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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Geistr. Sinn- und schlußr.
65. Der arme Lazarus.
Wie ungleich ist der Tod! die Engel tragen jhn
Den armen Lazarum zur ewgen ruhe hin.
Der reiche da er stirbt wird voller Angst und Pein:
So gutt ists auff der Welt nie reich gewesen seyn!
66. Von Maria Magdalene.
Was dänkt doch Magdalen daß sie so offentlich
Dem HErrn zu Fusse fällt/ und schuldig giebet sich?
Ach frage doch nicht erst: schau wie die Augen funken:
Du sihst wol daß sie ist von grosser Liebe trunken.
67. Martha und Maria.
Die Martha laufft und rennt daß sie den HErren speise/
Maria sitzet still; und hat doch solcher weise
Das beste theil erwöhlt: sie speiset jhn allein/
Die aber findt auch fich von jhm gespeiset seyn.
68. Von Maria Magdalene.
Maria kombt zum HErrn voll Leids und voller
Schmertzen/
Sie bittet umb Genad/ und thut doch jhren Mund
Mit keinem Wörtlein auf: wie macht sie' s ihm dann.
kundt?
Mit Jhrer Thränen fall und dem zerknirschten Hertzen.
69 Die Sünde.
Die Sünd' ist anders nichts/ als daß ein Mensch von
GOtt
Sein Angesicht abwendt/ und kehret sich zum Tod.
70. Der Mensch.
Das gröste Wunder ding ist doch der Mensch allein:
Er kan/ nach dem ers macht/ GOtt oder Teufel seyn.
71. Der
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
65. Der arme Lazarus.
Wie ungleich iſt der Tod! die Engel tragen jhn
Den armen Lazarum zur ewgen ruhe hin.
Der reiche da er ſtirbt wird voller Angſt und Pein:
So gutt iſts auff der Welt nie reich geweſen ſeyn!
66. Von Maria Magdalene.
Was daͤnkt doch Magdalen daß ſie ſo offentlich
Dem HErꝛn zu Fuſſe faͤllt/ und ſchuldig giebet ſich?
Ach frage doch nicht erſt: ſchau wie die Augen funken:
Du ſihſt wol daß ſie iſt von groſſer Liebe trunken.
67. Martha und Maria.
Die Martha laufft und rennt daß ſie den HErꝛen ſpeiſe/
Maria ſitzet ſtill; und hat doch ſolcher weiſe
Das beſte theil erwoͤhlt: ſie ſpeiſet jhn allein/
Die aber findt auch fich von jhm geſpeiſet ſeyn.
68. Von Maria Magdalene.
Maria kombt zum HErꝛn voll Leids und voller
Schmertzen/
Sie bittet umb Genad/ und thut doch jhren Mund
Mit keinem Woͤrtlein auf: wie macht ſie’ s ihm dann.
kundt?
Mit Jhrer Thraͤnen fall und dem zerknirſchten Hertzen.
69 Die Suͤnde.
Die Suͤnd’ iſt anders nichts/ als daß ein Menſch von
GOtt
Sein Angeſicht abwendt/ und kehret ſich zum Tod.
70. Der Menſch.
Das groͤſte Wunder ding iſt doch der Menſch allein:
Er kan/ nach dem ers macht/ GOtt oder Teufel ſeyn.
71. Der
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[143[141]/0147] Geiſtr. Sinn-und ſchlußr. 65. Der arme Lazarus. Wie ungleich iſt der Tod! die Engel tragen jhn Den armen Lazarum zur ewgen ruhe hin. Der reiche da er ſtirbt wird voller Angſt und Pein: So gutt iſts auff der Welt nie reich geweſen ſeyn! 66. Von Maria Magdalene. Was daͤnkt doch Magdalen daß ſie ſo offentlich Dem HErꝛn zu Fuſſe faͤllt/ und ſchuldig giebet ſich? Ach frage doch nicht erſt: ſchau wie die Augen funken: Du ſihſt wol daß ſie iſt von groſſer Liebe trunken. 67. Martha und Maria. Die Martha laufft und rennt daß ſie den HErꝛen ſpeiſe/ Maria ſitzet ſtill; und hat doch ſolcher weiſe Das beſte theil erwoͤhlt: ſie ſpeiſet jhn allein/ Die aber findt auch fich von jhm geſpeiſet ſeyn. 68. Von Maria Magdalene. Maria kombt zum HErꝛn voll Leids und voller Schmertzen/ Sie bittet umb Genad/ und thut doch jhren Mund Mit keinem Woͤrtlein auf: wie macht ſie’ s ihm dann. kundt? Mit Jhrer Thraͤnen fall und dem zerknirſchten Hertzen. 69 Die Suͤnde. Die Suͤnd’ iſt anders nichts/ als daß ein Menſch von GOtt Sein Angeſicht abwendt/ und kehret ſich zum Tod. 70. Der Menſch. Das groͤſte Wunder ding iſt doch der Menſch allein: Er kan/ nach dem ers macht/ GOtt oder Teufel ſeyn. 71. Der

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 143[141]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/147>, abgerufen am 23.11.2024.