Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Geistr. Sinn- und schlußr. 86. Jch bin so breit als GOtt. Jch bin so breit alß GOtt/ nichts ist in aller Welt/Das mich (O Wunder ding!) in sich umbschlossenhält. 87. Jm Ekstein liegt der Schatz. Was marterstu das ärtzt: der Ekstein ists allein/Jn dem Gesundheit/ Gold/ und/ alle Künste seyn. 88. Es ligt alls im Menschen. Wie mag dich doch O Mensch nach etwas thun Ver-langen/ Weil du in dir hälst GOtt und alle Ding' umbfangen? 89. Die Seel ist GOtte gleich. Weil meine Seel in GOtt steht ausser Zeit und Ort/So muß sie gleiche seyn dem Ort und Ewgen Wort. 90. Die Gottheit ist das grüne. Die GOttheit ist mein Safft: was auß mir grünt undblüht/ Das ist sein Heiliger Geist/ durch den der trib geschiht. 91. Man sol für alles danken. Mensch so du GOtt noch pflegst und diß und das zu-danken/ Bistu noch nicht versetzt auß deiner schwachheit schranke. 92. Wer gantz Vergöttet ist. Wer ist als wär' er nicht/ und wär' er nie geworden:Der ist (O seeligkeit!) zu lauter GOtte worden. 93. Jn sich hört man daß Wort. Wer in sich selber sitzt/ der höret GOttes Wort/(Vernein es wie du wilt) auch ohne Zeit und Ort. 94. Die B 6
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr. 86. Jch bin ſo breit als GOtt. Jch bin ſo breit alß GOtt/ nichts iſt in aller Welt/Das mich (O Wunder ding!) in ſich umbſchloſſenhaͤlt. 87. Jm Ekſtein liegt der Schatz. Was marterſtu das aͤrtzt: der Ekſtein iſts allein/Jn dem Geſundheit/ Gold/ und/ alle Kuͤnſte ſeyn. 88. Es ligt alls im Menſchen. Wie mag dich doch O Menſch nach etwas thun Ver-langen/ Weil du in dir haͤlſt GOtt und alle Ding’ umbfangen? 89. Die Seel iſt GOtte gleich. Weil meine Seel in GOtt ſteht auſſer Zeit und Ort/So muß ſie gleiche ſeyn dem Ort und Ewgen Wort. 90. Die Gottheit iſt das gruͤne. Die GOttheit iſt mein Safft: was auß mir gruͤnt undbluͤht/ Das iſt ſein Heiliger Geiſt/ durch den der trib geſchiht. 91. Man ſol fuͤr alles danken. Menſch ſo du GOtt noch pflegſt und diß und das zu-danken/ Biſtu noch nicht verſetzt auß deiner ſchwachheit ſchrankē. 92. Wer gantz Vergoͤttet iſt. Wer iſt als waͤr’ er nicht/ und waͤr’ er nie geworden:Der iſt (O ſeeligkeit!) zu lauter GOtte worden. 93. Jn ſich hoͤrt man daß Wort. Wer in ſich ſelber ſitzt/ der hoͤret GOttes Wort/(Vernein es wie du wilt) auch ohne Zeit und Ort. 94. Die B 6
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Geiſtr. Sinn-und ſchlußr.
86. Jch bin ſo breit als GOtt.
Jch bin ſo breit alß GOtt/ nichts iſt in aller Welt/
Das mich (O Wunder ding!) in ſich umbſchloſſenhaͤlt.
87. Jm Ekſtein liegt der Schatz.
Was marterſtu das aͤrtzt: der Ekſtein iſts allein/
Jn dem Geſundheit/ Gold/ und/ alle Kuͤnſte ſeyn.
88. Es ligt alls im Menſchen.
Wie mag dich doch O Menſch nach etwas thun Ver-
langen/
Weil du in dir haͤlſt GOtt und alle Ding’ umbfangen?
89. Die Seel iſt GOtte gleich.
Weil meine Seel in GOtt ſteht auſſer Zeit und Ort/
So muß ſie gleiche ſeyn dem Ort und Ewgen Wort.
90. Die Gottheit iſt das gruͤne.
Die GOttheit iſt mein Safft: was auß mir gruͤnt und
bluͤht/
Das iſt ſein Heiliger Geiſt/ durch den der trib geſchiht.
91. Man ſol fuͤr alles danken.
Menſch ſo du GOtt noch pflegſt und diß und das zu-
danken/
Biſtu noch nicht verſetzt auß deiner ſchwachheit ſchrankē.
92. Wer gantz Vergoͤttet iſt.
Wer iſt als waͤr’ er nicht/ und waͤr’ er nie geworden:
Der iſt (O ſeeligkeit!) zu lauter GOtte worden.
93. Jn ſich hoͤrt man daß Wort.
Wer in ſich ſelber ſitzt/ der hoͤret GOttes Wort/
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/39>, abgerufen am 16.07.2024. |