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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Johannis Angeli Silesij
Erstes Buch
Geistreicher Sinn- und Schluß-
Reimen.
1. Was fein ist das besteht.
Rein wie das feinste Gold/ steiff wie ein Felsenstein/
Gantz lauter wie Cristall/ sol dein Gemüthe seyn.
2. Die Ewige Ruhestädt.
Es mag ein anderre sich umb sein Begräbniß kränken/
Und seinen Madensak mit stoltzem Bau bedänken.
Jch Sorge nicht dafür: Mein Grab/ mein Felß und
Jn dem ich ewig Ruh/ so[l]'s Hertze JEsu seyn. (schrein.
3. GOtt kan allein vergnügen.
Weg weg jhr Seraphim jhr könt mich nicht erquikken:
Weg weg jhr Engel all; und was an euch thut bikken:
Jch wil nun eurer nicht; ich werffe mich allein/
Jns ungeschaffne Meer der blossen GOttheit ein.
4. Man muß gantz Göttlich seyn.
HErr es genügt mir nicht/ daß ich dir Englisch diene/
Und in Vollkommenheit der Götter für dir Grüne:
Es ist mir vil zuschlecht/ und meinem Geist zu klein:
Wer Dir recht dienen wil muß mehr als Göttlich seyn.
5. Man weiß nicht was man ist.
Jch weiß nicht was ich bin/ Jch bin nicht was ich weiß:
Ein ding und nit ein ding: Ein stüpffchin und ein kreiß.
6. Du


Johannis Angeli Sileſij
Erſtes Buch
Geiſtꝛeicheꝛ Sin̄- und Schluß-
Reimen.
1. Was fein iſt das beſteht.
Rein wie das feinſte Gold/ ſteiff wie ein Felſenſtein/
Gantz lauter wie Criſtall/ ſol dein Gemuͤthe ſeyn.
2. Die Ewige Ruheſtaͤdt.
Es mag ein anderre ſich umb ſein Begraͤbniß kraͤnken/
Und ſeinen Madenſak mit ſtoltzem Bau bedaͤnken.
Jch Sorge nicht dafuͤr: Mein Grab/ mein Felß und
Jn dem ich ewig Ruh/ ſo[l]’s Hertze JEſu ſeyn. (ſchrein.
3. GOtt kan allein vergnuͤgen.
Weg weg jhr Seraphim jhr koͤnt mich nicht erquikken:
Weg weg jhr Engel all; und was an euch thut bikken:
Jch wil nun eurer nicht; ich werffe mich allein/
Jns ungeſchaffne Meer der bloſſen GOttheit ein.
4. Man muß gantz Goͤttlich ſeyn.
HErꝛ es genuͤgt mir nicht/ daß ich dir Engliſch diene/
Und in Vollkommenheit der Goͤtter fuͤr dir Gruͤne:
Es iſt mir vil zuſchlecht/ und meinem Geiſt zu klein:
Wer Dir recht dienen wil muß mehr als Goͤttlich ſeyn.
5. Man weiß nicht was man iſt.
Jch weiß nicht was ich bin/ Jch bin nicht was ich weiß:
Ein ding und nit ein ding: Ein ſtuͤpffchin und ein kreiß.
6. Du
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[21/0027] Johannis Angeli Sileſij Erſtes Buch Geiſtꝛeicheꝛ Sin̄- und Schluß- Reimen. 1. Was fein iſt das beſteht. Rein wie das feinſte Gold/ ſteiff wie ein Felſenſtein/ Gantz lauter wie Criſtall/ ſol dein Gemuͤthe ſeyn. 2. Die Ewige Ruheſtaͤdt. Es mag ein anderre ſich umb ſein Begraͤbniß kraͤnken/ Und ſeinen Madenſak mit ſtoltzem Bau bedaͤnken. Jch Sorge nicht dafuͤr: Mein Grab/ mein Felß und Jn dem ich ewig Ruh/ ſol’s Hertze JEſu ſeyn. (ſchrein. 3. GOtt kan allein vergnuͤgen. Weg weg jhr Seraphim jhr koͤnt mich nicht erquikken: Weg weg jhr Engel all; und was an euch thut bikken: Jch wil nun eurer nicht; ich werffe mich allein/ Jns ungeſchaffne Meer der bloſſen GOttheit ein. 4. Man muß gantz Goͤttlich ſeyn. HErꝛ es genuͤgt mir nicht/ daß ich dir Engliſch diene/ Und in Vollkommenheit der Goͤtter fuͤr dir Gruͤne: Es iſt mir vil zuſchlecht/ und meinem Geiſt zu klein: Wer Dir recht dienen wil muß mehr als Goͤttlich ſeyn. 5. Man weiß nicht was man iſt. Jch weiß nicht was ich bin/ Jch bin nicht was ich weiß: Ein ding und nit ein ding: Ein ſtuͤpffchin und ein kreiß. 6. Du

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/27>, abgerufen am 28.03.2024.