Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Erinnerungs Vorrede nen! was bin ich doch mein König und meinGOtt! und was ist meine Seele O unendliche Majestät! daß du dich ernidrigest zu mir/ und mich erhebst zu dir! daß du Lust suchst bey mir/ der du doch die ewige Lustbarkeit bist aller Gei- ster! daß du dich mit mir wilt Vereinigen/ und mich mit dir/ der du in und an dir selbst Ewig- lich genug hast! Ja was ist meine Seele/ daß sie dir auch gar so Gemein sol seyn/ wie eine Braut jhrem Bräutigam/ wie eine Liebe jhrem Lieben! Omein GOtt: Wann ich nicht glaubte daß du warhafftig wärest/ so könte ich nicht glauben daß zwischen mir und dir/ als der unvergleichliche Majestät solche Gemein schafft jemahls möglich wäre. Weil du aber gesprochen du wollest dich mit mir Vermählen in Ewigkeit; so muß ich nur dise übervernünfftliche Genade/ welcher ich mich nimmermehr könte würdig schätzen/ mit de- müttigem Hertzen und verstarrtem Geiste ver- wundern. Du OGOtt bist der allein unver- gleichliche wunder thut; Sinthemal du auch alleine GOtt bist. Dir sey Lob/ und Preiß/ und Danck/ und Herrligkeit von Ewigkeit zu E- wigkeit. Was sonsten viel andere nicht jederman Ge- auch
Erinnerungs Vorrede nen! was bin ich doch mein Koͤnig und meinGOtt! und was iſt meine Seele O unendliche Majeſtaͤt! daß du dich ernidrigeſt zu mir/ und mich erhebſt zu dir! daß du Luſt ſuchſt bey mir/ der du doch die ewige Luſtbarkeit biſt aller Gei- ſter! daß du dich mit mir wilt Vereinigen/ und mich mit dir/ der du in und an dir ſelbſt Ewig- lich genug haſt! Ja was iſt meine Seele/ daß ſie dir auch gar ſo Gemein ſol ſeyn/ wie eine Braut jhrem Braͤutigam/ wie eine Liebe jhrem Lieben! Omein GOtt: Wann ich nicht glaubte daß du warhafftig waͤreſt/ ſo koͤnte ich nicht glauben daß zwiſchẽ mir un̄ dir/ als der unvergleichlichē Majeſtaͤt ſolche Gemein ſchafft jemahls moͤglich waͤre. Weil du aber geſprochen du wolleſt dich mit mir Vermaͤhlen in Ewigkeit; ſo muß ich nur diſe uͤbervernuͤnfftliche Genade/ welcher ich mich nimmermehr koͤnte wuͤrdig ſchaͤtzen/ mit de- muͤttigem Hertzen und verſtarꝛtem Geiſte ver- wundern. Du OGOtt biſt der allein unver- gleichliche wunder thut; Sinthemal du auch alleine GOtt biſt. Dir ſey Lob/ und Preiß/ und Danck/ und Herꝛligkeit von Ewigkeit zu E- wigkeit. Was ſonſten viel andere nicht jederman Ge- auch
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Erinnerungs Vorrede
nen! was bin ich doch mein Koͤnig und mein
GOtt! und was iſt meine Seele O unendliche
Majeſtaͤt! daß du dich ernidrigeſt zu mir/ und
mich erhebſt zu dir! daß du Luſt ſuchſt bey mir/
der du doch die ewige Luſtbarkeit biſt aller Gei-
ſter! daß du dich mit mir wilt Vereinigen/ und
mich mit dir/ der du in und an dir ſelbſt Ewig-
lich genug haſt! Ja was iſt meine Seele/ daß ſie
dir auch gar ſo Gemein ſol ſeyn/ wie eine Braut
jhrem Braͤutigam/ wie eine Liebe jhrem Lieben!
Omein GOtt: Wann ich nicht glaubte daß du
warhafftig waͤreſt/ ſo koͤnte ich nicht glauben
daß zwiſchẽ mir un̄ dir/ als der unvergleichlichē
Majeſtaͤt ſolche Gemein ſchafft jemahls moͤglich
waͤre. Weil du aber geſprochen du wolleſt dich
mit mir Vermaͤhlen in Ewigkeit; ſo muß ich
nur diſe uͤbervernuͤnfftliche Genade/ welcher ich
mich nimmermehr koͤnte wuͤrdig ſchaͤtzen/ mit de-
muͤttigem Hertzen und verſtarꝛtem Geiſte ver-
wundern. Du OGOtt biſt der allein unver-
gleichliche wunder thut; Sinthemal du auch
alleine GOtt biſt. Dir ſey Lob/ und Preiß/ und
Danck/ und Herꝛligkeit von Ewigkeit zu E-
wigkeit.
Was ſonſten viel andere nicht jederman Ge-
meine Reden und Spruͤche anbelangt/ ſo hoffe
ich ſie werden/ dem guͤnſtigen Leſer/ im fall er in
den Lehrern der geheimen GOttes Weißheit
bekandt iſt/ nicht alleine nicht frembde; ſondern
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