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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Geistr. Sinn- und schlußr.
11. Gott ist in mir/ und ich in Jhm.
GOtt ist in mir das Feur/ und ich in Jhm der schein:
Sind wir einander nicht gantz jnniglich gemein?
12. Man muß sich überschwenken.
Mensch wo du deinen Geist schwingst über Ort und Zeit/
So kanstu jeden blik seyn in der Ewigkeit.
13. Der Mensch ist Ewigkeit.
Jch selbst bin Ewigkeit/ wann ich die Zeit Verlasse/
Und mich in GOtt/ und GOtt in mich zusammen fasse.
14. Ein Christ so Reich als Gott.
Jch bin so Reich als GOtt/ es kan kein stäublein seyn/
Daß ich (Mensch glaube mir) mit Jhm nicht hab ge-
mein.
15. Die über-GOttheit.
Was man von GOtt gesagt/ das gnüget mir noch
nicht:
Die über-GOttheit ist mein Leben und mein Liecht.
16. Die Liebe zwinget GOtt.
(a) Wo GOtt mich über GOtt nicht solte wollen
bringen/
So will ich Jhn dazu mit blosser Liebe zwingen.
a. Vid. no. 7.
17. Ein Christ ist GOttes Sohn.
Jch auch bin GOttes Sohn/ ich sitz an seiner Hand:
Sein Geist/ sein Fleisch und Blut/ ist Jhm an mir be-
kandt.
18. Jch thue es GOtte gleich.
GOtt liebt mich über sich: Lieb ich Jhn über mich;
So geb ich Jhm sovil/ als Er mir gibt auß sich.
19. Das
B
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
11. Gott iſt in mir/ und ich in Jhm.
GOtt iſt in mir das Feur/ und ich in Jhm der ſchein:
Sind wir einander nicht gantz jnniglich gemein?
12. Man muß ſich uͤberſchwenken.
Menſch wo du deinen Geiſt ſchwingſt uͤber Ort un̄ Zeit/
So kanſtu jeden blik ſeyn in der Ewigkeit.
13. Der Menſch iſt Ewigkeit.
Jch ſelbſt bin Ewigkeit/ wann ich die Zeit Verlaſſe/
Und mich in GOtt/ und GOtt in mich zuſammen faſſe.
14. Ein Chriſt ſo Reich als Gott.
Jch bin ſo Reich als GOtt/ es kan kein ſtaͤublein ſeyn/
Daß ich (Menſch glaube mir) mit Jhm nicht hab ge-
mein.
15. Die uͤber-GOttheit.
Was man von GOtt geſagt/ das gnuͤget mir noch
nicht:
Die uͤber-GOttheit iſt mein Leben und mein Liecht.
16. Die Liebe zwinget GOtt.
(a) Wo GOtt mich uͤber GOtt nicht ſolte wollen
bringen/
So will ich Jhn dazu mit bloſſer Liebe zwingen.
a. Vid. no. 7.
17. Ein Chriſt iſt GOttes Sohn.
Jch auch bin GOttes Sohn/ ich ſitz an ſeiner Hand:
Sein Geiſt/ ſein Fleiſch und Blut/ iſt Jhm an mir be-
kandt.
18. Jch thue es GOtte gleich.
GOtt liebt mich uͤber ſich: Lieb ich Jhn uͤber mich;
So geb ich Jhm ſovil/ als Er mir gibt auß ſich.
19. Das
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[23/0029] Geiſtr. Sinn- und ſchlußr. 11. Gott iſt in mir/ und ich in Jhm. GOtt iſt in mir das Feur/ und ich in Jhm der ſchein: Sind wir einander nicht gantz jnniglich gemein? 12. Man muß ſich uͤberſchwenken. Menſch wo du deinen Geiſt ſchwingſt uͤber Ort un̄ Zeit/ So kanſtu jeden blik ſeyn in der Ewigkeit. 13. Der Menſch iſt Ewigkeit. Jch ſelbſt bin Ewigkeit/ wann ich die Zeit Verlaſſe/ Und mich in GOtt/ und GOtt in mich zuſammen faſſe. 14. Ein Chriſt ſo Reich als Gott. Jch bin ſo Reich als GOtt/ es kan kein ſtaͤublein ſeyn/ Daß ich (Menſch glaube mir) mit Jhm nicht hab ge- mein. 15. Die uͤber-GOttheit. Was man von GOtt geſagt/ das gnuͤget mir noch nicht: Die uͤber-GOttheit iſt mein Leben und mein Liecht. 16. Die Liebe zwinget GOtt. ⁽a⁾ Wo GOtt mich uͤber GOtt nicht ſolte wollen bringen/ So will ich Jhn dazu mit bloſſer Liebe zwingen. a. Vid. no. 7. 17. Ein Chriſt iſt GOttes Sohn. Jch auch bin GOttes Sohn/ ich ſitz an ſeiner Hand: Sein Geiſt/ ſein Fleiſch und Blut/ iſt Jhm an mir be- kandt. 18. Jch thue es GOtte gleich. GOtt liebt mich uͤber ſich: Lieb ich Jhn uͤber mich; So geb ich Jhm ſovil/ als Er mir gibt auß ſich. 19. Das B

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/29>, abgerufen am 28.03.2024.