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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh: Angeli fünfftes Buch
193. GOtt liebet einen wie alle.
GOtt liebet mich so sehr als alles was auf Erden;
Wär' er nicht Mensch gebohrn/ er würde mirs noch wer-
den.
194. Aller Heiligen Werke sind nur ein
Wert.
Was alle Heilgen thun/ das kan ein Mensch allein:
Ja? schau sie thun sonst nichts als GOtt gelassen seyn.
195. GOtt wird im müssig seyn gefunden.
GOtt wird viel eher dem der gäntzlich müssig sitzt;
Als dem der nach Jhm laufft daß Leib und Seele schwitzt.
196. GOtt hat alle Nahmen/ und keinen.
Man kan den höchsten GOtt mit allen Nahmen nennen:
Man kan jhm widerumb nicht einen zu erkennen.
197. GOtt ist nichts und alles.
GOtt der ist nichts und alls ohn alle deuteley:
Dann nenn was das Er ist? auch was das Er nicht sey?
198. Christus ist unser Muster.
Mensch wenn du dich wilt GOTT zum Tempel aufer-
bauen/
Mustu das rechte Maß an Christo dir abschauen.
199. Der Liebe gegenwurf.
Der Liebe gegen-wurff ists höste Gutt allein:
Liebt sie was ausser dem/ so müß sie Närrisch seyn.
200. Was man liebt/ in das verwandelt
man sich. auß
S. Augustino.
Mensch was du liebst in das wirstu verwandelt werden/
GOtt wirstu liebstu GOtt/ und Erde liebstu Erden
201. Die
Joh: Angeli fuͤnfftes Buch
193. GOtt liebet einen wie alle.
GOtt liebet mich ſo ſehr als alles was auf Erden;
Waͤr’ er nicht Menſch gebohrn/ er wuͤrde mirs noch wer-
den.
194. Aller Heiligen Werke ſind nur ein
Wert.
Was alle Heilgen thun/ das kan ein Menſch allein:
Ja? ſchau ſie thun ſonſt nichts als GOtt gelaſſen ſeyn.
195. GOtt wird im muͤſſig ſeyn gefunden.
GOtt wird viel eher dem der gaͤntzlich muͤſſig ſitzt;
Als dem der nach Jhm laufft daß Leib und Seele ſchwitzt.
196. GOtt hat alle Nahmen/ und keinen.
Man kan den hoͤchſten GOtt mit allen Nahmen nen̄en:
Man kan jhm widerumb nicht einen zu erkennen.
197. GOtt iſt nichts und alles.
GOtt der iſt nichts und alls ohn alle deuteley:
Dann nenn was das Er iſt? auch was das Er nicht ſey?
198. Chriſtus iſt unſer Muſter.
Menſch wenn du dich wilt GOTT zum Tempel aufer-
bauen/
Muſtu das rechte Maß an Chriſto dir abſchauen.
199. Der Liebe gegenwurf.
Der Liebe gegen-wurff iſts hoͤſte Gutt allein:
Liebt ſie was auſſer dem/ ſo muͤß ſie Naͤrriſch ſeyn.
200. Was man liebt/ in das verwandelt
man ſich. auß
S. Auguſtino.
Menſch was du liebſt in das wirſtu verwandelt werden/
GOtt wirſtu liebſtu GOtt/ und Erde liebſtu Erden
201. Die
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[199[188]/0194] Joh: Angeli fuͤnfftes Buch 193. GOtt liebet einen wie alle. GOtt liebet mich ſo ſehr als alles was auf Erden; Waͤr’ er nicht Menſch gebohrn/ er wuͤrde mirs noch wer- den. 194. Aller Heiligen Werke ſind nur ein Wert. Was alle Heilgen thun/ das kan ein Menſch allein: Ja? ſchau ſie thun ſonſt nichts als GOtt gelaſſen ſeyn. 195. GOtt wird im muͤſſig ſeyn gefunden. GOtt wird viel eher dem der gaͤntzlich muͤſſig ſitzt; Als dem der nach Jhm laufft daß Leib und Seele ſchwitzt. 196. GOtt hat alle Nahmen/ und keinen. Man kan den hoͤchſten GOtt mit allen Nahmen nen̄en: Man kan jhm widerumb nicht einen zu erkennen. 197. GOtt iſt nichts und alles. GOtt der iſt nichts und alls ohn alle deuteley: Dann nenn was das Er iſt? auch was das Er nicht ſey? 198. Chriſtus iſt unſer Muſter. Menſch wenn du dich wilt GOTT zum Tempel aufer- bauen/ Muſtu das rechte Maß an Chriſto dir abſchauen. 199. Der Liebe gegenwurf. Der Liebe gegen-wurff iſts hoͤſte Gutt allein: Liebt ſie was auſſer dem/ ſo muͤß ſie Naͤrriſch ſeyn. 200. Was man liebt/ in das verwandelt man ſich. auß S. Auguſtino. Menſch was du liebſt in das wirſtu verwandelt werden/ GOtt wirſtu liebſtu GOtt/ und Erde liebſtu Erden 201. Die

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 199[188]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/194>, abgerufen am 27.04.2024.