Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Joh: Angeli sechstes Buch
154. GOtt thut selbst alles.
GOtt legt den Pfeil selbst auf/ GOtt spannet selbst den
Bogen.
GOtt drücket selber ab: drumb ists so wol gezogen.
155. Je näher beym Ziel/ je gewisser.
Je näher bey dem Ziehl/ je näher beym Gewien;
Meinstu das Hertze GOttes/ so thrit nur nahe hin.
156. Des Sünders Gebeth ist umbsonst.
Der Sünder ziehlt nach Gott/ und wendt sich von ihm
weg/
Wie sols denn möglich seyn/ daß er berühr den Zweg?
157. Wie man sich zu GOtt kehrt.
Mit Heiliger Begihr/ und nicht mit blossem bethen;
Mit Heilgem Lebenslauff komt man zu GOtt gethreten.
158. Der Geistliche Schütze-Zeug.
Das Hertz ist unser Rohr/ die Liebe Kraut und Loth/
Der Zun der gutter Will: Zieh loß so triffstu GOtt.
159. Das Hertze muß scharff geladen seyn.
Ey lad doch recht und scharff/ was paffstu in die Lufft?
Was blind geladen ist das heisset nur gepufft.
160. Es muß auß dem Hertzen gehn.
Das Mundloch giebt nicht Feur/ im Fall du je wild
schüssen/
Mustu die Kammer ja zuvor geladen wissen.
161. Das Hertze muß geräumt und rein
seyn.
Christ ist das Rohr nicht rein/ die Kammer nicht geraumt
Und du drückst gleichwol loß/ so halt' ich daß dir traumt.
162. Ein
Joh: Angeli ſechſtes Buch
154. GOtt thut ſelbſt alles.
GOtt legt den Pfeil ſelbſt auf/ GOtt ſpannet ſelbſt den
Bogen.
GOtt druͤcket ſelber ab: drumb iſts ſo wol gezogen.
155. Je naͤher beym Ziel/ je gewiſſer.
Je naͤher bey dem Ziehl/ je naͤher beym Gewien;
Meinſtu das Hertze GOttes/ ſo thrit nur nahe hin.
156. Des Suͤnders Gebeth iſt umbſonſt.
Der Suͤnder ziehlt nach Gott/ und wendt ſich von ihm
weg/
Wie ſols denn moͤglich ſeyn/ daß er beruͤhr den Zweg?
157. Wie man ſich zu GOtt kehrt.
Mit Heiliger Begihr/ und nicht mit bloſſem bethen;
Mit Heilgem Lebenslauff komt man zu GOtt gethreten.
158. Der Geiſtliche Schuͤtze-Zeug.
Das Hertz iſt unſer Rohr/ die Liebe Kraut und Loth/
Der Zun der gutter Will: Zieh loß ſo triffſtu GOtt.
159. Das Hertze muß ſcharff geladen ſeyn.
Ey lad doch recht und ſcharff/ was paffſtu in die Lufft?
Was blind geladen iſt das heiſſet nur gepufft.
160. Es muß auß dem Hertzen gehn.
Das Mundloch giebt nicht Feur/ im Fall du je wild
ſchuͤſſen/
Muſtu die Kammer ja zuvor geladen wiſſen.
161. Das Hertze muß geraͤumt und rein
ſeyn.
Chriſt iſt das Rohr nicht rein/ die Kam̄er nicht geraumt
Und du druͤckſt gleichwol loß/ ſo halt’ ich daß dir traumt.
162. Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0243" n="252[237]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Joh: Angeli &#x017F;ech&#x017F;tes Buch</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>154. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">GOtt thut &#x017F;elb&#x017F;t alles.</hi></hi></head><lb/>
          <l>GOtt legt den Pfeil &#x017F;elb&#x017F;t auf/ GOtt &#x017F;pannet &#x017F;elb&#x017F;t den</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Bogen.</hi> </l><lb/>
          <l>GOtt dru&#x0364;cket &#x017F;elber ab: drumb i&#x017F;ts &#x017F;o wol gezogen.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>155. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Je na&#x0364;her beym Ziel/ je gewi&#x017F;&#x017F;er.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Je na&#x0364;her bey dem Ziehl/ je na&#x0364;her beym Gewien;</l><lb/>
          <l>Mein&#x017F;tu das Hertze GOttes/ &#x017F;o thrit nur nahe hin.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>156. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Des Su&#x0364;nders Gebeth i&#x017F;t umb&#x017F;on&#x017F;t.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der Su&#x0364;nder ziehlt nach Gott/ und wendt &#x017F;ich von ihm</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">weg/</hi> </l><lb/>
          <l>Wie &#x017F;ols denn mo&#x0364;glich &#x017F;eyn/ daß er beru&#x0364;hr den Zweg?</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>157. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wie man &#x017F;ich zu GOtt kehrt.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Mit Heiliger Begihr/ und nicht mit blo&#x017F;&#x017F;em bethen;</l><lb/>
          <l>Mit Heilgem Lebenslauff komt man zu GOtt gethreten.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>158. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Gei&#x017F;tliche Schu&#x0364;tze-Zeug.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Das Hertz i&#x017F;t un&#x017F;er Rohr/ die Liebe Kraut und Loth/</l><lb/>
          <l>Der Zun der gutter Will: Zieh loß &#x017F;o triff&#x017F;tu GOtt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>159. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Das Hertze muß &#x017F;charff geladen &#x017F;eyn.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Ey lad doch recht und &#x017F;charff/ was paff&#x017F;tu in die Lufft?</l><lb/>
          <l>Was blind geladen i&#x017F;t das hei&#x017F;&#x017F;et nur gepufft.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>160. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Es muß auß dem Hertzen gehn.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Das Mundloch giebt nicht Feur/ im Fall du je wild</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</hi> </l><lb/>
          <l>Mu&#x017F;tu die Kammer ja zuvor geladen wi&#x017F;&#x017F;en.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>161. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Das Hertze muß gera&#x0364;umt und rein<lb/>
&#x017F;eyn.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Chri&#x017F;t i&#x017F;t das Rohr nicht rein/ die Kam&#x0304;er nicht geraumt</l><lb/>
          <l>Und du dru&#x0364;ck&#x017F;t gleichwol loß/ &#x017F;o halt&#x2019; ich daß dir traumt.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">162. <hi rendition="#fr">Ein</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252[237]/0243] Joh: Angeli ſechſtes Buch 154. GOtt thut ſelbſt alles. GOtt legt den Pfeil ſelbſt auf/ GOtt ſpannet ſelbſt den Bogen. GOtt druͤcket ſelber ab: drumb iſts ſo wol gezogen. 155. Je naͤher beym Ziel/ je gewiſſer. Je naͤher bey dem Ziehl/ je naͤher beym Gewien; Meinſtu das Hertze GOttes/ ſo thrit nur nahe hin. 156. Des Suͤnders Gebeth iſt umbſonſt. Der Suͤnder ziehlt nach Gott/ und wendt ſich von ihm weg/ Wie ſols denn moͤglich ſeyn/ daß er beruͤhr den Zweg? 157. Wie man ſich zu GOtt kehrt. Mit Heiliger Begihr/ und nicht mit bloſſem bethen; Mit Heilgem Lebenslauff komt man zu GOtt gethreten. 158. Der Geiſtliche Schuͤtze-Zeug. Das Hertz iſt unſer Rohr/ die Liebe Kraut und Loth/ Der Zun der gutter Will: Zieh loß ſo triffſtu GOtt. 159. Das Hertze muß ſcharff geladen ſeyn. Ey lad doch recht und ſcharff/ was paffſtu in die Lufft? Was blind geladen iſt das heiſſet nur gepufft. 160. Es muß auß dem Hertzen gehn. Das Mundloch giebt nicht Feur/ im Fall du je wild ſchuͤſſen/ Muſtu die Kammer ja zuvor geladen wiſſen. 161. Das Hertze muß geraͤumt und rein ſeyn. Chriſt iſt das Rohr nicht rein/ die Kam̄er nicht geraumt Und du druͤckſt gleichwol loß/ ſo halt’ ich daß dir traumt. 162. Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Werkes erschien 1657 unter… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T14:19:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat. (2013-08-21T14:19:32Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/243
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 252[237]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/243>, abgerufen am 03.05.2024.