn du bi&#x017F;t alle Dinge worden/</l><lb/>
          <l>So &#x017F;teh&#x017F;tu in dem <hi rendition="#fr">Wort</hi>/ und in der Go&#x0364;tter Orden.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>193. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die Creatur i&#x017F;t recht in GOtt.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die Creatur i&#x017F;t mehr in GOtte dann in Jhr:</l><lb/>
          <l>Zerwird &#x017F;ie/ bleibt &#x017F;ie doch in Jhme fu&#x0364;r und fu&#x0364;r.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>194. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Was bi&#x017F;tu gegen GOtt.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Men&#x017F;ch du&#x0364;nke dich nur nicht fu&#x0364;r GOtt mit werken viel/</l><lb/>
          <l>Denn Aller Heiligen thun i&#x017F;t gegen GOtt ein &#x017F;pil.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>195. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Das Licht be&#x017F;teht im Feuer.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Das Licht gibt allem krafft: GOtt &#x017F;elber lebt im Lichte:</l><lb/>
          <l>Doch/ wa&#x0364;r&#x2019; Er nicht das Feur/ &#x017F;o wu&#x0364;rd es bald zu nichte</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>196. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die gei&#x017F;tliche Arch und s&#x2019; Manna-<lb/>
Kru&#x0364;eglein.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Men&#x017F;ch i&#x017F;t dein Hertze Gold/ und deine Seele rein/</l><lb/>
          <l>So kan&#x017F;t auch du die Arch/ und s&#x2019; Mannakru&#x0364;glein &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>197. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">GOtt macht Vollkommen &#x017F;eyn.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Daß GOtt Allma&#x0364;chtig &#x017F;ey/ das glaubet jener nicht/</l><lb/>
          <l>Der mir Vollkommenheit/ wie GOtt begehrt/ ab&#x017F;pricht.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">198. <hi rendition="#fr">Das</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0052] Joh: Angeli erſtes Buch 190. Die Gleichheit. Jch weiß nicht was ich ſol! Es iſt mir alles Ein/ Orth/ Unorth/ Ewigkeit/ Zeit/ Nacht/ Tag/ Freud/ und Pein. 191. Wer GOtt ſol ſchaun/ muß alles ſeyn. Wer ſelbſt nicht alles iſt/ der iſt noch zugeringe/ Daß er dich ſehen ſol Mein GOtt und alle Dinge. 192. Wer recht Vergoͤttet iſt. Menſch allererſt wenn du biſt alle Dinge worden/ So ſtehſtu in dem Wort/ und in der Goͤtter Orden. 193. Die Creatur iſt recht in GOtt. Die Creatur iſt mehr in GOtte dann in Jhr: Zerwird ſie/ bleibt ſie doch in Jhme fuͤr und fuͤr. 194. Was biſtu gegen GOtt. Menſch duͤnke dich nur nicht fuͤr GOtt mit werken viel/ Denn Aller Heiligen thun iſt gegen GOtt ein ſpil. 195. Das Licht beſteht im Feuer. Das Licht gibt allem krafft: GOtt ſelber lebt im Lichte: Doch/ waͤr’ Er nicht das Feur/ ſo wuͤrd es bald zu nichte 196. Die geiſtliche Arch und s’ Manna- Kruͤeglein. Menſch iſt dein Hertze Gold/ und deine Seele rein/ So kanſt auch du die Arch/ und s’ Mannakruͤglein ſeyn. 197. GOtt macht Vollkommen ſeyn. Daß GOtt Allmaͤchtig ſey/ das glaubet jener nicht/ Der mir Vollkommenheit/ wie GOtt begehrt/ abſpricht. 198. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Werkes erschien 1657 unter… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T14:19:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat. (2013-08-21T14:19:32Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/52
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/52>, abgerufen am 23.11.2024.